Position der Stärke
Brexit, Trump und die Infragestellung der Institutionen – bei vielen global ausgerichteten Unternehmen sitzt die Verunsicherung tief. Nicht so bei SAP. Das Walldorfer Softwarehaus, mit 102 Mrd. Euro Marktkapitalisierung der wertvollste Konzern im Dax, hebt die Mittelfristziele an und strotzt vor Selbstvertrauen. “Wir waren nie so zuversichtlich für unser Geschäft wie derzeit”, befindet CEO Bill McDermott.Auf den ersten Blick erscheint die Einschätzung arg optimistisch. In den vergangenen Jahren hat SAP mit ihren Softwarelösungen Banken geholfen, sich im wuchernden Regulierungsdickicht zurechtzufinden. Industrieunternehmen wurden beim Erreichen von anspruchsvollen Klimazielen unterstützt. Auch das Management der wachsenden Compliance-Anforderungen hat die Nachfrage getrieben. Diese Entwicklungen gingen maßgeblich auf die Regierung des jüngst abgelösten US-Präsidenten Barack Obama zurück. Mit dessen Nachfolger Donald Trump droht die Kehrtwende. Das Regulierungsdickicht will er roden, er hält nicht viel von Klimaschutzzielen oder Compliance-Regeln und bremst die Investitionslaune der Firmen mit der Androhung von Handelsschranken.Doch droht mit Trump tatsächlich ein Abriss des robusten Wachstums der vergangenen Jahre? Zunächst eher nicht, wie das Beispiel des Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union zeigt. Seit dem Brexit ist das SAP-Geschäft auf der Insel sogar kräftiger gewachsen – weil eben die neue Situation auch neue Anforderungen mit sich bringt. Wandel hilft Softwarefirmen, wohl auch erst einmal in den USA. Noch wichtiger ist, dass SAP für langfristige Trends gut aufgestellt ist. Blockchain, künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge dürften in den kommenden Jahren stärker nachgefragt werden – egal wer im Weißen Haus sitzt.Die Walldorfer können zudem zu Recht stolz darauf sein, derzeit als weltweit einziger großer Firmensoftwareanbieter in Lizenzgeschäft sowie Cloud zu wachsen und dabei das operative Ergebnis zu steigern. Aus einer Position der Stärke lassen sich auch unstet erscheinende Rahmenbedingungen angstfrei annehmen. Zumal zur Trump-Administration ein guter Draht existieren dürfte. Vizepräsident Mike Pence hat bereits als Gouverneur für den Bürokratieabbau im Bundesstaat Indiana auf SAPs Hana-Plattform gesetzt. Wenn Trump mit dem gleichen Ziel für die US-Administration auf Shopping-Tour geht, hat SAP mit Pence ihren Referenzkunden bereits im Weißen Haus.