Hohe Zusatzkosten

Porsche in der Krise – Operativer Verlust von fast 1 Mrd. Euro

Porsche rutscht im dritten Quartal tief in die Verlustzone. Umsatz und Marge schrumpfen. Finanzchef Jochen Breckner erwartet die Trendwende für 2026.

Porsche in der Krise – Operativer Verlust von fast 1 Mrd. Euro

Die Ertragskrise von Porsche hat sich verschärft. Der Sportwagenbauer verzeichnete im dritten Quartal einen operativen Fehlbetrag von 967 Mill. Euro. Das entspricht einer Marge von -11,1%. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen operativ noch 974 Mill. Euro verdient. Die Umsatzrendite lag seinerzeit bei 10,7%. Das ergibt sich aus den Zahlen der ersten neun Monate dieses Jahres per 30. September, die der Konzern zum Wochenende kurz vor Börsenschluss (Xetra-Handel) veröffentlichte.

Der Umsatz schrumpfte von Juli bis September um 4,4% auf 8,7 Mrd. Euro. Nach neun Monaten brach das operative Ergebnis um 4 Mrd. Euro auf nur noch 40 Mill. Euro ein. Die Marge fiel auf 0,2% zurück nach 14,1% ein Jahr zuvor. Nach Steuern betrug das Minus im dritten Quartal 604 Mill. Euro. Im gleichen Quartal des Vorjahres verbuchte Porsche noch einen Überschuss von 611 Mill. Euro.

Finanzvorstand Jochen Breckner rechnet mit einer Wende zum Besseren im kommenden Jahr. „Wir erwarten, dass wir den Tiefpunkt in diesem Jahr durchschreiten und Porsche sich ab 2026 spürbar verbessert", sagte er in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern und Analysten.

Zusatzkosten von 2,7 Mrd. Euro

Porsche steckt seit über einem Jahr in einer Misere. Der Absatzeinbruch in China, die US-Zölle und Mehrkosten wegen der schwachen Nachfrage nach E-Autos drücken deutlich auf die Marge. Wegen der verschobenen neuen Produktionsplattform für E-Autos belasteten Abschreibungen und Rückstellungen das Ergebnis zusätzlich mit 1,8 Mrd. Euro. Der CFO bezifferte die gesamten Zusatzaufwendungen für die Neuausrichtung auf bislang 2,7 Mrd. Euro. Fürs Gesamtjahr rechnet er mit Sonderaufwendungen von 3,1 Mrd. Euro. Die US-Zölle belasteten bisher in „mittlerer dreistelliger Millionenhöhe“.

Das Management vollzog zuvor eine strategische Kehrtwende. Die Markteinführung einiger vollelektrischer Modelle verschiebt sich. Stattdessen bietet Porsche wieder mehr Fahrzeuge mit herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren an. Im dritten Quartal schrumpfte der weltweite Absatz von Porsche um 6% auf 66.118 Fahrzeuge.

Im September schockierte Porsche die Anleger mit einer abermaligen Gewinnwarnung. Es war die vierte in Folge. Der Vorstand setzte seine Erwartung 2025 für die operative Umsatzrendite auf eine Bandbreite „von bis zu 2%“ herab. Die schlechten Quartalzahlen von Porsche verhageln auch die Erfolgsrechnung des Mutterkonzerns Volkswagen. Das Wolfsburger Dax-Mitglied präsentiert sein Zahlenwerk am kommenden Donnerstag. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Betriebsverlust im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt von 1,6 Mrd. Euro.

Schlechtestes Jahr in Blumes Amtszeit

VW hält drei Viertel der stimmberechtigten, nicht börsennotierten Stammaktien von Porsche. Die von den Eigentümerfamilien Porsche und Piech dominierte Porsche-Beteiligungsholding kontrolliert ein Viertel der Stammaktien. Seit Jahresbeginn büßte die börsennotierte Vorzugsaktie der Porsche AG ein Drittel an Wert ein. Ende September flog das Unternehmen aus dem Dax. Seitdem ist Porsche wieder im MDax gelistet.

Michael Leiters

Nach zehn Jahren an der Spitze von Porsche gibt Oliver Blume den CEO-Posten zum Jahreswechsel an seinen designierten Nachfolger Michael Leiters ab. Dieser muss Porsche restrukturieren, um die Firma wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Unter Blumes Regie beschloss Porsche zuvor den Abbau von 1.900 Stellen. Weitere werden folgen. Das Management verhandelt über Details eines neuen Sparplans mit dem Betriebsrat. Blume soll sich nach dem Willen der Eigentümerfamilien künftig voll auf seine Rolle als VW-Vorstandsvorsitzender konzentrieren. Diese CEO-Doppelrolle ist sehr umstritten.

Blume übernahm den Chefposten bei VW im September 2022 zusätzlich zu seiner bisherigen Funktion als Porsche-CEO. 2025 wird für Porsche das schlechteste Jahr in der Amtszeit von Blume in Bezug auf die Profitabilität. Der Topmanager verabschiedet sich voraussichtlich mit einem Jahresverlust.