Comeback der IPO-Märkte

Ottobock legt Bilderbuchstart an der Frankfurter Börse hin

Ottobock ist mit einem Kurssprung von zeitweise 11% in den Handel an der Frankfurter Börse gestartet. Es ist das größte IPO in Deutschland seit 2024. Zunächst wird die SDax-Aufnahme erwartet, dann der MDax-Aufstieg.

Ottobock legt Bilderbuchstart an der Frankfurter Börse hin

Ottobock legt Bilderbuchstart an der Frankfurter Börse hin

Prothesenhersteller gelingt größtes IPO des Jahres in Deutschland

cru Frankfurt

Ottobock hat einen Bilderbuchstart an der Börse in Frankfurt hingelegt. Im vierten Anlauf ist das IPO mit einem Kurssprung gelungen. Die Aktien des weltweit größten Prothesenherstellers legten am Donnerstag zum Handelsstart vom Ausgabepreis bei 66 Euro in der Spitze um rund 11% auf 73 Euro zu. Mit einem Emissionserlös von gut 800 Mill. Euro war es der größte Börsengang in Deutschland seit der Parfümeriekette Douglas 2024 und zugleich das erste IPO im Prime Standard in diesem Jahr. Ottobock wird aller Voraussicht nach in den SDax aufgenommen und hat gute Aussichten perspektivisch in den MDax aufzusteigen, wenn der Streubesitz größer wird.

Vorstandschef Oliver Jakobi und Großaktionär Hans Georg Näder läuteten auf dem Parkett die große Börsenglocke. Rund 81% der Anteile gehören noch dem Verwaltungsratschef und Gründerenkel Näder und seinen Töchtern, die auch rund 90% vom Erlös erhalten. Erwartet wird, dass sie ihren Anteil nach sechs Monaten Haltefrist durch Aktienverkäufe auf 70% absenken. Die Nachfrage beim IPO, dessen Volumen und Bewertung mit dem Elffachen des operativen Gewinns zwischenzeitlich tüchtig eingedampft wurde, war am Ende enorm: Die Aktien waren zehnfach überzeichnet, mit mehr als 250 Orders von Institutionellen, von denen 30% keine Zuteilung erhielten, wie IPO-Banker von BNP Paribas, Deutsche Bank und Goldman Sachs berichten.

Goldman Sachs: Positives Signal für den Mittelstand

Laut Philipp Süß, Head of Equity Capital Markets bei Goldman Sachs in Deutschland, ist das „ein positives Signal für den deutschen Mittelstand“. „Der Kapitalmarkt bietet eine Plattform, um Wachstum voranzutreiben“, sagte Süß.. "Der Ottobock-IPO war gefragt, weil das Unternehmen kräftig wächst. Die Kombination aus Nachfrage von Institutionellen und Privatanlegern sowie den beiden Ankeraktionären hat zum Erfolg beigetragen.“ Der Milliardär Klaus Michael Kühne und der Assetmanager Capital Group sind mit je 3% als Cornerstone-Investoren eingestiegen.

Vom Ottobock-IPO wird erhofft, dass es den Auftakt für ein Comeback der europäischen IPO-Märkte nach drei Jahren Flaute signalisiert. Erst am Mittwoch hatte der schwedische Alarmanlagendienstleister Verisure in Stockholm ein erfolgreiches Debüt hingelegt: Der Kurs stieg um 21% auf 16 Euro und lag damit deutlich über dem Ausgabepreis von 13,25 Euro. Mit einem Emissionserlös von 3,2 Mrd. Euro war es das größte europäische IPO seit der Porsche AG im Jahr 2022. Als nächste Kandidaten in Deutschland gelten TKMS und Brainlab. Die Thyssenkrupp-U-Boot-Tochter TKMS käme als Spin-off am 20. Oktober an die Börse. Ein Minderheitsanteil der Aktien wird den Thyssenkrupp-Aktionären zugeteilt. Es braucht also kein Bookbuilding. Bei der Medizintechnikfirma Brainlab aus München wäre es der zweite Anlauf in diesem Jahr. Im Sommer waren Brainlab und der Online-Ersatzteilhändler Autodoc mit ihren Plänen gescheitert. Brainlab hatte das IPO Anfang Juli abgesagt - zwei Tage vor dem geplanten ersten Handelstag.