Vakuumpumpen-Hersteller

Pfeiffer Vacuum wird nun doch optimistischer

Nach dem ersten Halbjahr wollte sich CEO Britta Giesen trotz Rekordumsätzen bei der Prognose noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen – zu viele Unsicherheiten hielten sie von einer Erhöhung ab. Der Schritt folgte nun zu Wochenbeginn. Denn nach neun Monaten spricht alles für ein deutlich kräftigeres Wachstum.

Pfeiffer Vacuum wird nun doch optimistischer

kro Frankfurt

Das auf Hochvakuumtechnologie spezialisierte SDax-Unternehmen Pfeiffer Vacuum traut sich nach neun Monaten nun doch höhere Jahresumsätze zu als anfangs in Aussicht gestellt. Die Erlöse sollen im Gesamtjahr 2022 jetzt in einer Spanne von 860 bis 880 Mill. Euro liegen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von 11 bis 14 % entsprechen würde, wie das Unternehmen mitteilte. Zuvor war das Management um Konzernchefin Britta Giesen noch von einem Plus von 5 % oder mehr ausgegangen. Den Ausblick für die Ebit-Marge ließ das Unternehmen unverändert. Sie soll 2022 bei rund 14 % liegen (nach 12,1% im Vorjahr).

An der Börse legte die Aktie am Dienstag zeitweise um mehr als 12 % zu und beförderte Pfeiffer so an die Spitze im Nebenwerteindex. Seit Jahresbeginn hat der Kurs jedoch im Zuge der vielfältigen globalen Wirtschaftskrisen und des Kriegs in der Ukraine um fast 35 % nachgegeben.

Zweistelliges Plus

Trotz Rekordergebnissen im ersten Halbjahr hatte Giesen Anfang August vor dem Hintergrund auch noch Abstand von einer Prognoseerhöhung genommen. Zu viele Unsicherheiten im zweiten Halbjahr, darunter die unklare Entwicklung der Lieferkettenprobleme, sprachen zu dem Zeitpunkt noch nicht dafür. Im dritten Quartal sei es diesbezüglich nun aber zu keiner weiteren Verschlechterung gekommen, teilte das Unternehmen mit.

Hinzu kamen auf Neunmonatssicht einmal mehr Rekordzahlen beim Umsatz (+16 % im Vergleich zum Vorjahr auf 669 Mill. Euro) und beim Auftragseingang (+25 % auf 867 Mill. Euro). Dabei wuchsen die Geschäfte sowohl im Segment Halbleiter und Zukunftstechnologien als auch in der Sparte Analytik, Industrie und Forschung & Entwicklung zweistellig.

Pfeiffer Vacuum gehört neben der Gea Group aus Düsseldorf, der KSB aus Frankenthal, Wilo aus Dortmund und Kaeser Kompressoren aus Coburg zu den größten deutschen Herstellern von Pumpen und Kompressoren. Die Branche hat sich im Vergleich zu anderen Bereichen des deutschen Maschinenbaus sehr schnell und deutlich von den Einbrüchen aus der Coronakrise erholt. Das lag vor allem an der Stärke der Abnehmerbranchen, wie BayernLB-Ökonom Alexander Kalb in einer aktuellen Sektoranalyse darlegt: „Sowohl die Chemie- und Bauindus­trie zeigten sich auch zu Zeiten der Coronakrise recht krisenresistent. Hinzu kommt, dass die Vakuumtechnik sehr stark im Produktionsprozess von Halbleiterbauelementen zum Einsatz kommt und somit eine der Profiteure der international stark wachsenden Halbleiterindustrie und des allgemeinen Chipmangels ist.“

Pfeiffer Vacuum mit ihren mehr als 3 500 Mitarbeitenden profitierte im vergangenen Jahr kräftig von dem Chip-Boom. Dreimal hob das Unternehmen seine Prognose an − und übertraf diese am Ende immer noch.

Starker Dollar als Treiber

Dass eine stärkere Nachfrage nun auch im dritten Quartal 2022 für Schwung gesorgt hat, schließt Stifel-Analyst Adrian Pehl zwar nicht aus. Er vermutet aber, dass auch der stärkere Dollar dazu beigetragen haben dürfte, dass Pfeiffer ihre Erwartungen übertroffen hat. Die unveränderte Prognose für die Ebit-Marge sei zudem entweder konservativ oder Folge eines schwächeren Produktmixes bzw. des Fremdwährungseffekts und/oder eine Folge erhöhter Be­triebsausgaben. Trotz insgesamt guter Nachrichtenlage sei es für ein „Kaufen“-Votum noch zu früh, so das Fazit des Analysten.

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