PPG streckt die Waffen im Übernahmekampf
ab Düsseldorf – Die Abwehrstrategie von Akzo Nobel gegen den unerwünschten Übernahmevorstoß des US-Rivalen PPG ist aufgegangen. Der Chemiekonzern aus Pittsburgh zog am Donnerstag sein unverbindliches Übernahmeangebot im Volumen von zuletzt 26,9 Mrd. Euro zurück. Für einen neuen Vorstoß muss PPG nun mindestens sechs Monate warten. Bis dahin aber sollte Akzo Nobel die angekündigte Abspaltung der Spezialchemie schon ein Stück weit vorangetrieben haben. Auf Spekulationen, ob PPG einen neuen Vorstoß wagt, wollte sich Akzo-CEO Ton Büchner in einer Telefonkonferenz nicht einlassen.Die Investoren reagierten vergleichsweise gelassen auf das Aus. Die Aktie des weltgrößten Farben- und Lackherstellers tauchte am Donnerstag lediglich vorübergehend um 3,6 % ab und schloss mit 75,02 Euro, 0,7 % über dem Vortagesschluss. Während des drei Monate dauernden Übernahmegefechts war die Aktie in der Spitze bis auf 82,60 Euro hochgelaufen – ausgehend von einem Kursniveau vor Bekanntwerden der PPG-Offerte von gut 64 Euro.Allerdings hatte es bereits Anfang der Woche einen Dämpfer gegeben. Ein Gericht hatte die Aktionärsklage zurückgewiesen, mit der einige Aktionäre – angeführt vom Hedgefonds Elliott – das Akzo-Management in Gespräche mit PPG zwingen wollte. Antwort ausgebliebenPPG erklärte, die ganze Zeit über zuversichtlich gewesen zu sein, den Board von Akzo Nobel von den Vorteilen eines Zusammenschlusses überzeugen zu können. Anfang der Woche habe PPG erneut einen Brief an das Akzo-Management geschickt, der jedoch unbeantwortet geblieben sei. Büchner stellte indes klar, dass Akzo Nobel den Eingang des Briefs umgehend bestätigt und eine Antwort nach eingehender Prüfung der Vorschläge angekündigt habe. “Offensichtlich war unsere Antwort nicht wichtig für die Entscheidung von PPG”, legte Büchner die Fakten in seinem Sinne aus. Denn bekannt war, dass PPG gemäß den Übernahmevorschriften in den Niederlanden bis zum 1. Juni eine Entscheidung fällen musste, ob ein formelles Angebot lanciert oder der Vorstoß abgeblasen wird. Einen Antrag von PPG auf Fristverlängerung hatte die zuständige niederländische Finanzbehörde zuvor abgelehnt.In dem von PPG veröffentlichten Brief hatten die US-Amerikaner ihr Gesprächsangebot erneuert und auch eine weitere Anhebung des Angebotspreises – es wäre die dritte gewesen – in Aussicht gestellt. Zudem versprach der Akzo-Rivale, eine 600 Mill. Euro schwere Zahlung zu leisten, sollte der Zusammenschluss an kartellrechtlichen Hürden scheitern.Büchner bekräftigte den Plan, die Spezialchemie, die für etwa ein Drittel des Konzernumsatzes steht, binnen zwölf Monaten auszugliedern. Wie in einer Analystenkonferenz im April dargelegt, bleibt es bei dem mehrgleisigen Prozess. In Betracht gezogen werden IPO, Spin-off oder der Verkauf des Geschäfts in seiner Gesamtheit. Einzig eine Zerschlagung der Chemiesparte hat Akzo Nobel ausgeschlossen.