Nvidia besänftigt Investoren
Nvidia besänftigt Investoren
Nvidia besänftigt Investoren
Massiver Umsatzzuwachs im dritten Quartal zerstreut Sorgen vor einem abflauenden KI-Geschäft – Aktie legt zu
tom/das/dpa-afx Frankfurt
Der KI-Boom hat Nvidia im dritten Quartal ein rasantes Wachstum beschert und so die Sorgen vor einer Blase an den Kapitalmärkten zerstreut. Nach Vorlage der Quartalszahlen sprang die Aktie im New Yorker Mittagshandel um 3% auf 192 Dollar hoch, nachdem sie sich bereits am Vortag mit plus 3% an die Spitze im Dow Jones Industrial gesetzt hatte.
Vorstandschef Jensen Huang entgegnete Kritikern in einer Telefonkonferenz, viele Branchen stünden erst am Anfang der Umgestaltung durch KI mit sogenannter Agenten-Software, die eigenständig agieren kann und noch mehr Rechenleistung im Hintergrund braucht. Huang erklärte, sein Unternehmen verfüge über genügend neue Blackwell-Chips, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, und das Geschäft laufe „sehr, sehr gut”.
Warum Nvidia so mächtig ist
Nvidia-Chips werden sowohl für das aufwendige Training von KI-Modellen zum Beispiel für den Chatbot ChatGPT eingesetzt, als auch beim Betrieb der Software. Im vergangenen Quartal sprang der Umsatz im Jahresvergleich um 62% auf 57 Mrd. Dollar hoch. Nvidia übertraf damit die Erwartungen der Wall Street. Selbst im Vergleich zum Quartal davor gab es ein Plus von 22%.
Angesichts der Marktmacht sind die Nvidia-Ergebnisse ein Gradmesser für den Zustand der KI-Industrie insgesamt. Denn Schwergewichte wie Google oder Microsoft füllen ganze Rechenzentren mit Nvidia-Chips – und auch KI-Firmen wie der ChatGPT-Entwickler OpenAI setzen darauf. Wenn riesige Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz angekündigt werden, ist davon auszugehen, dass ein großer Teil davon bei Nvidia landet.
In den vergangenen Wochen wurden an den Börsen jedoch die Sorgen größer, dass die hohen Erwartungen an das zukünftige Geschäft mit Künstlicher Intelligenz zu einer Blase bei den Aktienkursen von Tech-Unternehmen geführt haben könnten. Vor allem wird die Frage aufgeworfen, ob sich die Investitionen von hunderten Mrd. Dollar für den Ausbau von KI-Rechenzentren in absehbarer Zeit überhaupt rentieren können.
Was Börsianer sorgt
Kopfzerbrechen bereitet hatten Börsianern unter anderem Nvidias steigende Zahlungen an Kunden zur Anmietung anderweitig nicht genutzter Rechenkapazitäten. Das Volumen derartiger Verträge verdoppelte sich im dritten Quartal auf 26 Mrd. Dollar. Im September hatte Nvidia eine derartige Vereinbarung mit dem KI-Cloudspezialisten CoreWeave getroffen.
Ein weiterer Stimmungsdämpfer ist das wegbrechende Geschäft in China. Wegen der US-Beschränkungen für Hochtechnologie-Exporte und der Warnung der chinesischen Behörden vor dem Einsatz von Nvidia-Produkten ist das Unternehmen aus dem dortigen Markt faktisch ausgeschlossen. Diese Einbußen versucht Nvidia mit verstärkten Verkäufen in andere Regionen auszugleichen. Am Mittwoch hatte die US-Regierung die Lieferung mehrerer Zehntausend KI-Prozessoren an eine KI-Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten genehmigt. Parallel dazu kündigte der teilstaatliche saudi-arabische KI-Entwickler Humain an, 600.000 Nvidia-Chips kaufen zu wollen.
Was Analysten sagen
Analysten reagierten durch die Bank positiv auf die Nvidia-Ergebnisse. Goldman Sachs hob das Kursziel für Nvidia von 240 auf 250 Dollar an und beließ die Einstufung auf „Buy“. Eine dynamische Rechenzentren-Nachfrage dürfte auch die Schätzungen für den KI-Konzern und dessen Aktien antreiben, schrieb Analyst James Schneider in einem Kommentar. Das höchste Kursziel unter den acht von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX ausgewerteten Analysehäusern hat Bernstein Research mit 275 Dollar.
Erst vor drei Wochen hatte der KI-Gigant mit seinem Börsenwert die Schallmauer von 5 Bill. Dollar durchbrochen und ist damit das erste Unternehmen weltweit, dem dieser Sprung gelang. Dann allerdings war unter den Anlegern die Vorsicht zurückgekehrt und die Aktie fiel wieder. Denn die Bewertungen von Tech-Werten mit KI-Bezug waren seit Beginn der KI-Euphorie enorm gestiegen, was zuletzt die Sorge um eine Blase genährt hatte.
Viel mehr wert als der Dax
Allein Nvidia ist inzwischen etwa zweieinhalbmal so viel wert wie alle 40 Unternehmen im deutschen Leitindex Dax zusammen. Der US-Chipkonzern hatte im Sommer 2024 erstmals die Marke von 3 Bill. Dollar geknackt und war dann im Juli 2025 bereits bei 4 Bill. Dollar gelandet. Gerechnet seit Ende 2022 hat sich der Kurs vervierzehnfacht – „ein beispielloser Aufstieg in der Geschichte der Finanzmärkte“, wie Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets kürzlich schrieb.
Wie beeindruckend der Lauf der Nvidia-Aktie seit mehreren Jahren ist, zeigt auch ein Vergleich mit den sechs anderen Mitgliedern der sogenannten „Glorreichen Sieben“ oder „Magnificent 7“, also der größten und bedeutendsten US-Tech-Unternehmen: Apple, Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und Tesla. Mit einem Anstieg um rund 1.200% innerhalb von rund drei Jahren führt die Nvidia-Aktie die Liste der sieben mit großem Abstand an. Auf Platz zwei steht Meta mit einem Anstieg von rund 400%.
Dämpfer in jüngster Zeit
Die zwischenzeitlichen Zweifel hatten den Börsenwert von Nvidia allerdings binnen weniger Wochen von 5 auf rund 4,5 Bill. Dollar fallen lassen. Einige große Investoren waren ausgestiegen. So verkaufte der japanische Technologiekonzern Softbank seinen gesamten Nvidia-Anteil im Wert von 5,8 Mrd. Dollar, um das Geld in andere KI-Investitionen umzuschichten. Der Hedge-Fonds des bekannten Wagniskapitalgebers Peter Thiel trennte sich im dritten Quartal von seiner rund 100 Mill. Dollar schweren Nvidia-Beteiligung.
Trotz dessen liegt Nvidia in der Rangliste der weltweit wertvollsten Unternehmen mit seinen 4,5 Bill. Dollar weit vorn. Apple und Microsoft folgen mit annähernd 4 Bill. Dollar, die Google-Mutter Alphabet liegt auf Rang vier mit 3,5 Bill. Dollar.
Selten zuvor hatten Investoren und Analysten so gebannt auf die Quartalszahlen eines Unternehmens gewartet wie jetzt bei Nvidia. Kein Wunder, steht der US-Konzern doch wie kein anderer für KI – und die Frage, ob es an den Kapitalmärkten zu einer Blase kommt. Die Antwort aktuell lautet: Nein.
