Kräftemessen geht weiter

ProSiebenSat.1 hält sich bei Gegenofferte zurück

Im Poker der beiden Großaktionäre um ProSiebenSat.1 hat die Verwaltung der Sendergruppe bei der Bewertung der Gegenofferte des tschechischen Bieters PPF insgesamt eine „neutrale“ Haltung eingenommen. Zuvor lehnte die Konzernführung das Angebot der italienischen Mediengruppe MFE ab. Das Kräftemessen geht weiter.

ProSiebenSat.1 hält sich bei Gegenofferte zurück

ProSieben hält sich bei Gegenofferte zurück

Im Kräftemessen der beiden Großaktionäre nimmt Verwaltung zum Angebot von PPF „neutrale" Haltung ein

Im Poker der beiden Großaktionäre um ProSiebenSat.1 hat die Verwaltung der Sendergruppe bei der Bewertung der Gegenofferte des tschechischen Bieters PPF insgesamt eine „neutrale“ Haltung eingenommen. Zuvor lehnte die Konzernführung das Angebot der italienischen Mediengruppe MFE ab. Das Kräftemessen geht weiter.

sck München

Der Kampf um die Vorherrschaft bei ProSiebenSat.1 geht in einer neue Runde. In ihrer Stellungnahme zur Gegenofferte der tschechischen Beteiligungsgesellschaft PPF hat die Verwaltung der Sendergruppe nach eigenen Angaben eine „neutrale“ Position eingenommen. Einerseits begrüßten der Vorstand und der Aufsichtsrat das „erhöhte Engagement“ von PPF und die „kurzfristigen Vorteile“ des Barpreises. Andererseits bewerten beide Gremien das Angebot als „nicht ausreichend für den langfristigen Wert“ des Unternehmens. Für den Streubesitz empfiehlt daher ProSiebenSat.1 weder eine Annahme der Offerte noch stimmt das SDax-Mitglied dagegen.

PPF bietet 7 Euro in bar je Aktie. Die italienische Mediengruppe Media for Europe (MFE) offerierte zuvor dem Streubesitz mit etwa 5,80 Euro deutlich weniger. PPF hält über 15% des Grundkapitals an ProSiebenSat.1, MFE kontrolliert etwas mehr als 30%. Mit dem Übernahmeangebot von MFE sah PPF einen größeren Einfluss auf die Strategie des deutschen Unternehmens in Gefahr. Deshalb zogen die Tschechen nach. Zuvor lehnte ProSiebenSat.1 die Offerte von MFE als unangemessen ab.

Unattraktive Preise

Zwar buhlen beide Seiten um die Gunst des Streubesitzes. Allerdings streben beide keine Anteilsmehrheit an. PPF setzt sich zum Ziel, einen etwa gleich hohen Anteil wie MFE bei ProSiebenSat.1 zu erreichen. Für die freien Aktionäre ist eine Annahme der Offerten derzeit nicht attraktiv. Mit 7,05 Euro notierte die Aktie zuletzt zeitweise über den Angebotspreisen.

Beide Großaktionäre haben unterschiedliche Vorstellungen in zwei Bereichen. Differenzen bestehen beim Verkauf von Randaktivitäten sowie in Fragen der strategischen Aufstellung des Konzerns als Unterhaltungsanbieter.

Italiener machen Druck

Während die Italiener auf schnelle Beteiligungsverkäufe dringen, tritt PPF bei diesem Thema auf die Bremse. MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi, der Sohn des vor zwei Jahren verstorbenen früheren italienischen Ministerpräsidenten, will Tempo machen. Er forderte schon 2024 „konkrete“ Entscheidungen.

Das Management von PPF vollzog mittlerweile eine Kehrtwende. PPF-Investmentchef Didier Stoessel schloss sich der Meinung des Vorstand von ProSiebenSat.1 an, dass die Preise aus Sicht des Unternehmens stimmen müssten. Zeitdruck würde lediglich die Verhandlungspositionen der Kaufinteressenten stärken. Offenbar konnte Konzernchef Bert Habets PPF mit dem Verkauf von Verivox überzeugen.

Uneins über TV-Konzept

Berlusconi will mit dem Bündeln von Kräften in Europa ein Gegengewicht schaffen zu den US-Anbietern Netflix und Amazon. Die TV-Sender von MFE in Italien und Spanien sollen mit TV-Sendern von ProSiebenSat.1 enger verzahnt werden, so das Konzept. Das überzeugt PPF nicht. Die Tschechen wollen hochwertige Inhalte auf digitale Plattformen bringen. Dadurch soll ihrer Ansicht nach lineares Fernsehen rascher in ein digitales Medien umgewandelt werden.

Nach derzeitigem Stand zeichnet sich kein harter Bieterwettstreit um ProSiebenSat.1 ab. Im Umfeld von MFE hieß es zuletzt, mit einem höheren Angebot der Italiener sei nicht zu rechnen. Spekuliert wird, dass PPF in der Rolle als Finanzinvestor später zu einen höheren Preis ihr Aktienpaket an MFE andienen könnte.

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