LPX-Daten

Private Equity zum Discountpreis

Private-Equity-Unternehmen haben die Bewertungen ihrer Unternehmensportfolios noch nicht der neuen Realität mit steigenden Zinsen angepasst. Aber an der Börse werden ihre Aktien jetzt mit deutlichen Abschlägen auf den inneren Wert der Beteiligungen gehandelt, wie Daten des Indexanbieters LPX zeigen.

Private Equity zum Discountpreis

cru Frankfurt

Die Marktkapitalisierung börsennotierter Private-Equity-Unternehmen hat sich angesichts steigender Zinsen seit Jahresbeginn stark verringert. Aber nicht nur das: In den Kursen sind hohe Abschläge auf den inneren Wert der Beteiligungen eingepreist. Das hat LPX, ein Anbieter von Research und Indizes im Bereich „Listed Alternatives“, berechnet.

LPX zufolge hat sich eine solche Situation mit hohen Abschlägen auf den inneren Wert der Beteiligungen schon oft als Indikator dafür herausgestellt, dass die Private-Equity-Unternehmen sich in den Folgejahren überdurchschnittlich gut entwickelt haben. LPX-Analysten haben die Performance börsennotierter Private-Equity-Aktien in den Jahren 1993 bis 2021 daraufhin untersucht, ob auf Abschläge (Discounts) Überrenditen gelisteter Private-Equity-Unternehmen gegenüber traditionellen Aktien folgten. In 19 dieser 28 Jahre schlossen Private-Equity-Aktien das Jahr mit einem Discount zum Nettoinventarwert (NAV) ab. Und in 15 dieser 19 Fälle folgten Abschnitte, in denen sie deutlich besser abgeschnitten haben als die traditionellen Aktienmärkte.

Im Dezember 2002 etwa betrug der Abschlag bei den Aktien im Private-Equity-Index LPX50 20,7 %. In den folgenden fünf Jahren erzielte der Private-Equity-Index eine Rendite von 231 % im Vergleich zu 147 % beim allgemeinen Aktienindex MSCI World. Das Muster hat sich seitdem stets ähnlich wiederholt – 2009, 2011, 2016 und 2020.

„Heute sehen wir uns wieder mit ähnlichen Marktbedingungen konfrontiert“, sagt LPX-Geschäftsführer Michel Degosciu. „Ende Juli 2022 betrug der Abschlag auf den inneren Wert der Beteiligungen, gemessen am LPX50, 21,8 %.“ Börsennotiertes Private Equity könne in solchen Momenten Zugang zu nicht an der Börse notierten Vermögenswerten zu außergewöhnlich niedrigen Preisen bieten.

Die Anzeichen sprechen laut LPX dafür, dass die derzeitige Krise eine Kaufgelegenheit für Investoren sein könnte, die bereit sind, über die derzeitige Unsicherheit „hinwegzusehen“. „Das gilt vor allem für diejenigen Investoren, die eine langfristige Perspektive besitzen und den Mut haben, kurzfristige Schwankungen auszuhalten“, glaubt Degosciu.

Weniger optimistisch äußert sich angesichts der Inflation oberhalb von 9 % sowie angesichts abrutschender Aktienmärkte und stark steigender Zinsen die Unternehmensberatung Bain & Company: „Nachdem die Private-Equity-Branche in den vergangenen 18 Monaten eine rekordverdächtige Performance hingelegt hat, werden die nächsten 18 Monate deutlich schwieriger werden“, sagt Bain-Partner Hugh MacArthur voraus. „Unsere Kristallkugel ist genauso trübe wie die aller anderen, und eine Reihe von Faktoren könnte die Aussichten trüben – der Krieg in der Ukraine und die Politik im Wahljahr, um nur zwei zu nennen. Aber die Anzeichen deuten darauf hin, dass wir uns dem Ende des Konjunkturzyklus nähern, und zur Jahresmitte ist bereits eine Abschwächung auf den privaten Märkten zu beobachten. Der derzeitige Inflationsschub könnte eine Rezession auslösen, die im September beginnt und im Oktober ihren Höhepunkt erreicht.“

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