Unternehmerfamilien

Porsche SE zurrt zweite Kernbeteiligung fest

Ein Kredit von maximal 7,9 Mrd. Euro zur Finanzierung des Kaufs von 25 % der Stammaktien des Börsenaspiranten Porsche AG stellt ein Novum in der Geschichte der Unternehmerfamilien Porsche und Piëch dar.

Porsche SE zurrt zweite Kernbeteiligung fest

sck München – Im Rahmen des angepeilten Börsen-Comebacks des legendären Sportwagenherstellers Porsche AG unternimmt die ebenfalls in Stuttgart ansässige börsennotierte Beteiligungsholding der Unternehmerfamilien Porsche und Piëch einen strategischen Schwenk. Der schwäbische Volkswagen-Mehrheitsaktionär, der 53,3 % der stimmberechtigten Stämme des Wolfsburger Mehrmarkenunternehmens hält, ist dabei, mit dem Initial Public Offering (IPO) der VW-Tochtergesellschaft Porsche AG  eine zweite strategische Kernbeteiligung zu erwerben.

Im Detail kaufen die Stuttgarter dem niedersächsischen Dax-Riesen 25 % plus eine Aktie der stimmberechtigten Stammaktien der Porsche AG ab, was 12,5 % des gesamten Grundkapitals des Börsenaspiranten entspricht. Die Transaktion stellt einen Bruch in der „Tradition“ der des Porsche-Teilreichs dar. Denn die beiden Familien sind bereit, für den Aufbau einer Sperrminorität bei der Porsche AG (in Bezug auf die Stimmrechte) über die Porsche SE Fremdkapital in Milliardenhöhe aufzunehmen. Wie die Porsche SE ad hoc meldete, sollen bis zu 7,9 Mrd. Euro an Fremdmitteln eingesammelt werden. Das ist ein Novum in der Familiengeschichte nach dem gescheiterten Versuch vor 13 Jahren, unter der Regie des damaligen Porsche-CEO Wendelin Wiedeking den viel größeren Konzern VW mit Hilfe von Bankmitteln mehrheitlich zu schlucken.

Für den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche SE, Familienpatriarch Wolfgang Porsche (79), war es ein verlorener Machtkampf gegen seinen Cousin Ferdinand Karl Piëch. Letzterer verstarb vor drei Jahren. Nach diesem Einschnitt war der Sportwagenbauer damit beschäftigt, seine Schulden deutlich zu reduzieren. Das gelang dank hoher Gewinne erfolgreich. Heute ist die Aktivseite der Bilanz der Porsche AG auf der Passivseite fast zur Hälfte mit Eigenkapital gedeckt. 2021 betrug Letzteres 23 Mrd. Euro bei einer Bilanzsumme von über 51 Mrd. Euro. Eine Eigenkapitalquote von 45 % ist in der Autobranche ungewöhnlich hoch. Eine noch konservativere Bilanzstruktur weist die Porsche SE auf. Die Bilanzsumme von fast 43 Mrd. Euro besteht auf der Passivseite zu 99 % (42 Mrd. Euro) aus Eigenkapital (Stand 2021).

Mit der Aufnahme von viel Fremdkapital verringert sich die Eigenkapitalquote per Ultimo 2022 ceteris paribus geschätzt Richtung 80 %. Die Porsche SE wird die Milliarden-Kreditsumme vermutlich bei mehreren Banken aufnehmen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung ist Finanzvorstand Johannes Lattwein dabei, die Details der Konditionen mit den Kreditinstituten festzuzurren.

Der Kaufpreis für das 25-Prozent-Paket orientiert sich an dem erzielten Ausgabepreis für die Aktie der Porsche AG für die geplante Erstnotierung am Donnerstag nächster Woche. Geht man von der Obergrenze der angestrebten Bandbreite von 76,50 bis 82,50 Euro je emittierter stimmrechtsloser Vorzugsaktie aus, so entspricht die maximal aufzunehmende Darlehenssumme exakt dem gesamten Nettoaufwand der Porsche SE für die außerbörsliche Transaktion inklusive einer zuvor vereinbarten Kaufprämie von 7,5 %. Denn auf Basis eines Emissionspreises von 82,50 Euro müsste die Porsche SE für den Deal brutto 10 Mrd. Euro berappen. Zieht man davon die von VW angekündigte „Sonderdividende“ an die Aktionäre von 49 % des Bruttoemissionserlöses ab, so entfallen auf die Porsche SE anteilig inklusive Steuern mit einem Satz von 26 % gut 2,1 Mrd. Euro. Die Differenz davon ergibt die aufzunehmende Darlehenssumme der Banken.

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