Palla verordnet Deutscher Bahn dezentralere Strukturen
Palla verordnet Deutscher Bahn dezentralere Strukturen
Palla verordnet Deutscher Bahn dezentralere Strukturen
Konzernumbau festgezurrt: 30 Prozent weniger Führungskräfte in der Holding – DB operativ zurück in den schwarzen Zahlen
ahe Berlin
Die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, hat auch vom Aufsichtsrat Unterstützung für ihren Konzernumbau erhalten. Damit wird die DB nun zum 1. Januar 2026 dezentraler und in den Führungsetagen auch deutlich schlanker aufgestellt. In der Holding werden mindestens 30% der Leitungspositionen gestrichen. Eine komplette Zwischenebene zwischen Vorstand und erster Führungsebene fällt weg. In der ersten Führungsebene wird die Zahl der Organisationseinheiten von 43 auf 22 nahezu halbiert.
Wie bereits bekannt, werden auf Konzernebene darüber hinaus die Vorstandsressorts Technik/Digital und Infrastruktur aufgelöst. Auch in den einzelnen Geschäftsfeldern werden die Vorstände verkleinert. „Der Weg für den Neustart ist frei“, betonte Palla am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Sie verwies darauf, dass wirtschaftliche Entscheidungen und die Verantwortung für die operative Qualität in die einzelnen Geschäftsbereiche und Regionen zurück verlagert würden. Konzernweite Steuerungsprogramme solle es künftig nicht mehr geben, kündigte sie an. So werde das laufende Sanierungs- und Kostenprogramm „S3“ zum Jahresende eingestellt.
Pünktlichkeitswerte „im freien Fall“
Zum 1. Januar starten allerdings drei Sofortprogramme, die auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) schon angekündigt hatte und in welche die Bahn nun 140 Mill. Euro investiert. Es geht dabei um mehr Komfort in den Fernverkehrszügen, um eine bessere Kundenkommunikation sowie um mehr Sicherheit und Sauberkeit an den Bahnhöfen.
Die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr bleiben aber vorerst auf einem äußerst niedrigen Niveau: Palla sprach von drei Jahren, in denen diese Werte „im freien Fall“ gewesen seien und sich dieser Trend auch 2025 fortgesetzt habe. Im nächsten Jahr geht es nun zunächst darum, im Fernverkehr die Pünktlichkeitsquote bei 60% zu stabilisieren. Bis 2029 soll diese auf 70% steigen.
Cargo-Sanierung noch offen
Die Transformation der Deutschen Bahn ist nach den Worten von Palla die vielleicht größte in der bisherigen Konzerngeschichte. Sie warb aber um Geduld. Es werde „keinen Big Bang“ geben. Man könne die Schiene nicht von heute auf morgen verbessern – auch wenn es deutlich mehr Geld vom Bund gebe. Es gehe bei der Bahn um einen „Weg der vielen kleinen Schritte“.
Unklar ist noch, wie es mit der angeschlagenen Güterverkehrstochter DB Cargo weitergeht, die zunächst vom Konzernumbau ausgenommen ist, weil noch ein umfassender eigener Sanierungsplan in Vorbereitung ist. Dieser soll dann im Januar/Februar noch einmal von den Beratungsexperten von Oliver Wyman begutachtet werden. Zuletzt war ein Sanierungsplan für Cargo von externen Gutachtern als nicht ausreichend kritisiert worden. 2026 muss Cargo nach Vorgaben der EU-Kommission wieder profitabel werden. Sonst droht die Zerschlagung.
Konzern 2025 rein operativ zurück in den schwarzen Zahlen
Palla bekräftigte, dass die Bahn in diesem Jahr operativ wieder schwarze Zahlen schreiben wird und der operative Gewinn 2026 weiter steigen solle. Im ersten Halbjahr hatte der operative Verlust vor Zinsen und Steuern trotz deutlicher Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr noch 239 Mill. Euro betragen. Die neue Bahn-Chefin räumte allerdings auch ein, dass ein positives Nettoergebnis wohl erst 2027 zu erwarten sei.
Die einflussreiche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) stellte sich am Donnerstag grundsätzlich hinter Pallas Umbaupläne. Das Konzept sei ambitioniert, sagte EVG-Chef Martin Burkert. „Und das ist auch richtig so.“ Wenn Palla überflüssige Hierarchieebenen abschaffen, lange Entscheidungswege verkürzen und stattdessen die Experten vor Ort stärken wolle, habe sie die EVG dabei an ihrer Seite. Burkert stellte zugleich klar, sollte sich der Konzernumbau am Ende als Sparprogramm und Arbeitsplatzabbau herausstellen, werde Palla in der EVG einen harten Gegner finden.
