IM GESPRÄCH: KARL-HEINZ STRAUSS

Porr baut auf die Börse

2013 drei Kapitalmaßnahmen für eine liquidere Aktie

Porr baut auf die Börse

Von Ulli Gericke, BerlinDie seit 144 Jahren an der Wiener Börse notierte Allgemeine Baugesellschaft – A. Porr AG will sich für Anleger attraktiver machen. Mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen 2012, der Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung, einer kleinen Kapitalerhöhung im Jahresverlauf, dem Zusammenlegen der heute wenig gehandelten Stammaktien mit den Vorzügen und schließlich einer weiteren, dann größeren Kapitalerhöhung will Vorstandschef und Großaktionär Karl-Heinz Strauss den verschlafenen Wiener Baukonzern aufwecken. Dazu führt er auch einen griffigeren Namen ein. Künftig soll die Porr AG, so die neue Firmierung, so bekannt sein, dass das althergebrachte Allgemeine Baugesellschaft entfallen kann, sagte der im Herbst 2010 als Generaldirektor zu Porr gestoßene Strauss im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Ohne sich konkret über die Vorjahreszahlen äußern zu wollen, die am Freitag vorgelegt werden, kündigte Strauss an, dass Porr nach dem Verlust von 2011 ein “sehr gutes Ergebnis” ausweisen werde. Und wenn das Unternehmen Gewinn erwirtschafte, werde auch eine Dividende ausgeschüttet, versicherte der Großaktionär, der zusammen mit dem Tiroler Haustechnikunternehmer Klaus Ortner 70,6 % der Porr-Anteile hält. Auch die Verschuldung, die Ende 2010 mehr als das Vierfache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erklommen hatte, sei mit dem Verkauf nicht betriebsnotwendiger Immobilien auf einem guten Weg. Ziel von Strauss ist es, die Nettoverschuldung bis 2015 “auf null” zu drücken.Knapp vor der Hauptversammlung Ende Mai, die über die Dividende beschließen soll, will Strauss das restliche genehmigte Kapital nutzen, um – bei vollen Bezugsrechten aller Aktiengattungen – die Zahl der Stammaktien, der Vorzüge und der Kapitalanteilscheine um rund 10 % zu erhöhen. Im weiteren Verlauf des Jahres sollen dann Stämme, Vorzüge und die kaum noch gehandelten Kapitalanteilscheine im Verhältnis 1 : 1 zusammengeführt werden, um die Liquidität der Aktie zu erhöhen, die zuletzt mit dem Übernahmeangebot an die Minderheitsaktionäre (vgl. BZ vom 23. November) gesunken war.Ähnlich weggebröckelt – bei allerdings nur minimalem Handel – ist der Aktienkurs der Stämme, die sich im Jahresverlauf von 109,50 auf 55 Euro halbiert hatten und damit fast auf die “Low Ball”-Offerte von 52 Euro fielen.Zudem deutete Strauss eine weitere, größere Kapitalerhöhung an, die das Ziel hätte, den Streubesitz zu erhöhen, “um Porr wirklich börsenfähig zu machen”. Damit will er den Baukonzern auch für Fonds oder andere institutionelle Investoren interessant machen, sagte der Vorstandschef weiter. Die mögliche Kapitalerhöhung soll Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres über die Wiener Bühne gehen. Volle AuftragsbücherDazu passend versicherte Strauss, dass das laufende Jahr angesichts des Allzeithochs im Auftragsbestand noch besser werde als 2012. Dank der vielen Orders sei die Auslastung “momentan ausgezeichnet”, weshalb Porr auch den kalten Winter voll durchgearbeitet habe. Porr, betont der Vorstandschef, “ist und bleibt” vor allem eine Baufirma, mit Entwicklungs- und Serviceabteilung. Auch wenn sich Strauss an kleineren Zukäufen interessiert zeigt, ist ihm die offerierte Hochtief Service zu groß. Bis 2016 soll die Produktionsleistung von heute 3 Mrd. auf etwa 4 Mrd. Euro steigen.