Autoindustrie

Renault gelingt die Trendwende

Nach einem Rekordverlust von 8 Mrd. Euro 2020 ist der Konzern im abgelaufenen Jahr zurück auf die Gewinnspur gefahren. Das Management hat seine selbstgesteckten Ziele früher als erwartet erreicht.

Renault gelingt die Trendwende

wü Paris

– „Renault ist zurück“, verkündete Konzernchef Luca de Meo mit Stolz. Es sei eine historische Trendwende im Vergleich zur Situation vor einem Jahr. Denn dem Automobilkonzern ist es 2021 gelungen, wieder zurück in die Gewinnzone zu fahren, nachdem er in den beiden Jahren zuvor rote Zahlen geschrieben hatte. So war 2020, als der Ausbruch der Covid-Pandemie die hausgemachten Probleme verstärkt hatte, ein Rekordverlust von 8 Mrd. Euro angefallen.

Dank Einsparungen und Restrukturierungen konnte Renault nun mit einem Nettoergebnis von 888 Mill. Euro die Erwartungen übertreffen. So hatten Analysten laut Factset im Schnitt mit einem Nettoergebnis von 664 Mill. Euro gerechnet.

Mit einer operativen Marge von 3,6% hat Renault zudem ihr für 2023 selbstgestecktes Ziel einer Marge von mehr als 3% übertroffen. Die Marge der Automobilsparte, Avtovaz nicht mitgerechnet, betrug 0,6%. Die Marge des Konzerns dürfte mit 3,6% jedoch wesentlich niedriger als die der Opel-Mutter Stellantis ausgefallen sein. Die Analysten von Jefferies erwarten, dass Stellantis kommenden Mittwoch eine operative Marge von 10,5% veröffentlichen wird. De Meo will die Rentabilität von Renault nun im laufenden Jahr auf mindestens 4% steigern.

Attacke von Ghosn

Der frühere Seat-Chef ist im Sommer 2020 bei dem Autobauer angetreten. Im Gegensatz zu dem früheren Konzernchef Carlos Ghosn setzt er auf Rentabilität statt Volumen. Der Autobauer war nach der Verhaftung Ghosns Ende 2018 in Japan in eine tiefe Krise geraten. Vergangenes Wochenende hatte sich der inzwischen in den Libanon geflüchtete Manager mit einem Interview zurückgemeldet und Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sowie die aktuelle Führung von Renault heftig kritisiert. Renault sei ein labiler Autobauer mit erbärmlichen Ergebnissen, pestete er.

De Meo lässt sich dadurch jedoch nicht irritieren. „Ich habe nie die Arroganz besessen, die Arbeit anderer zu beurteilen“, antwortete er auf eine Frage zu dem Interview. „Das Beste, was ich tun kann, ist, die Zahlen für sich sprechen zu lassen.“

Tatsächlich ist de Meo mit dem Sparprogramm gut vorangekommen. Im Vergleich zu 2019 hat Renault bereits 2 Mrd. Euro an Fixkosten eingespart und damit dieses Ziel ein Jahr früher als geplant erreicht. Bis 2023 sollen die Einsparungen 2,5 Mrd. Euro erreichen, bis 2025 dann 3 Mrd. Euro.

Der Umsatz verbesserte sich im vergangenen Turnus um 6,3% auf 46,2 Mrd. Euro. Allianzpartner Nissan, an dem Renault 43% hält, trug wieder 380 Mill. Euro zum Konzernergebnis bei, nachdem er es 2020 mit fast 5 Mrd. Euro belastet hatte. Zudem verbesserte sich der operative Cashflow der Automobilsparte auf 1,27 Mrd. Euro, nachdem 2020 noch 4,55 Mrd. abgeflossen waren. Im laufenden Jahr will Renault nun einen operativen Cashflow der Automobilsparte von mindestens 1 Mrd. Euro erzielen. De Meo will auf einem Investorentag im Herbst seinen Strategieplan aktualisieren.

Trotz der Rückkehr in die schwarzen Zahlen wird Renault auch für das Geschäftsjahr 2021 keine Dividende zahlen. Stattdessen will der Autobauer 2 Mrd. Euro an Staatshilfen zurückzahlen. Die französische Regierung hatte ihm 2020 staatlich garantiere Kredite in Höhe von 5 Mrd. Euro gewährt, von denen Renault 4 Mrd. Euro in Anspruch genommen hatte.

Renault
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz4621343474
Operative Marge (%) 3,6 −0,8
Betriebsergebnis1398−1999
Finanzergebnis−350−482
Ergebnisse assoz. Gesellschaften  515  −5145
  Nissan380−4970
Nettoergebnis888−8008
Cashflow Automotive1272−4551
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