ProSieben enttäuscht im Kerngeschäft

Erlös mit TV-Reklame sinkt im dritten Quartal um 6 Prozent - Ergebnisprognose für dieses Jahr gefährdet

ProSieben enttäuscht im Kerngeschäft

Auf dem Fernsehwerbemarkt herrscht Flaute. ProSiebenSat.1 schneidet in diesem Kerngeschäft allerdings noch schlechter als der Konkurrent RTL und der gesamte Markt ab. Auch die Aussichten für das wichtige Schlussquartal mit Weihnachten sind trüb. Es könnte eine unerfreuliche Bescherung geben.jh München – Der Umsatz der Fernsehwerbung enttäuscht sowohl das Management von ProSiebenSat.1 als auch die Aktionäre. Im dritten Quartal ging der Erlös dieses margenstarken Kerngeschäfts um 6 % auf 404 Mill. Euro zurück. Auch die Aussichten sind mau. Die Entwicklung sei deutlich schwächer als erwartet, gab der Vorstand zu. Der Kurs der im MDax notierten Aktie fiel am Donnerstag um 3 % auf 13,63 Euro. In der Spitze ging es sogar fast 9 % abwärts.Mit einem Rückgang der TV-Werbeerlöse um 5 % in den ersten neun Monaten schnitt ProSiebenSat.1 schlechter als der Konkurrent RTL und der Markt ab. Der Fernsehumsatz von RTL (in Deutschland und den Niederlanden) verringerte sich in dieser Zeit – auch wegen Veränderungen im Portfolio – um 2 %, der deutsche Netto-TV-Werbemarkt schrumpfte geschätzt um 3 bis 4 %.Im aktuellen vierten Quartal, mit einem Drittel des Jahresumsatzes und 40 % des Ergebnisses saisonal das wichtigste, sei die Visibilität gering, berichtet der Vorstand von ProSiebenSat.1 und stimmt die Aktionäre auf ein ungünstiges Szenario ein. Sollten die TV-Werbeerlöse um einen hohen einstelligen Prozentwert sinken, würde sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 60 Mill. Euro reduzieren. Zusätzliche geplante Investitionen seien darin allerdings berücksichtigt. Das bereinigte Ebitda des gesamten Jahres könnte somit auf rund 850 Mill. Euro sinken. 2018 hatte es sich leicht auf 1,01 Mrd. Euro verringert. Mit einem Ergebnis von 850 Mill. Euro würde der Konzern sein Jahresziel einer Ebitda-Spanne von 22 bis 25 % höchstwahrscheinlich verfehlen. Der Umsatz (i. V. 4 Mrd. Euro) soll mit einer mittleren einstelligen Rate steigen. Ein Anstieg um 4 % unterstellt, ergäbe sich bei einem Ebitda von 850 Mill. Euro eine Marge von 20,4 %.Dank des Wachstums der Produktion (um 28 % auf 461 Mill. Euro) und des Online-Geschäfts (um 18 % auf 619 Mill. Euro) nahm der Konzernumsatz von Januar bis September um 4 % zu (siehe Tabelle). Ein Plus von 4 % gab es auch im dritten Quartal. Digitalsparte noch kleinDer Umsatz im noch relativ kleinen digitalen Werbegeschäft stieg um 37 % im Quartal und um 26 % auf 112 Mill. Euro in den ersten neun Monaten. Damit konnte ProSiebenSat.1 den Rückgang mit der klassischen TV-Reklame nicht wettmachen: So sank der Umsatz im größten Segment Unterhaltung um 4 % im Quartal und um 5 % auf 1,7 Mrd. Euro in den ersten drei Drei-Monats-Abschnitten.”Inzwischen kommen 56 % unseres Umsatzes aus dem Nicht-TV-Werbegeschäft”, sagte der Vorstandsvorsitzende Max Conze. Nach seinen Worten ist das Unternehmen mit Sitz in Unterföhring bei München auf dem richtigen Weg zum digitalen Konzern: “Wir machen weiter gute Fortschritte und setzen die Transformation konsequent fort.”Der neue Finanzvorstand Rainer Beaujean betonte, trotz der Unsicherheiten in der Gesamtwirtschaft habe sich das Management entschieden, weiter in das in der Nucom-Gruppe zusammengefasste Online-Geschäft und das Unterhaltungssegment zu investieren. Schwerpunkt in der Nucom-Gruppe ist der Ausbau der Marktposition der Online-Parfümerie Flaconi. In der Unterhaltung investiert das Unternehmen verstärkt in lokale Shows, Serien und Filme.Dieses Programmkonzept greift nach Conzes Meinung immer besser. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hätten die Sender der Gruppe ihren Marktanteil auf 28,3 (27,5) % erhöht – bezogen auf 14 bis 49 Jahre alte Zuschauer. Im Oktober seien es 28,8 % gewesen.