Pearson kürzt Dividende und streicht 3 000 Stellen
Von Andreas Hippin, LondonDer Medienkonzern Pearson wird im Zuge eines weiteren Restrukturierungsprogramms 3 000 Stellen streichen. Wie die FTSE-100-Gesellschaft bei Bekanntgabe ihrer Halbjahreszahlen mitteilte, wird zudem den Aktionären die Zwischendividende gekürzt. Sie soll nun bei 5 (i.V. 18) Pence liegen. Der größtenteils in Dollar anfallende Umsatz stagnierte zu konstanten Wechselkursen. Real steig er um ein Zehntel auf 2,05 Mrd. Pfund. Der bereinigte operative Gewinn legte von 15 Mill. auf 197 Mill. Pfund zu. Unter dem Strich stehen allerdings trotz Kostensenkungen und der Schwäche des Pfund gegen die US-Währung nach wie vor rote Zahlen.”Pearson hat ein solides erstes Halbjahr gehabt”, behauptete Chief Executive John Fallon. “Wir machen bei unseren strategischen Prioritäten gute Fortschritte und lassen unsere Ziele für 2017 unverändert.” Als er sein Amt vor vier Jahren antrat, gehörte ein Restrukturierungsprogramm zu seinen ersten Amtshandlungen. Die strukturellen Probleme des Medienkonzerns, der von ihm zum Schulbuchverlag umgebaut wurde, lassen sich durch immer neue Restrukturierungsanläufe aber nicht lösen. Wie die vor wenigen Tagen vorgelegten Quartalsergebnisse des US-Rivalen Cengage Learning zeigen, hat nicht nur Pearson auf dem nordamerikanischen Markt für akademische Bildung mit schrumpfenden Erlösen zu kämpfen. Die Auswirkungen von Produktpiraterie, Mietangeboten und sinkenden Einschreibungszahlen machen sich auch bei Wettbewerbern bemerkbar. Viele Studenten sind einfach nicht mehr bereit, die geforderten 150 bis 200 Dollar für Schulbücher zu bezahlen, und verschaffen sich auf andere Weise Zugang. Bloß kein Plan BPearson erwirtschaftet mehr als die Hälfte des Umsatzes in Nordamerika. Zu konstanten Wechselkursen ging der Erlös dort in den ersten sechs Monaten um 1 % zurück. Allerdings ist das erste Halbjahr für das Unternehmen nicht so wichtig und taugt auch nicht als Indikator für die Entwicklung im Gesamtjahr.Pearson hatte gerade erst angekündigt, künftig eine “nachhaltige und progressive” Ausschüttungspolitik zu betreiben. Die radikale Kürzung der Zwischendividende sei vom Unternehmen ganz und gar nicht geplant gewesen, vermutet George Salmon, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Der Konzern habe die Ausschüttungen stabil halten wollen, während die Kosten sinken und die Erlöse aus dem Verkauf von Financial Times sowie der Beteiligungen an The Economist Group und Penguin Random House einlaufen. “Das musste man schnell überdenken, als die Nachfrage in Nordamerika stark zurückging”, schrieb Salmon. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Gruppe bereits auf Plan B umgestiegen sei. “Das Letzte, was wir sehen wollen, ist das Auftauchen eines Plan C.”Analyst Ian Whittaker von Liberum Capital erwartet, dass für das Gesamtjahr lediglich 14 bis 15 Pence an die Aktionäre ausgekehrt werden könnten. Das entspräche einer Dividendenrendite von lediglich 2 %. Die Pearson-Aktie verbilligte sich in London um 2,0 % auf 655,5 Pence.