Otto will Amazon nicht kopieren

Neue Wachstumsstrategie - Umsatz soll bis 2022 um ein Drittel steigen

Otto will Amazon nicht kopieren

ste Hamburg – Die Otto Group schaltet nach mehreren Jahren des Umbaus im Beteiligungsportfolio und der im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (28. Februar) geglückten Rückkehr in die Gewinnzone auf beschleunigtes Wachstum um. Der Jahresumsatz soll auf vergleichbarer Basis bis 2022 um mehr als ein Drittel auf 17 Mrd. Euro zulegen. Unter Führung des seit Jahresbeginn amtierenden Vorstandsvorsitzenden Alexander Birken will das Hamburger Handels- und Dienstleistungsunternehmen in den kommenden Jahren gezielt in Konzerngesellschaften mit besonders guten Wachstums- und Ergebnisperspektiven investieren. 800 Mill. Euro mehr pro JahrBirken kündigte in der Jahrespressekonferenz an, bis 2022 jedes Jahr die Umsatzerlöse “like for like” um 800 Mill. Euro zu steigern. Dafür müsse man Maßstäbe setzen. Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft seien für die Otto Group, die weltweit auf 31 Millionen Kunden kommt, essenziell.Die neue “fokussierte Wachstumsstrategie” sieht vor, dass der deutsche Onlinehändler Otto zu einer E-Commerce-Plattform mit einem deutlich größeren Produkt- und Serviceangebot ausgebaut werden soll, das bis zu 10 Millionen Artikel statt bislang 2,1 Millionen führt. Für das Start-up-Unternehmen Collins mit der Onlineplattform “About You” und einem Umsatz von 135 Mill. Euro sieht Birken die Chance, “ein Milliardenunternehmen” zu werden. Im Segment Multichannel-Einzelhandel setzt der Konzern ferner auf den Modeanbieter Bonprix, den Textilversandhändler Witt-Gruppe sowie den US-Möbelspezialisten Crate and Barrel. Als “Fokus-Unternehmen mit hohem Investment und großen Wachstumserwartungen” werden im Segment Finanzdienstleistungen die Eos-Gruppe sowie im Bereich Service der Logistikdienstleister Hermes Europe angesehen.Vorstandschef Birken fügte hinzu, die Otto Group werde sich gezielt mit externen Partnern vernetzen. Es sei denkbar, dass man stärker als bisher Beteiligungen an ausgewählten wachstumsstarken Konzernunternehmen zulasse. Kollaborationen seien “ein Schlüssel für den Erfolg” der Otto Group in der Zukunft.Birken betonte, die Otto Group werde weder Amazon noch andere kopieren. Der beschleunigte Wachstumskurs werde höhere Investitionen erfordern, was zunächst zulasten der Profitabilität gehe. Ziel sei es, langfristig höhere Umsatzrenditen als im vorigen Jahr mit 2,9 (i.V. 2,1) % zu erreichen. Einen Zielwert für 2022 nannte Birken nicht. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um 3,4 % auf 12,5 Mrd. Euro, auf vergleichbarer Basis um 5 %. Der E-Commerce-Umsatz betrug 7,1 (6,5) Mrd. Euro. Trotz letztmaliger Belastungen nach Verkauf und Abwicklung der defizitären französischen 3SI-Gruppe habe man einen Gewinn von 40,7 (-189,6) Mill. Euro verbucht. Bondmarkt im VisierZur Finanzierung des Wachstums setzt die Otto Group weiterhin auf einen Mix verschiedener Quellen. Zum 28. Februar setzte sich die Finanzverschuldung aus rund 1,25 Mrd. Euro Anleihefinanzierungen und etwa 1,1 Mrd. Euro Bankfinanzierungen zusammen. Beide Säulen sollen auch künftig gleichberechtigt nebeneinander stehen. Seit 2009 hat die Otto Group insgesamt 15 Anleihen mit einem Volumen von knapp 1,8 Mrd. Euro begeben. Die letzte große Anleihe wurde im Juni 2016 platziert und hatte ein Volumen von 250 Mill. Euro bei einem Kupon von 2,5 %. Bei guten Marktbedingungen sei nicht ausgeschlossen, dass man den Bondmarkt auch im laufenden Geschäftsjahr wieder in Anspruch nehmen werde. Finanzchefin Petra Scharner-Wolff verwies zudem auf ein EMTN-Programm, mit dem man jederzeit emissionsfähig sei.