Windenergie

Orsted-Kurs bricht nach Baustopp für Offshore-Projekt in USA ein

Orsted plant trotz des Offshore-Baustopps in den USA eine milliardenschwere Kapitalerhöhung, unterstützt vom dänischen Staat. Analysten befürchten einen weiteren Rückschlag für die Windkraftbranche.

Orsted-Kurs bricht nach Baustopp für Offshore-Projekt in USA ein

Windkraft-Aktienkurse stürzen ab

Baustopp für Projekt von Orsted nahe New York ist schwerer Schlag für US-Windkraftbranche

cru Frankfurt

Der weltweit größte Windparkbetreiber Orsted aus Dänemark hat nach dem vorläufigen, behördlich erlassenen Baustopp für eines seiner großen US-Projekte die Pläne für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung bekräftigt. So habe Orsted weiterhin die Unterstützung des Mehrheitsaktionärs, des dänischen Staates mit 50,1%, teilte das Unternehmen am Montag am Konzernsitz im dänischen Fredericia mit. Laut Jefferies-Analyst Ahmed Farman ist der Baustopp für das Offshore-Projekt indes ein weiterer schwerer Schlag für die Windkraftbranche in den USA.

Der Baustopp kommt laut der Schweizer Großbank UBS zu einem heiklen Zeitpunkt. Analyst Mark Freshney verwies am Montag auf die in Kürze anstehende Bezugsrechtsemission des Windparkbetreibers für eine Kapitalerhöhung, die teilweise dazu diene, die fehlende Partnerschaft anderer Investoren bei US-Projekten zu finanzieren. Der Kurs der Orsted-Aktie rauschte in Kopenhagen um bis zu 19% auf ein Rekordtief von 173,40 dänische Kronen ab, nachdem die US-Regierung den Konzern am Freitag angewiesen hatte, die Arbeiten an dem zu 80% fertiggestellten Projekt vor der Küste von Rhode Island einzustellen. Der Kursverlust seit Jahresbeginn summiert sich damit auf 45%.

Kurs von Siemens Energy sinkt

Die Kurse der Windturbinenhersteller Siemens Energy und Nordex fielen um je bis zu 3% beziehungsweise 2%, die Aktie von RWE gab bis zu 2% nach. Im Sog von Orsted verloren auch Vestas 4% – ebenso viel wie die Aktie des Rivalen EDP Renovaveis.

Der Baustopp stellt Analysten zufolge die geplante milliardenschwere Kapitalerhöhung von Orsted infrage. „Die Nachricht ist ein großer Schock und kommt angesichts des fortgeschrittenen Stadiums des Projekts einer politischen Geiselnahme durch die US-Regierung gleich“, kritisierte Analyst Pierre-Alexandre Ramondenc vom Research-Haus AlphaValue. Orsted will umgerechnet rund 8 Mrd. Euro (60 Mrd. dänische Kronen) frisches Kapital einsammeln – überwiegend für Offshore-Projekte in den USA, für die sich keine Investitionspartner mehr finden. Als die Kapitalerhöhung am 11. August bekannt gegeben worden war, brach der Aktienkurs bereits um knapp 30% ein.

Baukosten bei 4 Mrd. Dollar

Die Baukosten für Orsteds Wind-Projekt werden auf 4 Mrd. Dollar geschätzt. Der Windpark Empire Wind des norwegischen Energiekonzerns und Orsted-Miteigentümers (10%) Equinor erlebte Anfang dieses Jahres eine ähnliche Unterbrechung, die das Unternehmen Millionen kostete, nur um nach einer Reihe von hochrangigen Treffen im Weißen Haus und einer in letzter Minute getroffenen Vereinbarung mit der Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, wieder grünes Licht zu erhalten. Orsted hält einen Anteil von 50% an dem Joint Venture Revolution Wind, während Skyborn Renewables von Global Infrastructure Partner den Rest hält.