Philipp Schaper

Patrizia setzt auf „letzte Meile“

Im laufenden Jahr legt der Immobilienkonzern Patrizia den Fokus auf „urbane Logistik“ und nennt beispielhaft das Potenzial neuer Wohnformen wie Studentenwohnungen und Senior Living.

Patrizia setzt auf „letzte Meile“

Von Thomas List, Frankfurt

Die überwiegend im Wohn- und Bürobereich tätige Patrizia will sich im laufenden Jahr auf urbane Logistik, Healthcare und Wohnen konzentrieren. 2021 hat sie das vereinbarte Transaktionsvolumen um ein Viertel auf rund 7,6 Mrd. Euro gesteigert, teilte der in Augsburg ansässige Assetmanager am Montag mit.

„Wir werfen in diesem Jahr einen genaueren Blick auf urbane Logistik, insbesondere auf die letzte Meile und die sogenannte letzte Stunde“, sagte Philipp Schaper, European CIO bei Patrizia, der Börsen-Zeitung. „Da gibt es viele interessante Gelegenheiten in den größeren europäischen Agglomerationen wie London und Berlin.“ Wohnen ist für Schaper nicht zuletzt deshalb attraktiv, weil Probleme mit der Nachvermietung (wie im gewerblichen Bereich) fast vernachlässigbar seien. Es gebe viel Potenzial in neuen Wohnformen außerhalb des traditionellen Wohnens, z.B. in Studentenwohnungen, Senior Living und Co-Living, so Schaper weiter.

Attraktiv ist für Patrizia außerdem – wenn auch eher als Nische, was das Transaktionsvolumen betrifft – der Bereich Healthcare, wobei es dabei insbesondere auf zuverlässige Betreiber ankomme. Da sich nur wenige Investoren auf diesen Bereich spezialisiert hätten, konnten sie in der Vergangenheit eine Renditeprämie erzielen. „Diese Prämie geht aber angesichts der zunehmenden Öffnung der Betreiber für Investoren immer weiter zurück und nähert sich dem klassischen Wohnen an.“

Die starke Nachfrage durch Investoren zeigt sich auch daran, dass Patrizia im Bereich Pflegeimmobilien und betreutes Wohnen inzwischen in ihren dritten Fonds investiert. „Engpass ist hier das unzureichende Produktangebot, das die Qualitätsanforderungen unserer Investoren nicht erfüllen kann.“

Geografisch sei die Achse Deutschland, Benelux und Großbritannien aus dem Geschäft von Patrizia „nicht wegzudenken“, so Schaper. „Polen kann mittelfristig auch für uns ein interessanter Markt bei Wohninvestments sein.“ Patrizia ist in Warschau mit einem Büro vertreten und hatte einen Warschau-Office-Fonds aufgelegt, der nun sein Laufzeitende erreicht hat.

7,6 Mrd. Euro Transaktionen

Im vergangenen Geschäftsjahr hat Patrizia Transaktionen über rund 7,6 (i.V. 6) Mrd. Euro vereinbart („signed“). Davon waren zwei Drittel Käufe und ein Drittel Verkäufe. Bei den Käufen dominierte der Bereich Wohnen mit rund 3,3 Mrd. Euro, gefolgt vom Bürosektor mit rund 1,7 Mrd. Euro und 1 Mrd. Euro im Bereich Logistik. Durch die starke Präsenz vor Ort – Patrizia hat 26 Standorte weltweit – habe man in den vergangenen zwei Jahren nicht grenzüberschreitend reisen müssen. „Das war sicherlich für unsere Transaktionsaktivitäten von Vorteil.“

Im Vorjahr hat Patrizia stark in Skandinavien zugekauft, insbesondere in Finnland und in Schweden mit Einzeltickets von teilweise über 100 Mill. Euro. Auch in Großbritannien erreichten Einzeldeals im Wohnbereich diese Größenordnung.

In Deutschland lag das Transaktionsvolumen von Patrizia 2021 bei mehr als 3,5 Mrd. Euro, davon mehr als 2 Mrd. Euro Ankäufe vor allem von Wohnungen, der Rest umfasst Verkäufe. Bei den Verkäufen entfiel der Großteil auf zwei große Portfolien im Lebensmitteleinzelhandel. Laut Schaper wurde dabei ein „hervorragendes Resultat“ erzielt, da diese Supermärkte aufgrund der langen Mietlaufzeit und der hervorragenden Bonität der Mieter für viele Investoren höchst attraktiv seien. „Das waren für uns zyklusgetriebene Desinvestments und teilweise Portfoliobereinigungen.“

Außerdem hat Patrizia im Dezember das 31-stöckige Bürogebäude Astro Tower in Brüssel im Auftrag des südkoreanischen Konsortiums AIP Asset Management für 230 Mill. Euro an Union Investment verkauft.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.