Ohrfeige für Deloitte

Britische Aufsicht hält Rekordgeldstrafe für Autonomy-Bilanzprüfung aufrecht

Ohrfeige für Deloitte

hip London – Der Financial Reporting Council (FRC) hat nach acht Jahren seine Untersuchung der Tätigkeit von Deloitte und zwei ehemaligen Partnern der Firma für die britische Softwarefirma Autonomy abgeschlossen, die 2011 für 11 Mrd. Dollar von Hewlett-Packard (HP) übernommen wurde. HP schrieb ein Jahr später 6,7 Mrd. Pfund auf den Neuerwerb ab und warf dem Management Bilanzbetrug vor. Autonomy-Finanzchef Sushovan Hussain wurde von einem US-Gericht des Betrugs in allen 16 Anklagepunkten für schuldig befunden. Wie dem gestern vorgelegten Abschlussbericht des unabhängigen Aufsichtsgremiums der britischen Wirtschaftsprüfer und Aktuare zu entnehmen ist, erlaubten die Prüfer Autonomy unter anderem, die Gewinnmarge zu frisieren, indem Verluste aus Hardwareverkäufen als Marketingaufwand deklariert werden durften. Das Tribunal erhielt die im September vergangenen Jahres verhängte Rekordgeldstrafe von 15 Mill. Pfund aufrecht. Die Big-4-Firma und ihre ehemaligen Mitarbeiter hatten die Vorwürfe bis zuletzt zurückgewiesen.Autonomy sei der einzige Kunde der Deloitte-Niederlassung in Cambridge aus dem FTSE 100 gewesen, heißt es im Abschlussbericht des FRC. Intern seien immer wieder Bedenken gegen die Rechnungslegungspraktiken von Autonomy geltend gemacht worden, doch habe die Firma daraufhin nicht gehandelt. Die Kundenbeziehung sei “von kritischer Bedeutung für den finanziellen Erfolg des Büros”, habe einer der beiden Partner einem Vorgesetzten dargelegt. Ab dem dritten Quartal 2009 begann Autonomy, von der Investoren starkes Umsatzwachstum erwarteten, den Erlös durch den Verkauf von Hardware in die Höhe zu treiben. Das Management wies – mit dem Segen der Prüfer – eine einzige Zahl für das Umsatzwachstum aus, in die sowohl Hardware- als auch die Softwareverkäufe eingingen. Verluste aus Hardwareverkäufen durften anderweitig verbucht werden. In einem Berichtszeitraum wurde die Marge auf diese Weise von 71 % auf 86 % nach oben gehievt. Verluste von 28 Mill. Dollar aus Hardwareverkäufen wurden als Vertriebs- und Marketingkosten deklariert. Dieses Vorgehen abzunicken sei “Fehlverhalten” gewesen, das sich “deutlich unter den erwarteten Standards” bewege, urteilte das Tribunal. Auch hätten Deloitte und die beiden ehemaligen Mitarbeiter nicht in außerordentlicher Weise mit der Aufsicht kooperiert. Frank Field (Labour), der Vorsitzende des Arbeits- und Rentenausschusses des Unterhauses, nannte die Autonomy-Untersuchung einmal ein “schreckliches Beispiel für die Unbeholfenheit und Langsamkeit mancher Regulierer”. Das Senior Fraud Office (SFO) hatte seine Ermittlungen zur Übernahme 2015 mit der Begründung zu den Akten gelegt, dass man nicht über ausreichend Beweise “für realistische Aussichten auf eine Verurteilung” verfüge. Der FRC begann 2013, den Fall zu untersuchen. Es geht um Vorgänge, die ein Jahrzehnt zurückliegen. Keinesfalls ungewöhnlich: Im Fall MG Rover gingen sogar zwölf Jahre ins Land, bis der FRC seine Untersuchung abschloss.