Alternative zu SpaceX

Raumfahrtkonzern OHB fürchtet „Bedrohung“ durch neuen Satellitenriesen

Airbus plant einen europäischen Satellitenkonzern, der kleinere Wettbewerber wie OHB aus Bremen bedroht. Kritiker des neuen Bündnisses befürchten steigende Preise und weniger Wettbewerb.

Raumfahrtkonzern OHB fürchtet „Bedrohung“ durch neuen Satellitenriesen

OHB fürchtet „Bedrohung“ durch neuen Satellitenriesen

CEO und Eigner Marco Fuchs: Allianz unter Airbus-Führung strebt Monopol an

cru Frankfurt

Die Pläne für einen großen europäischen Satellitenkonzern unter Führung von Airbus treffen auf scharfe Kritik kleinerer Wettbewerber. Besonders stark betroffen sieht sich der Bremer Raumfahrtkonzern OHB. „Das ist eine Bedrohung für uns“, sagte OHB-Vorstandschef und Mehrheitseigentümer Marco Fuchs am Donnerstag der Börsen-Zeitung. „Airbus, Leonardo und Thales streben ein europäisches Monopol an. Das wird die Preise für die staatlichen Kunden nach oben treiben. Zu befürchten steht, dass Thales die Zusammenarbeit mit uns im europäischen ESA-Raumfahrtprogramm einstellt.“

Das Projekt "Bromo“, wie der Arbeitstitel für das Joint Venture lautet, werde mit 6,5 Mrd. Euro Umsatz und 25.000 Mitarbeitern mehr als die Hälfte des europäischen Marktes auf sich vereinen. Zum Vergleich: OHB bringt es mit 3.300 Beschäftigten auf 1 Mrd. Euro Umsatz. Rivalen sind Sitael aus Italien, GMV aus Spanien und Byond Gravity aus Schweden.

„Begründung nur vorgeschoben“

Nach Einschätzung von Fuchs ist die Begründung für die europäische Satellitenallianz nur vorgeschoben. Angeblich solle das neu entstehende Unternehmen die Abhängigkeit von Elon Musks Unternehmen Starlink und SpaceX vermindern. Deren Vormachtstellung resultiere aber aus der kostengünstigen Raketentechnik, mit der SpaceX Satelliten für Telekommunikation in die erdnahe Umlaufbahn befördert. In diesem Sinne könne „Bromo“ als Satellitenunternehmen auch kein europäisches Gegenwicht zu SpaceX bilden.

„Wir werden darauf hinwirken, dass die Fusion so ausgestaltet wird, dass sie weiterhin Wettbewerb ermöglicht“, sagte Fuchs. Er ließ offen, ob dazu auch rechtliche Schritte gehören könnten. OHB gehört zu 65,5% der Familie Fuchs. Zudem ist der Finanzinvestor KKR mit 28,5% eingestiegen und durch Claire Wellby im Aufsichtsrat vertreten. Die übrigen 6% befinden sich im Streubesitz. Wichtigste Kunden von OHB sind die europäische Weltraumorganisation ESA sowie die Bundeswehr. Die Marktkapitalisierung hat sich seit September auf 2,3 Mrd. Euro verdoppelt. Auf dem BDI-Weltraumkongress in Berlin hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius angekündigt, dass die Bundesregierung bis 2030 insgesamt 35 Mrd. Euro in Weltraumsicherheit investiert.

Deutsche Bank, Lazard und Goldman Sachs an Bord

Nach fast zwei Jahre andauernden Verhandlungen haben sich die drei OHB-Rivalen aus Frankreich und Italien auf eine Grundsatzvereinbarung geeinigt, ihre verlustreichen Satellitensparten bis 2027 in einem derzeit noch namenlosen Konzern zusammenzulegen. Die einstigen Pioniere der Branche haben die Vorherrschaft eingebüßt, weil Musks SpaceX, aber auch chinesische Anbieter Satelliten günstiger in die Erdumlaufbahn schießen. Die CEOs von Airbus, Thales und Leonardo – Guillaume Faury, Patrice Caine und Roberto Cingolani – sprachen von einem „Meilenstein für die europäische Raumfahrtindustrie“. Es gehe darum, Europa „auf dem globalen Raumfahrtmarkt stärker zu machen“. Leonardo wurde bei dem Deal für das Joint Venture von der Deutschen Bank beraten. Für Thales war Lazard im Einsatz, und Airbus engagierte Goldman Sachs.

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