SAP-Rivale

Oracle erhält Wachstumsspritze von Zukauf Cerner

Der SAP-Wettbewerber Oracle schwebt nach der Übernahme des auf Gesundheits-IT spezialisierten Konzerns Cerner vorerst auf Wolke 7.

Oracle erhält Wachstumsspritze von Zukauf Cerner

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Der SAP-Wettbewerber Oracle schwebt nach der Übernahme des auf Gesundheits-IT spezialisierten Konzerns Cerner vorerst auf Wolke 7. Im ersten Quartal des bis Ende Mai 2023 laufenden Geschäftsjahres ist der Umsatz währungsbereinigt um satte 23 % auf 11,45 Mrd. Dollar gestiegen. Allerdings war die im Dezember des vergangenen Jahres vereinbarte rund 28 Mrd. Dollar schwere Übernahme auch schon wenige Tage nach Beginn der jüngsten Berichtsperiode Anfang Juni abgeschlossen worden. Entsprechend viel trug Cerner bereits zur positiven Umsatzentwicklung des US-Konzerns bei. Ohne den Neuerwerb, der 1,4 Mrd. Dollar beisteuerte, betrug das Umsatzplus gerade mal 3 %. Der starke Dollar hat hier aber auch für viel Gegenwind gesorgt. Im jüngsten Quartal kostete die Aufwertung des Greenback gegenüber zahlreichen anderen Währungen rund 5 Prozentpunkte an Wachstum. Währungsbereinigt ohne Cerner hätten die Konzernerlöse immerhin 8 % zugelegt, betonte Konzernchefin Safra Catz.

Laut Oracle wird die insgesamt positive Entwicklung der Erlöse vom rasant expandierenden Cloudgeschäft getrieben. Besonders stark zeigte sich der Bereich Cloud-Infrastruktur, in dem die Erlöse währungsbereinigt um 58 % auf 0,9 Mrd. Dollar zulegten. Insgesamt kletterte der Cloud-Service-Umsatz um die Hälfte zum Vorjahresquartal auf 3,6 Mrd. Dollar.

Während der Umsatz kräftig gestiegen ist, stürzte das Ergebnis deutlich ab. Der Nettogewinn fiel im Berichtszeitraum um 900 Mill. auf 1,55 Mrd. Dollar. Das entsprach einem Rückgang von 86 auf 56 Cent je Aktie. Die Stärke der US-Währung ist dafür nur zum Teil verantwortlich. Laut Oracle hatte diese einen negativen Effekt von 8 Cent je Aktie auf das Ergebnis und stand damit für kaum mehr als ein Viertel der Ergebnisverschlechterung. Catz verspricht für die kommenden Quartale mit einer vollständigen Integration von Cerner aber höhere Kosteneffizienz und dann auch nicht nur steigende Umsatz-, sondern auch Gewinnbeiträge.

An den Preisen geschraubt

Nicht geäußert hat sich Oracle derweil vorerst dazu, inwiefern Preisanhebungen eine Rolle bei dem Umsatzschub gespielt haben. Der US-Konzern geht hier deutlich stärker in die Offensive als etwa Wettberber SAP. Die Walldorfer wollen die Wartungspreise zum Jahreswechsel wohl um 3,3 % anheben, wie das „Handelsblatt“ zuvor berichtet hatte. Eine Preisanhebung, die manchem SAP-Kunden sauer aufstoßen mag, die aber womöglich noch nicht einmal ausreicht, um alle auch für die Walldorfer gestiegenen Kosten auszugleichen. Jedenfalls begründet SAP den Anstieg der Preise auch damit, dass auch die eigenen Kosten von höheren Energie-, Hardware- und Dienstleistungspreisen getrieben werden.

Verglichen mit dem US-Rivalen nimmt sich die für den Jahreswechsel avisierte Preisanpassung ohnehin bescheiden aus. Im Juli wurde den amerikanischen Oracle-Kunden eine Anhebung der Wartungsgebühren um 8 % angekündigt, wie „The Register“ berichtet hatte. In anderen Ländern, wo die Inflation ebenfalls Rekordniveaus erklommen hat, soll sogar noch drastischer an der Preisschraube gedreht werden.

Im frühen Dienstagshandel legte die Oracle-Aktie zunächst um 2 % zu. Nachdem die US-Teuerungsrate höher als erwartet ausfiel, tauchten die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks indes ab. Auch die SAP-Aktie hatte zunächst von den starken Zahlen des Rivalen profitiert und lange über dem Vortagesschluss notiert. Am frühen Nachmittag drehte aber dann auch SAP mit dem Gesamtmarkt ins Minus.

Wertberichtigt Seite 2

Oracle
Konzernzahlen nach US-GAAP
1. Quartal 1   
in Mill. Dollar2022/232021/22
Umsatz11 4459 728
  Cloud Services3 5792 461
  Support4 8384 910
  Lizenzerlöse 2904813
  Hardware763763
  Services1 361781
Operatives Ergebnis2 6233 427
Nettoergebnis1 5482 457
Ergebnis je Aktie (Dollar)0,580,86
Operativer Cashflow6 3945 391
1) Geschäftsjahr per Ende Mai2) Cloud- und Softwarelizenzen Börsen-Zeitung
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