Qiagen zeigt Übernahmeinteressenten die kalte Schulter

Sondierungsgespräche ergebnislos beendet - Eigenständigkeit birgt mehr Potenzial - MDax-Wert stürzt um ein Fünftel ab

Qiagen zeigt Übernahmeinteressenten die kalte Schulter

ab Düsseldorf – Mit der Beendigung der im November aufgenommenen Sondierungsgespräche hat Qiagen die eigenen Aktionäre vor den Kopf gestoßen. Die Prüfung strategischer Alternativen habe zu dem Schluss geführt, dass die Eigenständigkeit “die beste Möglichkeit zur Steigerung des künftigen Wertpotenzials” darstelle, begründete der deutsch-niederländische Diagnostikkonzern die im November aufgenommenen Übernahmeverhandlungen.Die Reaktion an der Börse folgte auf dem Fuße: Der MDax-Wert brach am Freitag in der Spitze um ein Fünftel auf 30 Euro ein. Damit ist der Großteil der Kursgewinne, welche die im November entfachte Übernahmefantasie ausgelöst hatte, wieder verloren gegangen.Qiagen habe die verschiedenen vorliegenden Angebote zur Übernahme der Gesellschaft eingehend geprüft. Gegenüber den eigenen Planungen habe jedoch keines der Angebote überzeugt. Daher sei beschlossen worden, alle Gespräche zu beenden, damit sich das Management wieder voll und ganz der Durchführung der eigenen Strategie widmen könne. “Die gegenwärtige Transformation stellt die besten Mittel bereit, um zukünftig Wert für Aktionäre und andere Interessengruppen zu schaffen”, wird Aufsichtsratschef Hakan Björklund zitiert. “Wir haben ein starkes und differenziertes Portfolio an molekularen Testlösungen, das die Möglichkeit für signifikantes Wachstum bietet.”Die Übernahmeinteressenten – allen voran war der US-Laborausrüster Thermo Fisher als potenzieller Erwerber genannt worden – waren aus Sicht von Qiagen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auf den Plan getreten. Denn der Biotechkonzern hatte sich erst im Oktober Knall auf Fall von seinem langjährigen Vorstandschef Peer Schatz getrennt. Einen Nachfolger gab es nicht; der für Molekulardiagnostik zuständige Senior Vice President Thierry Bernard wurde lediglich zum Interims-CEO befördert.Doch nicht nur der abrupte Chefwechsel hat Qiagen verwundbar gemacht. Hinzu gekommen waren in den vergangenen Jahren häufige Anpassungen des Geschäftsmodells, zwei Gewinnwarnungen im laufenden Turnus sowie ein erst im Oktober aufgelegtes Restrukturierungsprogramm, das 260 Mill. Euro kosten soll. Die durchwachsene Performance lässt sich auch an der Umsatz- und Ergebnisentwicklung der letzten Jahre ablesen (siehe Grafik).Hatten im November zunächst Übernahmespekulationen die Runde gemacht, bestätigte Qiagen wenige Tage später das Vorliegen mehrerer Übernahmeangebote, die die Verwaltung einer eingehenden Überprüfung unterziehen wollte. Von daher kam das abrupte Ende der Sondierungsgespräche für Investoren und Analysten recht überraschend. Nach Einschätzung der DZ Bank ist das Thema jedoch nicht endgültig vom Tisch, wenngleich der Abbruch der Gespräche die Aktie kurzfristig unter Druck setzte. Analyst Sven Kürten nahm das Kursziel von 45 auf 30 Euro zurück und stufte die Aktie nur noch mit Halten ein. Zugleich geht der Analyst aber davon aus, dass sich die potenziellen Bieter von der Absage nicht einschüchtern lassen. “Wir glauben, dass die Bieter weiterhin interessiert sind und mit oder ohne Zustimmung des Qiagen-Vorstands irgendwann in der Zukunft ein Angebot abgeben könnten.”