Pharmakonzerne setzen auf Spezialisierung
swa Frankfurt – Die führenden Pharmakonzerne weltweit halten derzeit mit dem Marktwachstum nicht Schritt. Nach einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY gelingt es den 21 größten Arzneimittelkonzernen nicht, genügend Wirkstoffe zur Zulassung zu bringen. Im vergangenen Jahr habe sich die Umsatzsteigerung zu konstanten Wechselkursen von zuvor 4,6 % auf 3,1 % abgeschwächt. Da der globale Pharmamarkt aber im Schnitt um 5 bis 6 % zulege, hinken die größten Spieler hinterher. 100 Mrd. Umsatz fehlenDie führenden Pharmakonzerne benötigten im laufenden Jahr einen Umsatzschub von 100 Mrd. Dollar, um die Dynamik des Gesamtmarktes nachzuzeichnen – die 21 Konzerne erzielten 2016 zusammen Erlöse von gut 445 Mrd. Euro. “Dieser Wachstumsdruck befeuert den Übernahmemarkt”, sagt EY-Partner Gerd Stürz. Der Branchenexperte rechnet mit einem anhaltend lebhaften Akquisitionstreiben in der Branche, nachdem schon im vergangenen Jahr Transaktionen mit einem Rekordvolumen von 258 Mrd. Dollar gestemmt wurden.In Übernahmen geht es nicht allein um den Zukauf von Wachstum, seit 2013 ist der Trend zu beobachten, dass sich führende Arzneimittelanbieter über einen Portfolioumbau auf ihre Stärken konzentrieren – wenn es passt, gerne in einem Assettausch. Dieser Prozess der Spezialisierung sei noch nicht zu Ende, erklärt Stürz. Für die großen Biotech-Konzerne bestehe angesichts ihrer Historie der Fokussierung weniger Konsolidierungsbedarf.Trotz der Wachstumsschwäche sprechen die Branchenbeobachter von EY von einem erfreulichen Ausbau des Produktnachschubs. Der Leiter des deutschen Life-Science-Centers, Siegfried Bialojan, hebt hervor, dass sich die Zahl der zur Zulassung eingereichten und zugelassenen Medikamente seit 2014 um 38 % erhöht hat. In allen Phasen der klinischen Entwicklung sehe man Fortschritte. Das zeigt laut Bialojan, dass die Unternehmen die Bedeutung des Themas Innovation verstanden hätten. Derzeit befinden sich 4 600 Produkte in der klinischen Entwicklung.Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind 2016 um 3,9 % gesteigert worden, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 8,6 % gezeigt wurde. Die höchsten Kosten in der Entwicklung eines Medikaments entstehen in der Regel in den letzten Phasen der für die Zulassung relevanten klinischen Studien. In absoluten Zahlen gibt Roche mit 7,9 Mrd. Euro das meiste Geld in der Forschung und Entwicklung aus, am Ende des Rankings liegt die japanische Otsuka mit 1,3 Mrd. Euro. Die deutsche Merck befindet sich auf dem vorletzten Platz mit einem Budget von 1,5 Mrd. Euro. Gemessen am Umsatz hat der US-Konzern Eli Lilly mit 29 % vom Umsatz die höchste Ausgabenquote für F&E. Beim größten F&E-Wachstum liegen die deutschen Konzerne Merck und Bayer mit Steigerungen um 14,2 % und 13,8 % im Jahr 2016 auf Platz 2 und 3 hinter Gilead. Kosten im GriffUngeachtet der Wachstumsflaute haben die Konzerne an ihrer Profitabilität gearbeitet und in Summe das Betriebsergebnis (Ebit) um 6,3 % in noch etwas höherer Dynamik als im Vorjahr ausgebaut. Die Ebit-Marge kam im Schnitt von 26,3 auf 27,0 % voran. An der Spitze stehen die großen Biotech-Anbieter mit Renditen von mehr als 40 % (siehe Grafik). Die deutsche Pharma rangiert im unteren Viertel der Skala.