Pilotenstreik drückt IAG-Gewinn

British-Airways-Mutter wächst weniger - Interesse an Slots von Thomas Cook

Pilotenstreik drückt IAG-Gewinn

hip London – Der Pilotenstreik bei British Airways und eine schwächere Geschäftsentwicklung bei ihren Billigfliegern haben die International Airlines Group (IAG) dazu bewegt, ihr Gewinnziel für das laufende Jahr zu senken. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, rechnet sie nun damit, dass ihr bereinigter Gewinn um 215 Mill. Euro niedriger ausfallen wird als im Vorjahr (3,49 Mrd. Euro). Analysten hatten im Schnitt bereits mit einem Rückgang auf 3,30 Mrd. Euro gerechnet.Die IAG will zudem beim Ausbau ihrer Kapazitäten auf die Bremse treten. Im vierten Quartal sollen sie nur noch um 2 % wachsen, nicht mehr wie bislang geplant um 3,2 %. Für das Gesamtjahr wird nur noch ein Plus von 4 % (zuvor: 5 %) angestrebt. Der Umsatz pro Passagier werde zu konstanten Wechselkursen etwas sinken. Bislang hatte IAG mit einer stabilen Entwicklung gerechnet.Der Preiskampf auf der europäischen Kurzstrecke hat in den vergangenen Jahren zu einer Reihe von Insolvenzen geführt – von Alitalia bis Monarch Airlines, der bis dahin fünftgrößten britischen Fluggesellschaft. Zuletzt meldete Thomas Cook Zahlungsunfähigkeit an. Die angeschlagene slowenische Adria Airlines, immerhin Mitglied der Star Alliance, setzte diese Woche die Flugtätigkeit “vorübergehend” aus. “Gatwick als Chance”IAG-Chef Willie Walsh zeigte während einer Telefonkonferenz mit Analysten Interesse an den Start- und Landerechten von Thomas Cook am Londoner Flughafen Gatwick. “Wir sehen Gatwick als Chance für uns”, sagte er. Wenn es die Möglichkeit gebe, Slots zu erwerben, werde man sich das ansehen. Der ungarische Billigflieger Wizz Air, der dieses Jahr zum größten Anbieter von Flügen am Londoner Flughafen Luton aufsteigen will, hatte bereits vor der Insolvenz von Thomas Cook Interesse angemeldet. Wizz-Air-Eigentümer Indigo Partners gilt als aussichtsreichster Kandidat für einen Einstieg bei der deutschen Thomas-Cook-Tochter Condor.Die Pilotengewerkschaft British Airways Pilots` Association (Balpa) hatte mit ihren Streiks dafür gesorgt, dass im September 4 521 Flüge abgesagt werden mussten. Zudem erhielten die Passagiere von 4 070 weiteren Flügen, die nicht unmittelbar betroffen waren, die Möglichkeit, umzubuchen oder sich den Ticketpreis erstatten zu lassen. Das Management veranschlagt die Kosten der Arbeitskampfmaßnahmen auf 137 Mill. Euro netto. Die von den Mitarbeitern des Flughafens Heathrow angedrohten Streiks hätten Kosten von netto 33 Mill. Euro verursacht. Die schwache Buchungsentwicklung bei den Billigfliegern, insbesondere Vueling und Level, drücke mit 34 Mill. Euro auf das Ergebnis. Hier soll es besonders um Flüge nach Frankreich und Italien gegangen sein.Es habe keine weiteren Gespräche mit Balpa gegeben. Das Angebot einer Gehaltserhöhung von 11,5 % werde aufrechterhalten. Es sei von den anderen Gewerkschaften der Gesellschaft, die 90 % der Beschäftigten repräsentierten, bereits angenommen worden. “Momentan hat die Balpa keine weiteren Streiks angekündigt, aber solange keine Verhandlungen stattfinden, können sie auch nicht ausgeschlossen werden”, schreibt Jarrod Castle, Luftfahrtanalyst bei der UBS. Sollte es zu weiteren Streiks kommen, käme das Gewinnziel der IAG weiter unter Druck. “In der Tat ist es erst etwas mehr als zwei Wochen her, dass der CFO die Guidance bestätigt hat. Die Branche ist demnach wegen begrenzter Sichtweite anfällig für Änderungen der Guidance.”