Automobilallianz

Renault und Nissan sind sich einig

Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die beiden Autobauer geeinigt. Künftig sollen sie jeweils 15 % am Kapital des anderen halten. Dafür wird sich Renault von einem Großteil seiner Beteiligung an Nissan trennen und sie in einen Trust einbringen. Verkauft werden soll erst, wenn die Bedingungen günstig sind.

Renault und Nissan sind sich einig

wü Paris

Renault und Nissan haben sich nach monatelangen Verhandlungen endgültig auf die Neuordnung ihrer Allianz geeinigt. Das Abkommen, dem die Verwaltungsräte der beiden Autobauer noch zu­stimmen müssen, sieht eine Überkreuzbeteiligung von je 15% vor. Die Kontrollgremien der beiden Gruppen würden diese Woche tagen und für den 6. Februar sei eine Analystenkonferenz in London geplant, heißt es in Paris. Beide Seiten hätten sich auf die britische Hauptstadt als neu­trales Terrain geeinigt, anstatt die Konferenz in Yokohama, dem Sitz Nissans, in Paris oder Amsterdam zu planen, wo der frühere Renault- und Allianz-Chef Carlos Ghosn den Sitz des 1999 geschlossenen Bündnisses angesiedelt hatte.

Durch die geplante Neuordnung wird sich die Beteiligung Renaults an Nissan von rund 43% auf 15% reduzieren. Gleichzeitig soll der japanische Autobauer nun auch volle Stimmrechte bei seinem französischen Allianzpartner erhalten, was vorher nicht der Fall war. Beide Konzerne sind verpflichtet, ihre gedeckelte Beteiligung für eine gewisse Dauer zu behalten. Die Stimmrechte sind auf 15% beschränkt. Die 28,4%, von denen sich Renault im Rahmen der geplanten Neuordnung trennen will, sollen in einen Trust eingebracht werden. Dabei sollen ihre Stimmrechte für fast alle Entscheidungen neutralisiert werden.

Der Konzern soll jedoch weiterhin von den Dividenden und den durch den Verkauf erzielten Erlösen profitieren. Er ist nicht verpflichtet, die in den Trust eingebrachten Anteile innerhalb eines bestimmten Zeit­rahmens zu verkaufen. Stattdessen soll der geordnete Verkauf erfolgen, wenn die wirtschaftlichen Be­dingungen vernünftig für Renault sind.

Der französische Autokonzern be­stätigte jetzt auch, dass sich Nissan nach seiner Aufspaltung in zwei Einheiten an der geplanten Elektrofahrzeugsparte Ampere beteilige. Details dazu nannte er jedoch nicht. Er machte auch keine näheren Angaben zu den operativen Projekten mit hoher Wertschöpfung, mit denen die Allianz mit Nissan wiederbelebt werden soll. Dafür sollen Schlüsselprojekte in Lateinamerika, In­dien und Europa lanciert werden. Die Allianzpartner dürften bestätigen, dass die künftige Elektroversion des Nissan Micra auf derselben Plattform wie der neue R5 im Werk von Renault in Douai und zwei Modelle des ebenfalls an der Allianz beteiligten Mitsubishi-Konzerns in Renault-Werken in Spanien und der Türkei gefertigt werden, erwarten Beobachter.

Bei den Verhandlungen soll es nach Angaben unternehmensnaher Kreise zuletzt vor allem um den Schutz der Patente gegangen sein. Beide Seiten sollen auf Druck Nissans hin sehr präzise festgelegt haben, in welchen Fällen und wie die Allianzpartner und ihre Töchter die Patente des anderen nutzen dürfen. Ein Knackpunkt dabei war die Nutzung der Patente von Nissan durch das zusammen mit Geely aus China geplante Gemeinschaftsunternehmen Horse für Verbrennungsmotoren und Getriebe, an dem Berichten zufolge später auch der saudische Ölkonzern Aramco beteiligt werden soll. Nissan soll von Anfang an deutlich gemacht haben, nichts mit dem Projekt von Renault und Geely zu tun zu haben.

Die Renault-Aktie gab am Montag an der Börse von Paris im Laufe des Tages um zeitweise 4,2% auf 36,62 Euro nach und verbuchte damit den größten Kursrückgang.