Medienkonzern

ProSiebenSat.1 hofft auf die zweite Jahreshälfte

Trotz des Umsatzrückgangs in den ersten drei Monaten rechnet der Vorstand mit einem stabilen Wert im gesamten Jahr. Denn das Management erwartet eine deutliche Erholung der Werbeerlöse in den nächsten Monaten.

ProSiebenSat.1 hofft auf die zweite Jahreshälfte

ProSiebenSat.1 hofft auf zweite Jahreshälfte

Vorstand kalkuliert Erholung des Werbemarktes ein – Betriebsverlust im ersten Quartal – Sky Deutschland im Angebot

jh München

Der Vorstand von ProSiebenSat.1 vertraut den Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute und rechnet mit einer Erholung des konjunkturabhängigen, margenstarken Werbegeschäfts in der zweiten Jahreshälfte. Die Buchungen für Juni seien im Vergleich zu den Vormonaten wesentlich besser, berichtete der Vorstandsvorsitzende Bert Habets. Da im gesamten zweiten Quartal das makroökonomische Umfeld das Werbegeschäft aber weiter direkt belaste habe, rechnet er auch für diesen Abschnitt mit einem Rückgang des um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Euro-Millionenbetrag. Im Jahr zuvor hatte das Medien- und Internetunternehmen 166 Mill. Euro erzielt.

Von Januar bis März hat sich das bereinigte Ebitda auf 53 (i.V. 112) Mill. Euro mehr als halbiert. Der Konzernumsatz sank um 13% auf 816 Mill. Euro, die Werbeerlöse verringerten sich im Segment Unterhaltung um 12% auf 432 Mill. Euro. Der Konkurrent RTL hatte Anfang Mai von einem Rückgang des Werbeumsatzes um fast 16% auf 700 Mill. Euro berichtet. Der Konzernerlös fiel bereinigt um Portfolioeffekte um 7,7% auf 1,42 Mrd. Euro. Ergebniszahlen nennt RTL für das erste Quartal nicht.

Skeptische Analysten

Dass der Vorstand von ProSiebenSat.1 trotz des schwachen Starts die Jahresprognose bestätigte, unter anderem einen weitgehend stabilen Umsatz, beurteilen Aktienanalysten mit Skepsis. Nach Ansicht der DZ Bank baut das Unternehmen „relativ stark auf das Prinzip Hoffnung“. M.M. Warburg ist von der erwarteten deutlichen Erholung des Werbegeschäfts noch nicht überzeugt. Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 gab am Freitag anfangs um mehr als 4% nach und verringerte zum Schluss im Xetra-Handel mit 8 Euro den Tagesverlust auf 0,6%.

Sowohl das Betriebs- als auch das Nettoergebnis von ProSiebenSat.1 rutschten im ersten Quartal unter die Nulllinie. Der Betriebsverlust wird mit 14 Mill. Euro ausgewiesen, der Fehlbetrag mit 31 Mill. Euro. Auch für das gesamte vergangene Jahr hatte das Unternehmen einen Nettoverlust (49 Mill. Euro) gemeldet.

Mit Blick auf die Verschuldung betonte Vorstandschef Habets, ProSiebenSat.1 sei das „am stärksten fremdfinanzierte Unternehmen in unserer Branche“. Damit rechtfertigte er nochmals die von 80 auf 5 Cent gekürzte Dividende, die der Hauptversammlung am 30. Juni vorgeschlagen wird. Anstelle bisher 50% des bereinigten Jahresüberschusses will das Unternehmen künftig 25 bis 50% ausschütten.

Zu Informationen aus der Finanz- und Medienbranche, dass der US-amerikanische Kabelnetzbetreiber Comcast einen neuen Anlauf für den Verkauf seines Bezahlfernsehsenders Sky Deutschland unternimmt, äußerte sich Habets nicht. Schon im vergangenen Jahr hatte Comcast damit die M&A-Beratung PJT Partners beauftragt, die sich unter anderem an ProSiebenSat.1 gewandt hatte. Der damalige Finanzvorstand Ralf Gierig sagte allerdings im November: „Wir sind kein Käufer von Sky.“

Mitgift von Comcast

Das ließ Interpretationsspielraum: An einem Geschenk hätte ProSiebenSat.1 eventuell Interesse. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete in dieser Woche unter Berufung auf Insider, Comcast sei inzwischen bereit, Sky Deutschland eine Mitgift von mehreren 100 Mill. Euro mitzugeben. Gut möglich, dass sich ProSiebenSat.1 unter dieser Voraussetzung mit dem Thema näher beschäftigt. Das Unternehmen betreibt ein kleines Geschäft mit Bezahlangeboten – sowohl mit Spartensendern als auch einem Bezahlteil der Streaming-Plattform Joyn.

ProSiebenSat.1
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20232022*
Umsatz816941
Ebitda38111
     Unterhaltung**3191
     Dating**2122
     Commerce**42
Ebit-1457
Nettoergebnis-3120
Operativer Cashflow225272
Nettofinanzschulden1.6821.740
*) Werte zum Teil angepasst; **) ohne Sondereffekte

Trotz des Umsatzrückgangs in den ersten drei Monaten rechnet der Vorstand von ProSiebenSat.1 mit einem stabilen Wert im gesamten Jahr. Denn das Management erwartet eine deutliche Erholung der Werbeerlöse in den nächsten Monaten. Für das aktuelle Quartal ist abermals ein niedrigeres Ergebnis einkalkuliert.

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