Pfizer will Medikamentenpreise nach Deal mit Trump senken
Pfizer will Medikamentenpreise nach Deal mit Trump senken
Pfizer will Medikamentenpreise
nach Trump-Deal senken
Beobachter sehen positives Signal für die Branche
Reuters Washington
Der US-Pharmakonzern Pfizer wird Präsident Donald Trump zufolge die Preise für alle verschreibungspflichtigen Medikamente im staatlichen Gesundheitsprogramm Medicaid senken. Zudem würden neue Medikamente zu einem Meistbegünstigungspreis verkauft, sagte Trump am Dienstag bei einer Veranstaltung im Weißen Haus. Im Gegenzug erhalte der Konzern eine Befreiung von Zöllen. „Die USA haben es satt, die Gesundheitsversorgung des Rests der Welt zu subventionieren“, erklärte Trump.
Pfizer ist das erste Pharmaunternehmen, mit dem eine solche Vereinbarung geschlossen wurde. Andere dürften folgen, sagte Trump. Seine Pläne sehen vor, die Medikamentenpreise in den USA an die niedrigsten Preise zu koppeln, die in anderen wohlhabenden Ländern gezahlt werden. Er forderte im Sommer von 17 großen Pharmakonzernen Preissenkungen nach diesem Prinzip. Er setzte eine Frist bis Ende September und drohte gleichzeitig mit hohen Zöllen.
Auch deutsche Pharmawerte steigen
Die Aktien von Pfizer stiegen nach der Ankündigung zunächst um 5%. Auch Europas Pharmawerte profitierten am Mittwoch. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Health Care holte fast seine kompletten Verluste seit Anfang September auf.
Branchenexperte Richard Vosser von JPMorgan sieht den Deal positiv – er habe Strahlwirkung für den gesamten Sektor. Er sollte zeigen, dass die Konzerne mit Trumps Plänen gut zurechtkommen.
Die Aktien der Merck KGaA gewannen fast 10% und stiegen auf das höchste Niveau seit Juli. Bayer-Aktien legten ebenfalls zu. Sartorius-Titel sprangen im MDax um fast 8% hoch. In der Schweiz waren Novartis und Roche gefragt.
Krumme Rechnungen
Im Vorfeld der Ankündigung hatte sich Trump zu den von ihm geplanten Kostensenkungen geäußert. „Wir werden die Arzneimittelpreise um 100%, in einigen Fällen sogar um 300% oder mehr senken“, sagte er vor Reportern bei seiner Ankunft am Weißen Haus nach einer Veranstaltung im Bundesstaat Virginia. Was Trump damit sagen wollte, blieb offen. Die Reduzierung eines Preises um mehr als 100% ist nicht möglich, da der Preis dann bereits auf null gesunken wäre.
Pfizer-Chef Albert Bourla kündigte zudem Investitionen in Höhe von 70 Mrd. Dollar in Forschung, Entwicklung und die heimische Produktion an. „Der Präsident hat uns eine dreijährige Schonfrist gewährt, in der wir nicht den „232“-Zöllen unterliegen, solange wir die Produktion hierher verlagern“, sagte Bourla mit Verweis auf den entsprechenden Paragraphen. Das Präsidialamt plant zudem, eine Website namens „TrumpRx“ einzurichten, über die Amerikaner Medikamente direkt von Herstellern kaufen können. Pfizer will dort einige Arzneien mit Preisnachlässen zwischen 40 und 85% anbieten.
Deutliche Anstiege
US-Patienten zahlen für verschreibungspflichtige Medikamente oft fast dreimal so viel wie in anderen Industrienationen. Trump übt seit Längerem Druck auf die Pharmaindustrie aus, ihre Preise an das Niveau anderer Länder anzupassen. Eine Analyse der Nachrichtenagentur Reuters ergab, dass der Medianpreis für neu eingeführte Arzneimittel in den USA im vergangenen Jahr bei 370.000 Dollar lag und sich damit mehr als verdoppelt hat. Von der nun angekündigten Vereinbarung betroffen ist das staatliche Programm Medicaid für Menschen mit geringem Einkommen, das mehr als 70 Millionen Bürger umfasst. Das Medicare-Programm für Menschen über 65 Jahre ist nicht betroffen.
