ProSiebenSat.1 holt im Schlussquartal auf

Gesenkte Jahresprognose erfüllt - Weiteres Wachstum angestrebt - Vorstandschef Ebeling zieht Bilanz zum Abschied

ProSiebenSat.1 holt im Schlussquartal auf

Thomas Ebeling hat an seinem letzten Tag als Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat.1 nach einem schwierigen Geschäftsjahr ordentliche Jahreszahlen präsentiert. Das Werbegeschäft zog im vierten Quartal an. So hielt der Konzern seine im Herbst gesenkte Jahresprognose ein. jh Unterföhring – Zum Abschied hat sich der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Thomas Ebeling, selbst gefeiert. Nach einem starken Endspurt habe der Fernseh- und Internetkonzern im vergangenen Jahr erstmals einen Umsatz von mehr als 4 Mrd. Euro erzielt. “Im Vergleich zu 2009 ist das eine Steigerung von knapp 50 %”, sagte Ebeling, der im März 2009 zu ProSiebenSat.1 gekommen war, in der Jahrespressekonferenz am Unternehmenssitz in Unterföhring bei München. “Im selben Zeitraum haben wir den Nettogewinn verdreifacht und die Nettofinanzverschuldung etwa halbiert.” Inhaltlich und strategisch habe er mit seinem Vorstandsteam mehr richtig als falsch gemacht.”Manches hätten wir vielleicht besser kommunizieren können”, fügte Ebeling hinzu. Sein Fazit: Das Unternehmen sei fit für die Zukunft. Er verlasse ProSiebenSat.1 mit Freude, nicht mit Wehmut. “Morgens muss ich nun nach dem Aufstehen nicht mehr auf die Zuschauerquoten schauen”, sagte er. Die nach dem dritten Quartal 2017 gesenkte Geschäftsprognose erfüllte das Unternehmen: Der Umsatz stieg um 7 %, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) und der bereinigte Überschuss um jeweils 3 % (siehe Tabelle). Im vierten Quartal sei der Umsatz der Fernsehwerbung mit einer mittleren einstelligen Rate gewachsen, teilte das Unternehmen mit. In den ersten neun Monaten war dieser Erlös gesunken. So ergab sich für das gesamte Jahr eine Stagnation. Die Prognose für den Werbemarkt hatte Ebeling mehrmals im vergangenen Jahr gesenkt. Er betonte, dass ProSiebenSat.1 inzwischen 51 % des Konzernumsatzes außerhalb des TV-Werbegeschäftes erziele. 2009 seien es erst 11 % gewesen.Für den Gewinn spielt die Fernsehwerbung aber nach wie vor eine sehr große Rolle. Finanzvorstand Jan Kemper berichtete, Werbung habe 2017 etwa drei Viertel zum Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern beigetragen. Davon wiederum mache TV etwa 80 % aus.Einige Aktienanalysten hoben hervor, ProSiebenSat.1 habe mit den Geschäftszahlen im vierten Quartal die Erwartungen übertroffen. Nach Ansicht von J.P. Morgan fiel auch der Dividendenvorschlag mit 1,93 (i. V. 1,90) Euro je Aktie höher aus als angenommen. Der Börsenkurs legte am Donnerstag um 3,4 % auf 32,20 Euro. ProSiebenSat.1 führte damit die Liste der Tagesgewinner im Dax an. Vorsichtiger AusblickDer Ausblick aufs aktuelle Jahr sei im erwarteten Rahmen, hieß es von J.P. Morgan. Goldman Sachs bezeichnete ihn als konservativ. Der Konzern steckt sich für 2018 das Ziel, den Umsatz mit einer niedrigen bis mittleren einstelligen Rate zu steigern. Die Vorhersage für den Gewinn formuliert der Vorstand nach der im vergangenen Jahr gesenkten Prognose für Umsatz und Ergebnis nun vorsichtiger. Der bereinigte Überschuss solle wieder in etwa die Hälfte des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichen, sagte Kemper. Auf die Frage, ob er auch mit einem Rückgang rechne, antwortete er: “Wir wollen das Wachstum schon fortsetzen.”Die bereinigte Ebitda-Marge soll in diesem Jahr in der Größenordnung von 25 % bleiben. Sie sinkt seit Jahren leicht, aber kontinuierlich wegen des Ausbaus des Digitalgeschäfts, das geringere Renditen abwirft als das Fernsehsegment. 2017 ging die Konzernmarge um 1 Punkt auf 25,8 % zurück. Kemper erläuterte in der Pressekonferenz auch die Partnerschaft mit General Atlantic. Die Private-Equity-Gesellschaft beteiligt sich für 300 Mill. Euro mit 25,1 % an der Nucom-Gruppe. Zu der Gruppe gehören zehn Beteiligungen, darunter das Verbraucherportal Verivox und die Partnervermittlung Parship. Den Unternehmenswert von Nucom gab Kemper mit 1,8 Mrd. Euro an. Abzüglich der 350 Mill. Euro, die auf Minderheitsgesellschafter entfallen, ergeben sich rund 1,4 Mrd. Euro für ProSiebenSat.1. Die von General Atlantic erhaltenen 300 Mill. Euro würden verwendet, um die Beteiligungen für insgesamt 340 Mill. Euro aufzustocken. Danach besitze Nucom acht der zehn Unternehmen im Portfolio vollständig, kündigte der Finanzvorstand an.Wie lange General Atlantic Gesellschafter bleibt, ist nach seinen Worten nicht vereinbart worden. Es sei aber klar, dass die Partnerschaft mit einer Private-Equity-Gesellschaft zeitlich begrenzt sei. Der Vorstand erhofft sich von der Kooperation, mit weiteren Zukäufen die Sparten, sogenannte Verticals, von Nucom auszubauen und neue zu schaffen. Eine der bisher vier Sparten ist “Gesundheit & Schönheit”, zu der die Online-Parfümerie Flaconi und Windstar Medical, ein Anbieter von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, gehören.