Das Ende der Corona-Pandemie beschert der Laborbranche und ihren Zulieferern erhebliche Umsatz- und Ertragseinbrüche. Der Diagnostikkonzern Qiagen kürzte bei der Vorlage seiner Halbjahreszahlen am späten Dienstagabend seine Finanzziele für das laufende Jahr – und das, obwohl das zweite Quartal sogar einen Tick besser gelaufen war als erwartet. Ein Grund für den Pessimismus sind die nahezu komplett wegbrechenden Einnahmen mit Covid-Tests. Qiagen hatte im vergangenen Jahr damit noch knapp eine halbe Milliarde Dollar Umsatz gemacht, 2023 geht Finanzvorstand Roland Sackers nur noch von 165 Mill. Dollar aus – noch weniger als bislang prognostiziert.

Mit der schwachen Entwicklung steht der Dax-Konzern in der Branche nicht alleine da. Zuvor hatten hierzulande schon Sartorius und Merck ihre Erwartungen für das Jahr beschnitten, auch in den USA hatte Branchenriese Thermo Fisher Scientific Ende Juli den Umsatz- und Ergebnisausblick gesenkt.

Die Kehrtwende in der chinesischen Corona-Politik im Winter sowie die schwache wirtschaftliche Entwicklung in dem riesigen Markt dort drücken nicht nur bei Qiagen auf die Zahlen. Die Hildener verzeichneten im zweiten Quartal im asiatischen Raum ein Wachstum von lediglich 5%, während die anderen Regionen in der Welt doppelt so stark zulegten.

Bei Qiagen kommt ein weiteres Problem hinzu: Neben den Covid-Umsätzen brach nach Angaben von Sackers auch das Großkundengeschäft mit Erstausrüstern (OEM – Original Equipment Manufacturer) ein. Hier gehe es um Enzyme und Oligos, die Qiagen an Pharma- und Diagnostikfirmen für deren Produkte liefere, erläuterte der CFO. Dieses Geschäft habe 2022 noch 170 Mill. Dollar Erlös erzielt, für das laufende Jahr rechnet Qiagen nur noch mit 90 Mill. Dollar. Als Grund machte Sackers eine gewisse Vorsicht der Abnehmer bei weiterer Bevorratung und Investitionen aus. “Ich glaube, dass das im nächsten Jahr wieder wachsen wird”, gab er sich zuversichtlich.

Die Kombination aus wegbrechendem Covid- und gesunkenem OEM-Geschäft führt dazu, dass Qiagen jetzt zu konstanten Wechselkursen nur noch mit 1,97 Mrd. Dollar Umsatz rechnet. Bisher ging der Vorstand von 2,05 Mrd. Dollar aus. Der Umsatz unter Herausrechnung der Covid-Produktgruppen soll mindestens 8% zulegen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird währungsbereinigt mit 2,07 (vorher: 2,10) Dollar erwartet.

Auch die Laborkette Synlab kämpft weiter mit dem starken Rückgang der Corona-Tests. Zudem drücken gestiegene Preise etwa für Energie und Kraftstoff sowie höhere Lohnkosten auf die Ergebnisse des SDax -Unternehmens. Nach einem bereits schwachen Jahresstart musste Synlab auch im zweiten Quartal kräftige Einbußen hinnehmen, wie der Vorstand am Mittwoch berichtete. Die Erlöse gingen um 15%, das Ebitda um knapp ein Drittel zurück. Konzernchef Mathieu Floreani sieht den Konzern auf dem Weg zu den Jahreszielen, erwartet aber einen noch deutlicheren Einbruch bei den Covid-Einnahmen als bisher. Synlabs Großaktionär Cinven (43%) hatte im März sein Interesse bekundet, die erst 2021 an die Börse gebrachte Gesellschaft wieder komplett zu übernehmen, und eine Offerte von 10 Euro in Aussicht gestellt. Bis jetzt hat sich der Private-Equity-Investor jedoch nicht weiter bewegt. Der Aktienkurs ist seit seinem Sprung im Frühjahr nach der Cinven-Ankündigung wieder ein Stück nach unten gerutscht und liegt derzeit bei knapp über 9 Euro.