Reckitt Benckiser weckt Hoffnung auf Verkauf der Hygienesparte

Henkel-Rivale senkt erneut Wachstumsziel für das laufende Jahr - Neue Konzernstruktur sieht zwei getrennte Sparten vor

Reckitt Benckiser weckt Hoffnung auf Verkauf der Hygienesparte

hip London – Reckitt Benckiser hat im abgelaufenen Quartal weniger Wachstum gezeigt als am Markt erwartet. Dafür stellte CEO Rakesh Kapoor Pläne für eine neue Konzernstruktur vor, die am Markt Hoffnungen auf einen Verkauf der Hygienesparte weckten. Wie der britische Henkel-Rivale mitteilte, schrumpfte der Erlös auf vergleichbarer Basis im dritten Quartal um 1 %. Berücksichtigt man eine in Indien neu eingeführte Steuer auf Waren und Dienstleistungen, ging er gar um 2 % zurück. Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs von 0,6 % angesetzt. Stagnation erwartetFür das Gesamtjahr erwartet der Hersteller von Calgon und Nurofen auf vergleichbarer Basis nur noch einen stagnierenden Umsatz. Im Juli hatte Reckitt Benckiser schon einmal das Wachstumsziel gesenkt, damals unter Verweis auf die Auswirkungen der weltweiten Cyberattacke mit dem Verschlüsselungstrojaner “Petya”, von 3 % auf 2 % (vgl. BZ vom 7. Juli). Im neuen Umsatzziel sind die negativen Auswirkungen der indischen Steuer nicht enthalten. Das Unternehmen geht davon aus, dass die eingeschränkte Verfügbarkeit von Produkten wegen des Cyberangriffs den Umsatz im abgelaufenen Quartal um 2 % gedrückt hat. Die daraus resultierenden Probleme seien immer noch nicht vollständig abgearbeitet. Es wäre das erste Jahr ohne Wachstum seit 1999. Reckitt Benckiser war wegen des starken Umsatz- und Gewinnwachstums lange ein Börsenfavorit.Kapoor will das Geschäft ab 2018 in zwei Sparten mit eigenem Management und eigener Gewinn-und-Verlust-Rechnung trennen. RB Health (60 % des Umsatzes der Gruppe) will er selbst führen. Dort finden sich unter anderem Clearasil, Dettol, Durex und Scholl wieder. Auch der für 18 Mrd. Dollar erworbene US-Babynahrungshersteller Mead Johnson soll in RB Health eingegliedert werden. Man habe die Übernahme am 15. Juni abgeschlossen, ein Quartal früher als angekündigt, heißt es in der Pflichtveröffentlichung des Unternehmens. Man halte an den angestrebten Kostensenkungen von 200 Mill. Pfund fest und rechne weiterhin mit Integrationskosten von 450 Mill. Pfund. An der Spitze von RB Hygiene Home mit Marken wie Calgon, Cillit Bang und Lysol steht Rob de Groot. Die Lebensmittelsparte RB Foods ging im Juli für 4,2 Mrd. Dollar an McCormick & Co.”Aus unserer Sicht könnte die neue Struktur der Auftakt zu einer Teilung des Geschäfts oder zum Verkauf von RB Hygiene Home sein, insbesondere wenn ein attraktives Asset wie das Geschäft von Pfizer mit verschreibungsfreien Arzneien und Gesundheitsartikeln verfügbar werden sollte”, schrieb Liberum-Analyst Robert Waldschmidt in einer ersten Einschätzung. Zunächst steigen durch die neue Struktur jedoch die Fixkosten, wie seine Kollegen von der UBS vermerken. Auch sie werteten den Schritt als Vorläufer einer möglichen Aufteilung von Reckitt Benckiser.Der Viagra-Hersteller hatte zuletzt angekündigt, dass im kommenden Jahr eine Entscheidung über die Zukunft der Sparte fallen soll. Kapoor hatte gesagt, man werde sich das Geschäft ansehen, wenn es zum Verkauf gestellt werden sollte. Pfizer ist in mehr als 90 Ländern mit rezeptfreien Medikamenten vertreten. Zehn Präparate kamen im vergangenen Jahr auf jeweils mehr als 100 Mill. Dollar Umsatz. Die am stärksten nachgefragten Produkte sind Centrum-Vitaminpräparate und Schmerzmittel der Marke Advil.Die Finanzholding Joh. A. Benckiser (JAB), die aus dem Nachfolgeunternehmen des von Johann Adam Benckiser und Karl Ludwig Reimann 1851 gegründeten Chemieunternehmens entstand, das mit Reckitt & Coleman fusionierte, ist Großaktionär von Reckitt Benckiser.