Nach Joyn-Übernahme

ProSiebenSat.1 senkt Prognose

Die komplette Übernahme des Streaming-Dienstes Joyn sorgt bei ProSiebenSat.1 zunächst für Zusatzbelastungen. Die Mediengruppe musste ihre Ergebnisprognose fürs laufende Jahr senken.

ProSiebenSat.1 senkt Prognose

sck München

ProSiebenSat.1 baut ihre Aktivitäten außerhalb des bisherigen Kerngeschäfts aus. Die Sendergruppe aus Unterföhring bei München kündigte an, den Streaming-Dienst Joyn vollständig zu übernehmen. An dem Gemeinschaftsunternehmen mit der amerikanischen Mediengruppe Warner Bros. Discovery hielt das MDax-Mitglied bislang die Hälfte. Künftig wird ProSiebenSat.1 Joyn als vollständige Tochtergesellschaft bilanzieren. Bisher verbuchte der Konzern die Beteiligung at equity im Finanzergebnis.

Zum Übernahmepreis der Joyn-Anteile von Warner machte ProSiebenSat.1 keine Angaben. Nach Erteilung einer vom Management erwarteten Kartellfreigabe vom 1. Oktober dieses Jahres an soll Joyn laut ProSiebenSat.1 im Jahresschlussquartal 2022 erstmals vollkonsolidiert werden. Aufgrund des Erwerbs der übrigen 50 % am Joint Venture rechnet Finanzvorstand Ralf Gierig allerdings zunächst mit Belastungen. Die Konzernführung reduzierte ihre Prognose für das angepasste Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjusted Ebitda) fürs laufende Jahr um 25 Mill. Euro auf 780 Mill. Euro bei einer gleich bleibenden Varianz von plus/minus 25 Mill. Euro (vgl. Grafik).

Das vor drei Jahren an den Start gegangene Gemeinschaftsunternehmen schreibt rote Zahlen. Von 2025 an erwartet der Vorstand aber einen „positiven Ergebnisbeitrag“ von Joyn auf Basis des angepassten Ebitda, wie der Konzern mitteilte.

Aktie dreht ins Plus

Die Vollkonsolidierung bringt ProSiebenSat.1aber auf mittlere Sicht Vorteile für den ausgewiesenen Ge­winn nach Steuern. „Die Joyn GmbH verfügt (…) über ertragsteuerliche Verlustvorträge aus der Zeit des Joint Ventures von deutlich über 400 Mill Euro, die im bisherigen Joint Venture in dieser Höhe für ProSiebenSat.1 nicht hätten genutzt werden können. Durch die erwartete mögliche Nutzung dieser vor Vollkonsolidierung aufgelaufenen Verlustvorträge realisiert der Konzern in den kommenden Jahren einen ertragsteuerlichen Vorteil aus der Transaktion von deutlich über 100 Mill. Euro“, berichtete der Konzern. In Bezug auf den prognostizierten Überschuss 2022 wird nach Unternehmensangaben in etwa das Vorjahresniveau (362 Mill. Euro) er­reicht werden. ProSiebenSat.1 ging bislang fürs laufende Jahr von einem Wert „auf oder leicht über dem“ Resultat von 2021 aus.

Die Anleger reagierten auf die Nachricht anfangs vergrätzt. Im Xetra-Handel büßte die Aktie von ProSiebenSat.1 zeitweise bis zu 0,9 % an Wert ein, drehte im weiteren Tagesverlauf mit dem Markt aber ins Plus und notierte bis zu 2,8 % auf 8,07 Euro fester.

Viele Medienkonzerne setzen verstärkt auf Streaming-Plattformen, um sich neue Kundengruppen zu er­schließen und dadurch zu wachsen. Die Welle aus den USA ist längst auf Europa übergeschwappt. Zuletzt gab der Wettbewerber RTL bekannt, seine Streaming-Dienste in Deutschland um den Musikbereich zu erweitern. „Mit der vollständigen Übernahme der Anteile an Joyn setzen wir die digitale Transformation der ProSiebenSat.1 Gruppe fort“, ließ sich Rainer Beaujean, Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat.1, zitieren. Das schaffe Synergien innerhalb der Mediengruppe.

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