Purdue beantragt Gläubigerschutz

Hersteller von Schmerzmittel Oxycodon hofft auf Vergleich in 2 500 Streitfällen

Purdue beantragt Gläubigerschutz

scd Frankfurt – Der Pharmakonzern Purdue hat Gläubigerschutz nach Kapitel 11 der US-Insolvenzordnung beantragt. Das Unternehmen, das sich laut Medienberichten mehr als 2 500 Klagen gegenübersieht, hofft mit der Insolvenzerklärung außergerichtliche Einigungen in vielen Fällen zu erzielen. Bundesstaaten, Städte, Bezirke, Krankenhäuser und weitere Betroffene klagen gegen den Anbieter des Schmerzmittels Oxycodon, damit dieser für Kosten der millionenfachen Opioidsucht in den USA aufkommt. Zudem laufen gegen das Unternehmen zivil- und strafrechtliche Untersuchungen des US-Justizministeriums.Das Ziel von Purdue Pharma und deren milliardenschwerer Eignerfamilie Sackler, das Thema mit der Insolvenz zum Abschluss zu bringen, glückt indes nur zum Teil. Laut “Wall Street Journal” hat sich nur etwa die Hälfte der klagenden Bundesstaaten und Gemeinden bereit erklärt, einem entsprechenden Deal zuzustimmen, der ein Volumen von rund 10 Mrd. Dollar haben soll – zwischen 3 Mrd. und 4,5 Mrd. Dollar stammen dabei von den Sacklers. Purdue bleibt unter Gläubigerschutz operativ weiter tätig, wobei die Klagen temporär suspendiert werden.Das Schmerzmittel, Oxycodon, das als Suchtrisiko gilt, wurde von dem Unternehmen nach Markteinführung 1996 aggressiv beworben. Bei einem Marktanteil von mehr als einem Viertel in den USA erlöste Oxycodon in den vergangenen zwei Jahrzehnten rund 35 Mrd. Dollar. Laut Gesundheitsexperten wurde mit der Schmerzmittelsucht vieler Patienten die Basis für deren spätere Drogensucht gelegt. Purdue und die Sacklers streiten den Vorwurf der Suchtförderung ab. Der Vergleich könnte als Basis für weitere Vergleiche mit anderen Pharmakonzernen dienen – darunter Johnson & Johnson, McKesson und Cardinal Health. Allein in den vergangenen 20 Jahren sind in den USA über 400 000 Menschen an ihrer Opiate-Sucht gestorben, wobei die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren sprunghaft stieg (siehe Grafik).Bereits vor einem Jahrzehnt hatte Purdues Umgang mit der Vermarktung von Oxycodon zu einer Reihe von juristischen Auseinandersetzungen geführt. Damals bekannten sich das Unternehmen sowie drei leitende Angestellte schuldig, die Öffentlichkeit über die Suchtrisiken ihrer Schmerzmittel in die Irre geführt zu haben. Während der Gläubigerschutz für das Unternehmen Purdue Pharma das Risiko limitiert, gilt dies nicht für die Eigentümerfamilie Sackler. Die Vergleichsverhandlungen konzentrierten sich daher zuletzt darauf, deren Beitrag zu verhandeln. Nach Gerichtsunterlagen wurden der Familie allein von 2008 bis 2016 mehr als 4 Mrd. Dollar von Purdue ausgeschüttet.