Ohrfeige für Fresenius Medical Care

Vorstand und Aufsichtsrat nur knapp entlastet

Ohrfeige für Fresenius Medical Care

swa Frankfurt – Die außenstehenden Aktionäre der Fresenius Medical Care (FMC) haben der Verwaltung des Dialysekonzerns auf der Hauptversammlung die gelbe Karte gezeigt. Der Aufsichtsrat wurde mit nur 52,32 % entlastet, für die persönlich haftende Gesellschafterin fand sich ein leicht höheres Votum von 56,81 %. Das Grundkapital war zu 76,68 % vertreten, die mit 31 % beteiligte Muttergesellschaft Fresenius durfte bei der Entlastung nicht mitstimmen.Nach Angaben von FMC hat sich der Stimmrechtsberater ISS gegen eine Entlastung ausgesprochen und dafür die Korruptionsuntersuchungen in den USA ins Feld geführt. Dieses Verfahren hatte FMC im März abgeschlossen und sich auf die Zahlung von 232 Mill. Dollar an die US-Börsenaufsicht SEC und an das US-Justizministerium verpflichtet. Nach Darstellung der US-Behörden soll FMC in Angola und Saudi-Arabien Schmiergelder gezahlt haben, um Geschäft zu behalten und auszubauen.FMC sieht nach den Worten eines Unternehmenssprechers “keine sachliche Grundlage” für die Empfehlung von ISS. Das Unternehmen habe die Behörden im Jahr 2012 selbst in Kenntnis gesetzt und seither vollumfänglich bei ihren Ermittlungen unterstützt. FMC habe die Fälle gründlich aufgearbeitet und Compliance sowie interne Kontrollmechanismen in den vergangenen Jahren weiter verbessert. Mächtige StimmrechtsberaterDer Entlastungsbeschluss hat in der diesjährigen Hauptversammlungssaison schon in einigen Fällen für Aufsehen gesorgt. Bei Bayer wurde sogar erstmals ein amtierender Vorstand nicht entlastet, wobei ihm die Aktionäre Defizite in der Einschätzung der Rechtsrisiken bei der Übernahme von Monsanto vorhielten. Auch dort gehörte ISS zu den Kritikern. Der mächtige Stimmrechtsberater hat auch die Aktionäre der Deutschen Bank aufgefordert, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.