Touristik

Platzie­rung der Wandel­anleihe macht Tui Mut

Die in der Coronakrise staatlich gestützte und hoch verschuldete Tui hat eine Wandelanleihe am Kapitalmarkt platziert. Die Emission war überzeichnet. Der Touristikriese setzt darauf, dass das Reisegeschäft bald anspringt.

Platzie­rung der Wandel­anleihe macht Tui Mut

ste Hamburg

Der infolge der Corona-Pandemie mit staatlichen Milliardenhilfen gestützte Touristikkonzern Tui hat eine nicht nachrangige und unbesicherte Wandelanleihe über 400 Mill. Euro mit einer Laufzeit bis zum 16. April 2028 bei institutionellen Investoren platziert. Man habe bei der Emission die Option genutzt, das Emissionsvolumen von 350 Mill. Euro um 50 Mill. Euro zu erhöhen, teilte das Unternehmen aus Hannover am Freitag kurz vor Börsenhandelsschluss mit. Mit der Anleihe soll vor allem die Refinanzierung von Krediten aus den Corona-Stabilisierungspaketen eingeleitet werden.

Die Emission der Anleihe, die mit einem halbjährlich nachträglich zahlbaren Kupon von 5% p.a. verzinst ist, sei fast zweifach überzeichnet gewesen. Als Koordinatoren und Orderbuchführer agierten den Angaben zufolge Citigroup, Bank of America, Commerzbank und Société Générale. Ferner waren Barclays, Bank of Ireland, Crédit Agricole, Deutsche Bank, HSBC, ING, LBBW und Unicredit als weitere Orderbuchführer mandatiert.

Tui-Vorstandschef Fritz Joussen sagte, die Platzierung der Wandelanleihe und die im Januar abgeschlossene Bezugsrechtskapitalerhöhung zeigten, dass Kapitalmarkt und Investoren der Strategie und dem Geschäftsmodell der Tui vertrauten: „Mit der heute abgeschlossenen Emission können wir den ersten wichtigen Schritt im Rahmen der Refinanzierung unserer Kapitalstruktur planen.“ Investoren haben die Möglichkeit, die Wandelanleihen in neue und/oder bestehende Tui-Aktien umzuwandeln. Der anfängliche Wandlungspreis wurde mit 5,3631 Euro festgesetzt, was einer Wandlungsprämie von 25% über dem Referenzaktienkurs von 4,2905 Euro entspricht.

Nach der Mitteilung der finalen Bedingungen der Anleihe befestigte sich der Tui-Kurs. Die Aktie, die nach Ankündigung der Anleiheplatzierung am Freitagmorgen in London zeitweise um fast 8% gefallen war, lag zum Handelsschluss bei 389 Pence noch mit 2,1% im Minus. Den Kursrutsch führte Tui-Chef Joussen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf Kurzfristhandel von Investoren wie Hedgefonds zurück. Die Höhe der Überzeichnung der Emission bezeichnete er als überraschend. „Wir wollten diszipliniert sein und zeigen, dass wir uns im Markt finanzieren können.“ Der Zinssatz zeige, dass sich Tui verglichen mit den durchschnittlichen Konditionen der Staatskredite im Markt derzeit günstiger finanzieren könne. „Wir bekommen nichts geschenkt.“

Der Ende 2020 mit 7,2 Mrd. Euro verschuldete Konzern verfügte zum 22. März über Barmittel und abrufbare Fazilitäten von 1,6 Mrd. Euro. Zur Hauptversammlung hatte Tui be­kräftigt, dass bis zum Sommer ausreichend Liquidität gesichert sei. Der Netto-Fixkostenabfluss für den Zeitraum Januar bis März war auf 250 Mill. bis 300 Mill. Euro pro Monat taxiert worden. Mit Teilen des Mittelzuflusses aus der Kapitalerhöhung über rund 500 Mill. Euro, die im Januar Teil des dritten Finanzierungspakets war, hatte Tui im Februar eine 300-Mill.-Euro-Anleihe vorzeitig abgelöst, wodurch sich die Laufzeiten der staatlichen Kredite bis Sommer 2022 verlängerten.

Joussen sagte nun, er rechne damit, dass es ein Sommergeschäft geben werde. Auch in Deutschland werde es bald mehr Impfstoff als Impfwillige geben. Die Pandemie habe an den großen Trends für das Reisegeschäft nichts geändert.