Paion mit Anästhetikum auf der Zielgeraden
Paion hat mit Mundipharma einen Lizenzpartner für Japan gefunden. Dort und in den USA sollen erste Zulassungsanträge für das Anästhetikum Remimazolam 2018 eingereicht werden.Von Annette Becker, DüsseldorfFast zehn Jahre nach der Übernahme der britischen Cenes Pharmaceuticals, die mit CNS 7056 einen hoffnungsvollen Wirkstoff in der Pipeline hatte, kommt für das Pharmaunternehmen Paion die Ziellinie für das daraus entstandene Anästhetikum Remimazolam in Reichweite. Auf der langen Wegstrecke galt es so manchen Tiefschlag wegzustecken, inzwischen aber sieht es recht ordentlich aus. Als entscheidend haben sich dabei diverse Lizenzabkommen erwiesen, die unter anderem dazu beitrugen, dass Paion die Durststrecke bislang auch finanziell durchstehen konnte.Entsprechend glücklich war Vorstandschef Wolfgang Söhngen, als er kürzlich mit Mundipharma eine exklusive Lizenzvereinbarung für Japan unterzeichnen konnte. Nicht nur, weil es sich bei Japan um einen der wichtigsten Pharmamärkte weltweit handelt, sondern auch, weil damit die Frage, warum der japanische Entwicklungspartner Ono die Lizenzrechte Ende 2014 unverrichteter Dinge zurückgab, der Vergangenheit angehört.Mundipharma hat sich die Lizenzrechte für die Entwicklung und Vermarktung von Remimazolam in Japan in allen Indikationen gesichert und wird im Zuge dessen alle Kosten für Marktzulassung und Vertrieb tragen. “Die klinischen Studien in Japan sind abgeschlossen, doch vom Zulassungsantrag sind wir noch eine gute Strecke entfernt”, sagt Söhngen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das Zusammenstellen der Dossiers, die Mundipharma nun mit Unterstützung von Paion vorantreibe, sei unglaublich komplex und zeitaufwendig.Gleichwohl ist der Paion-Chef zuversichtlich, dass der Zulassungsantrag in Japan im Laufe 2018 eingereicht werden kann. “Bis zum Start der Vermarktung dürften dann noch einmal zwölf Monate vergehen”, umschreibt Söhngen, welch langen Atem Unternehmen und Investoren gleichermaßen mitbringen müssen. Kleine VorabzahlungIm Rahmen der Linzvereinbarung erhält Paion in einem ersten Schritt eine Vorabzahlung von 1 Mill. Euro, nachfolgende regulatorische und kommerzielle Meilensteinzahlungen können sich auf bis zu 25 Mill. Euro summieren. Zudem winken dem Aachener Biotech-Unternehmen gestaffelte Umsatzbeteiligungen, die in Abhängigkeit von Absatzvolumen und -preis vom unteren zweistelligen Prozentbereich bis auf über 20 % der Nettoerlöse hochlaufen können.”Da sich Remimazolam in der späten Entwicklungsphase befindet, haben wir uns mit Mundipharma bewusst auf eine geringere Upfrontzahlung verständigt. Dafür erhalten wir eine höhere Umsatzbeteiligung”, erläutert Söhngen. Aus diesem Grund hat die Vereinbarung denn auch keine direkte Auswirkung auf die Reichweite der noch vorhandenen Liquidität. Das ist ein Punkt, der Söhngen derzeit aber weniger Kopfzerbrechen bereitet, sind die liquiden Mittel doch bis ins zweite Halbjahr 2019 gesichert. Nicht berücksichtigt sind dabei weitere Meilensteinzahlungen. Per Ende September beliefen sich die noch vorhandenen Finanzmittel auf 29 Mill. Euro. 13 Mill. Euro eingesammeltIn den USA hatte sich Paion dagegen schon im vorigen Jahr mit der US-Tochter von Cosmo Pharmaceuticals verpartnert, die sich auf die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert hat. “In den USA sollte der Zulassungsantrag für die Kurzsedierung in der zweiten Jahreshälfte 2018 eingereicht werden”, sagt Söhngen. Während der Paion-Chef vor anderthalb Jahren noch davon träumte, womöglich schon Ende 2018 mit der Vermarktung in den Vereinigten Staaten beginnen zu können, sagt er heute: “Mit ersten Umsatzzahlungen ist frühestens Ende 2019 zu rechnen, bis dahin wird es aber weitere Meilensteinzahlungen geben.”Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich in der Pharmaforschung immer wieder neue Hindernisse aufbauen und Zeitpläne dadurch über den Haufen geworfen werden. Vor diesem Hintegrund ist es aber auch erforderlich, dass sich das Unternehmen stets um die weitere Finanzierung kümmert. In diesem Jahr haben die Aachener bereits zwei Kapitalerhöhungen durchgeführt und damit brutto 13 Mill. Euro eingesammelt. Das hört sich zunächst viel an, ist letztlich aber genau der Betrag, der in den ersten neun Monaten aus dem operativen Geschäft abfloss. In einer anderen Liga”Investorenpflege ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit”, unterstreicht Söhngen. Auf Pharma spezialisierte Investoren verstünden das Geschäft und hätten von daher auch einen langen Atem. Umgekehrt erwarteten die Fonds aber auch eine regelmäßige Kommunikation. Von daher freut sich Söhngen auf die Zeit, wenn die ersten Zulassungsanträge eingereicht sind. Dann, glaubt der Paion-Chef, spielt sein Ein-Produkt-Unternehmen in einer anderen Liga.