Neue Rechenzentren

OpenAI verstrickt sich in teure Investitionspläne

Die bisher kaum in Tritt gekommene „Stargate“-Partnerschaft will 400 Mrd. Dollar in neue Rechenzentren pumpen. Mit den jüngsten Finanzierungsabsichten wirft OpenAI bei Analysten neue Fragen auf.

OpenAI verstrickt sich in teure Investitionspläne

OpenAI verstrickt sich in teure Investitionspläne

Kaum in Tritt gekommene „Stargate“-Kooperation will fünf neue Rechenzentren bauen – Anhaltende Zweifel an milliardenschweren Finanzierungen

xaw New York

OpenAI strebt nach grenzenloser Computing-Kapazität – doch die Investitionszusagen des ChatGPT-Entwicklers sorgen bei Analysten zunehmend für Stirnrunzeln. In der laufenden Woche hat das Startup angekündigt, im Rahmen seiner „Stargate“-Partnerschaft mit dem Datenbankriesen Oracle und der japanischen Technologieholding Softbank fünf neue Rechenzentren bauen zu wollen – die Kosten für diese und einen bereits bei Abilene, Texas aus dem Boden gestampften futuristischen Komplex sollen sich auf 400 Mrd. Dollar summieren.

Gewaltiger Mittelbedarf

Setzt OpenAI die Pläne wie angekündigt um, würde sie Zugriff auf eine Kapazität von sieben Gigawatt erhalten. Dies soll jedoch erst den Anfang bedeuten: Manager des Startups und von Oracle gehen davon aus, dass der explodierende Bedarf für das Training und die Weiterentwicklung von ChatGPT mittelfristig 20 Gigawatt verschlingen und langfristig sogar rund 100 Gigawatt beanspruchen wird. Wer die OpenAI-Kostenplanung von 50 Mrd. Dollar pro Gigawatt zugrunde legt, kommt also auf einen Gesamt-Finanzierungsbedarf von mindestens 1 und bis zu 5 Bill. Dollar – in letzterem Fall würden die Infrastrukturausgaben das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands übertreffen.

Große Ambitionen in Texas: Sam Altman mit Oracle-CEO Clay Magouryk, US-Senator Ted Cruz und dem Kongressabgeordneten Jodey Arrington (von rechts).
Große Ambitionen in Texas: Sam Altman mit Oracle-CEO Clay Magouryk, US-Senator Ted Cruz und dem Kongressabgeordneten Jodey Arrington (von rechts).
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matt O’Brien

Woher die Mittel kommen sollen, ist allerdings noch unklar. OpenAI-CEO Sam Altman zeigte sich bei einer Pressekonferenz am Dienstag zwar „zuversichtlich“, die nun zugesagten 400 Mrd. Dollar stemmen zu können, räumte aber selbst ein, er glaube nicht, „dass wir die finale Form der Computing-Finanzierung schon ausgeknobelt haben“. Er gehe davon aus, dass die richtige Lösung für diese Herausforderung „wie bei anderen technologischen Revolutionen einen großen Wert für die Gesellschaft freisetzen“ könne.

Verwirrung um „Stargate“-Struktur

Für Investoren, die zunehmend an der Belastbarkeit des KI-Booms zweifeln, fallen diese Formulierungen allerdings zu schwammig aus. Goldman Sachs rechnet damit, dass die realen Investitionsausgaben für KI in den kommenden Monaten scharf an Tempo verlieren. Altman selbst sagte Mitte August, dass viele Anleger „übermäßig begeistert“ von der Zukunftstechnologie seien und einige von ihnen wohl „viel Geld verlieren“ würden.

Verwirrung schafft auch das Hin und Her um die Struktur der „Stargate“-Partnerschaft. OpenAI, Oracle und Softbank hatten diese im Januar als 500 Mrd. Dollar schweres Joint Venture zum Ausbau der amerikanischen KI-Infrastruktur charakterisiert. Seither hat sich der ChatGPT-Entwickler aber von einer engen Definition des Projekts verabschiedet und fasst unter der Bezeichnung alle seine Rechenzentren-Projekte zusammen. Der als erster „Stargate“-Standort bezeichnete Komplex bei Abilene befand sich Monate vor Ankündigung des Joint Venture in der Entwicklung. Nun soll er dazu beitragen, die Rolle von Texas in der Computing-Landschaft noch zu stärken: Der „Lone Star State“ verfügt hinter Virginia und vor Kalifornien über die meisten Rechenzentren aller US-Bundesstaaten.

Softbank drosselt Ambitionen

Die jüngsten Pläne von OpenAI zeigen allerdings auch auf, dass Softbank ihre KI-Ambitionen zurückfährt. So entfallen gemäß Vorlagen 5,5 Gigawatt an Kapazität auf drei der neuen Rechenzentren, von denen eins ebenfalls bei Abilene, eins in New Mexico und eins im Mittleren Westen entstehen soll. Diese will OpenAI in Kooperation mit Oracle bauen. Zwei kleinere Standorte nahe Austin, Texas und Lordstown, Ohio sollen 1,5 Gigawatt liefern, bei diesen ist Softbank an Bord.

Börsen-Zeitung, sw/iGrafik.de

Hauptkostenpunkt beim Ausbau sollen laut Altman die benötigten Chips und Prozessorsysteme bilden, die „schwer im Voraus zu bezahlen“ seien. Der OpenAI-Chef will daher auf ein „Pay As You Go“-Modell setzen. Wie das funktionieren soll, ließ die Tech-Schmiede am Montag durchblicken: So kündigte Nvidia an, bis zu 100 Mrd. Dollar in den ChatGPT-Entwickler investieren zu wollen. Das Startup soll Zugriff auf Nvidia-Systeme mit einer Kapazität von mindestens zehn Gigawatt erhalten.

Progressiver Kapitaleinsatz

Der Chipdesigner will seine Investitionen progressiv mit jedem eingesetzten Gigawatt tätigen. Die erste Phase soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 starten, die Unternehmen wollen die Details ihrer Partnerschaft erst in den nächsten Wochen finalisieren. Um das gesamte Investitionsvolumen für den Rechenzentren-Ausbau stemmen zu können, wird OpenAI ihre Erlöse laut Analysten aber weit über das aktuelle jährliche Niveau von 13 Mrd. Dollar steigern, bedeutende Kredite aufnehmen und mehr Eigenkapitalbeteiligungen veräußern müssen – wobei letzteres neue Konflikte mit Bestandsinvestoren um Microsoft auszulösen drohe.