SIEMENS ZIEHT BILANZ

Operativer Gewinn steigt auf Rekordniveau

Siemens-Geschäft in China sorgt für Rückenwind - Erhöhte Prognose im Geschäftsjahr 2016/17 erreicht

Operativer Gewinn steigt auf Rekordniveau

mic München – Das Siemens-Management ist hochzufrieden mit den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2016/17 (30. September). “Wir haben damit unsere Prognose, die wir im Laufe des Jahres zweimal angehoben hatten, trotz der zunehmend widrigen Marktverhältnisse bei der Energieerzeugung in jedem Punkt erfüllt”, sagte Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser auf der Jahrespressekonferenz. Finanzvorstand Ralf Thomas zeigte sich mit dem Geschäftsjahr ebenfalls “sehr zufrieden”.Möglicherweise mit Rücksicht auf das angekündigte Stellenabbauprogramm in den Energiesparten verkniffen sich die Vorstände, die Erfolge prononcierter herauszustreichen. Dies wäre möglich gewesen, denn mit einem Anstieg um 8 % auf 9,5 Mrd. Euro erreichte der Konzern ein Rekordniveau des Gewinns im industriellen Geschäft. Im bisher erfolgreichsten Jahr 2011 hatte das Ergebnis der Sektoren – das allerdings nur eingeschränkt vergleichbar ist – 9,1 Mrd. Euro betragen. Kaeser hatte beim Amtsantritt ein Niveau von 5,8 Mrd. Euro (2012/13) geerbt.Der Auftragseingang sank im vergangenen Geschäftsjahr auf vergleichbarer Basis um 2 % auf 85,7 Mrd. Euro, während der Umsatz um 3 % auf 83,0 Mrd. Euro zulegte. Der Nettogewinn stieg stark überproportional um 11 % auf 6,2 Mrd. Euro.Im Portfolio gibt es eine klare Zweiteilung. Die Energiesparten (Konventionelle Kraftwerke und die Windkraftaktivitäten bei Siemens Gamesa) sind die Sorgenkinder. Sie meldeten einen Gewinn- und Margenrückgang (siehe Tabelle). Die anderen sechs Sparten erreichten ihre Margenziele und zum Teil einen Rekordgewinn. Mit einem Umsatzrückgang zeigte nur noch die Antriebstechnologie/Prozessindustrie Schwächen. Viel Geld für WachstumIm Zahlenwerk stechen sieben Entwicklungen heraus. Erstens: In der Kraftwerkstechnik sank der Umsatz im Jahr vor dem Stellenabbau um vergleichbar 5 %, im vierten Quartal sogar um 20 %. Die Marge blieb im Gesamtjahr mit 10,3 % unter dem Mindestziel von 11 %. Das laufende Geschäftsjahr werde schlechter, kündigte Thomas an. Im vierten Quartal betrug die Marge nur noch 8,3 %. Kaeser ließ sich den Hinweis nicht entgehen, dass man damit Margenführer in der Branche gewesen sei – also vor General Electric lag: “Das hat es eigentlich noch nie gegeben.”Die Division Digitale Fabrik glänzte – zweitens – mit exzellenten Werten. Trotz einer Belastung durch die Akquisition von Mentor Graphics in Höhe von 104 Mill. Euro verdrängte die Sparte die Medizintechnik vom Platz der margenstärksten Division (18,8 %). Insgesamt steigerte Siemens den Umsatz mit Software und digitalen Dienstleistungen um ein Fünftel auf 5,2 Mrd. Euro.Drittens: Regional gesehen hat Siemens den Erfolg primär China zu verdanken. Der Ordereingang sprang auf vergleichbarer Basis um 10 % auf 7,5 Mrd. Euro, der Umsatz um 13 % auf 7,2 Mrd. Euro. Die Division Digitale Fabrik steigerte den Erlös in dem Land sogar um 27 %. Dies ist relevant, weil es sich meist um kurzzyklisches und damit hochprofitables Geschäft handelt. Im Geschäftsjahr 2015/16 war der China-Umsatz konzernweit noch um 6 % gesunken.Mehr Zeit als geplant braucht Siemens – viertens – für die Sanierung ertragsschwacher Geschäfte. Eigentlich sollten sie im vergangenen Geschäftsjahr im Schnitt eine Marge von 6 % liefern. Dies sei nur bei 80 % der Aktivitäten der Fall, sagte Thomas. Unverändert liege die Rendite-Zielgröße 2020 bei mindestens 8 %.Extrem viel Geld investiert Siemens – der fünfte Punkt – weiterhin in das organische Wachstum. Die Ausgaben für Vertrieb/Verwaltung legten zuletzt um 5 % auf 12,2 Mrd. Euro zu, für Forschung und Entwicklung wurden mit 5,2 Mrd. Euro gut 9 % mehr ausgegeben. Kaeser kündigte an, im laufenden Geschäftsjahr sollten es 5,6 Mrd. Euro sein.Sechstens: Die Projektrisiken, die im Vorjahr komplett vermieden werden konnten, addierten sich auf weniger als 200 Mill. Euro.Siebtens: Der Gewinnanteil, der auf Minderheitsaktionäre entfällt und damit das Nettoergebnis mindert – aber nicht den operativen Gewinn im Industriegeschäft -, blieb mit 133 Mill. Euro unverändert niedrig. Mit den angekündigten Börsennotierungen wird er stark steigen.