Ölkonzerne halten Dividenden stabil

Niedriger Ölpreis und schwache Margen im Raffineriegeschäft - Shell machen zudem Abschreibungen auf BG Group zu schaffen

Ölkonzerne halten Dividenden stabil

Der Ölpreis hat nach einer Erholung im abgelaufenen Quartal bereits wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Die großen Energiekonzerne kürzen ihre Investitionen noch stärker und verstärken ihre Sparanstrengungen. Nur die Ausschüttungen an die Aktionäre halten sie stabil.hip/md London/Frankfurt – Die großen Energiekonzerne haben die schrittweise Erholung der Ölpreise im abgelaufenen Quartal nicht in steigende Gewinne übersetzen können. Zudem machten ihnen vor dem Hintergrund einer geringen Nachfrage und wachsender Lagerbestände schwache Margen im Raffineriegeschäft zu schaffen. Die Branche leidet unter dem niedrigen Ölpreis. Ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent kostet derzeit etwa 43 Dollar. Das ist zwar deutlich mehr als Mitte Januar, als der Preis mit rund 28,50 Dollar auf den tiefsten Stand dieser Dekade gefallen war, aber weit weniger als vor zwei Jahren, als die Notierung noch bei 106 Dollar lag.Royal Dutch Shell musste zudem höhere Abschreibungen aufgrund der 54 Mrd. Dollar schweren Akquisition des kleineren Rivalen BG Group verkraften, der jedoch positiv zur Fördermenge beitrug. Die Öl- und Gasproduktion stieg um 28 % auf 3,5 Millionen Barrel Erdöläquivalente. Der am Markt viel beachtete bereinigte Gewinn zu Ersatzbeschaffungskosten erreichte im zweiten Quartal mit 1,05 (i.V. 3,76) Mrd. Dollar gerade einmal die Hälfte dessen, was Analysten im Schnitt erwartet hatten. Er war auch lediglich halb so hoch wie die Vergleichszahl des Wettbewerbers Total. Ohnmachtsgefahr gebannt”Niedrige Ölpreise sind auch weiterhin eine wesentliche Herausforderung über unser gesamtes Geschäft hinweg, insbesondere im Upstream-Geschäft (Exploration und Produktion)”, gab Ben van Beurden, Chief Executive von Shell, zu. Auch das Downstream-Geschäft (Transport, Verarbeitung und Vertrieb) und die Sparte Integrated Gas hatten sich schlechter entwickelt als am Markt erwartet. Weniger investieren, mehr sparen, lautet van Beurdens Rezept. Bereits im vergangenen Monat schraubte van Beurden das Ziel für die aus der Fusion mit BG hervorgehenden Synergien für 2018 von 3,5 Mrd. auf 4,5 Mrd. Dollar hoch.Wie bereits Wettbewerber BP kündigte auch Shell an, die Ausschüttung an die Aktionäre stabil zu halten. Die 0,47 Dollar je Aktie bieten für britische Pensionsfonds angesichts der Abwertung des Pfund eine attraktive Rendite. “Shell fühlt sich in legendärer Weise der Dividende verpflichtet, und halb Holland würde vor Entsetzen ohnmächtig, wenn das Unternehmen sie je kürzen würde”, sagte Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown. “Die Frage ist aber, ob das Unternehmen in dieser Frage am Ende noch die Wahl haben wird.” Selbst nach dramatischen Schnitten wolle Shell immer noch mehr ausgeben, als an Cash-flow zu erwarten sei. Angesichts einer Dividendenrendite von mehr als 7 % fragten sich Anleger, ob das derzeitige Niveau noch lange aufrechterhalten werden könne. Total übertrifft ErwartungenIm Gegensatz zum Rivalen Shell übertraf die französische Total zwar die Erwartungen der Analysten, verdiente aber im zweiten Quartal ebenfalls deutlich weniger als im Vorjahr. Eine höhere Produktion und Sparmaßnahmen verhinderten einen noch größeren Gewinnrückgang. Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn sank im zweiten Quartal zwar um 30 % auf 2,17 Mrd. Dollar, wie der Konzern mitteilte. Der Überschuss lag damit aber noch immer deutlich über der Durchschnittserwartung der Analysten (1,82 Mrd. Dollar). Die Sparbemühungen trügen Früchte, sagte Konzernchef Patrick Pouyanné. Im laufenden Jahr werde Total mehr als 2,4 Mrd. Euro einsparen, da diese Zielmarke für 2016 bereits nach sechs Monaten erreicht worden sei.Auch der norwegische Ölkonzern Statoil schraubt nach einem Gewinneinbruch seine Ausgaben weiter herunter. Im zweiten Quartal verdiente Statoil den Angaben zufolge noch 913 Mill. Dollar; das waren etwa 70 % weniger als vor Jahresfrist und deutlich weniger, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Neben dem niedrigen Ölpreis machen dem Unternehmen steigende Kosten für die Suche nach Förderquellen, gestiegene Betriebsausgaben sowie schwache Renditen im Raffineriegeschäft zu schaffen. Statoil drosselt deswegen erneut die Investitionen: diesmal um 1 Mrd. auf nur noch 12 Mrd. Dollar. Eine positive Ausnahme unter den Ölkonzernen ist die spanische Repsol, die im zweiten Quartal das Nettoergebnis dank guter Fördergeschäfte und niedrigerer Ausgaben im Vorjahresvergleich um fast 11 % auf 345 Mill. Euro steigerte. ConocoPhillips tiefrotJenseits des Atlantiks enttäuschte ConocoPhillips. Die Nummer 3 der Branche in den USA hinter ExxonMobil und Chevron erwirtschaftete im zweiten Jahresviertel den Angaben zufolge einen Verlust von 1,07 (0,18) Mrd. Dollar oder 86 (15) Cent je Aktie. Bereinigt um Einmaleffekte lag der Verlust bei 79 (7) Cent je Aktie. Der Umsatz fiel um 36 % auf 5,58 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis von – 61 Cent je Aktie und Erlösen von 6,62 Mrd. Dollar gerechnet. Als Konsequenz reduzierte die in Houston ansässige Gesellschaft ihr Investitionsbudget für dieses Jahr um 200 Mill. auf 5,5 Mrd. Dollar.