Ottobock nimmt Anlauf für IPO noch im Herbst
Ottobock nimmt Anlauf für IPO noch im Herbst
Ottobock nimmt Anlauf für IPO noch im Herbst
Familiengeführter Prothesenhersteller soll bis zu 1,5 Mrd. Euro einspielen
cru/ste Frankfurt/Hamburg
Der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock nimmt in diesem Herbst erneut Anlauf für einen Börsengang. Man plane eine Notierung am regulierten Markt der Frankfurter Börse abhängig von den Marktbedingungen bis Jahresende, teilte das familiendominierte Medizintechnikunternehmen aus Duderstadt am Montag mit. Die Bewertung von Ottobock wurde zuletzt in Finanzkreisen auf rund 6 Mrd. Euro taxiert. Das wäre rund das 16-Fache vom operativen Gewinn (Ebitda) und zugleich mehr als bei manchem Wettbewerber, darunter Embla aus Island, Blatchford aus Großbritannien und Proteor aus Frankreich. „Wir sind immer durch Innovationen gewachsen. Wir sind ein Frontrunner und bringen neue Innovationen in den Markt“, begründete CEO Oliver Jakobi den Bewertungsanspruch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Laut Finanzkreisen sollen für 25% der Anteile rund 1,5 Mrd. Euro eingespielt werden. Federführend mit dem IPO betraut sind BNP Paribas, Deutsche Bank und Goldman Sachs. Mit dem Emissionserlös soll unter anderem der Kredit abgelöst werden, den die Eigentümer-Holding von den Finanzinvestoren KKR, Carlyle, Hayfin und Macquarie aufgenommen hat, um den Rückkauf von 20% der Anteile vom Finanzinvestor EQT zu finanzieren. Im März 2024 hatte die Familie Finanzkreisen zufolge rund 1,1 Mrd. Euro für die 20%-Beteiligung des Finanzinvestors gezahlt und wurde so wieder Alleineigentümer. Das gesamte Unternehmen wurde dabei mit 5,5 Mrd. Euro bewertet.
Stada verkauft
Ottobock ist das erste deutsche Unternehmen, das nach der Sommerpause Börsenpläne ankündigt. Der Pharmahersteller Stada, der auch als Börsenkandidat gehandelt worden war, wurde Anfang September an die britische Private-Equity-Firma CapVest verkauft. Ottobock nutzt nun den Schwung, der durch einige andere europäische IPOs entsteht: Die Noba Bank plant ihr IPO in Stockholm, und die SMG Swiss Marketplace Group startet am Freitag in den Handel an der Schweizer Börse Six.
Beim Ottobock-IPO will vor allem die Eigentümerfamilie Näder bestehende Aktien versilbern. Ferner sollen 100 Mill. Euro über eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien erlöst werden. Damit wolle sich das Unternehmen zusätzliche finanzielle Flexibilität verschaffen, um etwa Verbindlichkeiten aus Incentive-Programmen zu begleichen und künftige Technologieinvestitionen zu finanzieren.
Umsatz wächst kräftig
Ottobock sieht sich als Weltmarktführer, zählt das US-Militär zu seinen Kunden und kam 2024 mit 9.300 Beschäftigten auf 1,4 Mrd. Euro Umsatz. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) lag bei 320 Mill. Euro, die bereinigte Ebitda-Marge bei 22,4%. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 14% auf 760 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda wuchs um ein Drittel auf 175 Mill. Euro.
Kommentar Seite 3