Redcare Pharmacy verliert ein Zehntel an Börsenwert
Redcare Pharmacy verliert ein Zehntel an Börsenwert
Kritischer Analystenkommentar sieht Gefahr für E-Rezept-Geschäft – Aufsichtsrat stockt auf
sar/dpa-afx Frankfurt
Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy, bekannt unter der Marke Shop Apotheke, ist am Mittwoch nach einer sehr skeptischen Einschätzung von Kepler Cheuvreux auf das tiefste Niveau seit Herbst 2023 gefallen. Die Papiere notierten zeitweise bei 94,40 Euro, bevor sie sich am Nachmittag wieder deutlich erholten. Bei Werten um 105 Euro blieb jedoch ein Minus von knapp 10% zum Vortageskurs. Der Börsenwert der Online-Apotheke ist seit Jahresstart um ein Fünftel auf 2,1 Mrd. Euro geschrumpft, und die Aktie zählt damit zu den schwächsten Werten im MDax.
Analyst sieht Risiko für E-Rezept-Geschäft
Kepler-Experte Sven Sauer sieht ein „kritisches, strukturelles Risiko“ für Onlineapotheken und ihr E-Rezept-Geschäft in der Freiwilligkeit der GesundheitsID. Sie ersetze das bestehende System CardLink ab April 2026 als primäre Zugangsmethode für digitale Verschreibungen. Patienten ohne GesundheitsID seien dann beim E-Rezept außen vor. Sauer sieht ein enormes Risiko, dass ein hoher Anteil von Redcares Kundenbasis temporär oder gar dauerhaft als Besteller wegfallen könnte. So drohe Redcares Anlagestory untergraben zu werden.
Das Unternehmen reagierte am Mittwochnachmittag mit einer Stellungnahme. Darin heißt es, die Veröffentlichungen enthielten „keine neuen Informationen“. Bereits im August 2024 habe die Gematik, die mit der Einführung und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK)und ihrer Infrastruktur betraut ist, das technische Konzept für die sogenannte PoPP-Lösung veröffentlicht. Das steht für „Proof of Patient Presence“. Mit der PoPP-Einführung werde es „einen zusätzlichen Einlöseweg in Form der GesundheitsID geben“, zugleich werde an einer Nachfolgelösung von CardLink auf Basis von PoPP gearbeitet.
„CardLink wurde im vergangenen Jahr eingeführt, um sicherzustellen, dass auch Online-Apotheken diskriminierungsfrei am E-Rezept teilhaben können“, erklärt Olaf Heinrich, CEO von Redcare Pharmacy. Das Unternehmen sei „äußerst zuversichtlich, dass es einen nahtlosen Übergang von CardLink zu ihrem Nachfolger auf Basis der PoPP-Technologie geben wird, der weiterhin eine einfache und sichere mobile Einlösung von E-Rezepten mittels eGK ohne PIN ermöglichen wird".
Redcare-Aufsichtsrat stockt auf
Der ehemalige Vorstand des Redcare-Vorgänger-Unternehmens Shop Apotheke Europe, Michael Köhler, hat seine Anteile laut einer Stimmrechtsmitteilung am Mittwoch erneut aufgestockt. Köhler ist Mitgründer von Europa Apotheek Venlo, die 2017 von Shop Apotheke Europe übernommen wurde. Seit Mai ist er im Aufsichtsrat von Redcare Pharmacy. Am Freitag hatte Köhler über die Köhler Invest bereits Aktien zum Durchschnittspreis von 114,69 Euro im Gesamtvolumen von 344.000 Euro gekauft, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Für Mittwoch sind erneute Käufe zu durchschnittlich rund 100 Euro ausgewiesen, das aggregierte Volumen beträgt rund 400.000 Euro.