Für Torsten Derr ist SGL Carbon nach eigenen Angaben bereits die sechste Restrukturierung. Vor diesem Hintergrund kann der seit Juni 2020 amtierende Vorstandschef des Kohlefaserspezialisten mit Fug und Recht als Restrukturierungsexperte gelten. Seine Aufgabe besteht jetzt darin, den wieder einmal schwächelnden Konzern aus Wiesbaden strukturell und kostenmäßig neu aufzustellen. Das ist kein leichtes Unterfangen, denn SGL ist eine Dauerbaustelle.

Der Hersteller von Produkten aus Spezialgrafit und Verbundwerkstoffen für Autos, Luft- und Raumfahrt, Halbleitertechnik, Leucht­dioden, Lithium-Ionen-Batterien, Brennstoffzellen oder Solar- und Windenergie hat in früheren Jahren bereits so manche Sanierung durchgemacht und kämpft doch immer wieder mit Schwächen. Der Blick auf den Aktienkurs seit dem Börsengang 1995 offenbart für Investoren eine herbe Enttäuschung.

Vor dem Antritt bei SGL war Derr seit 2016 Geschäftsführer der Lanxess-Tochter Saltigo. Der im Januar 1970 geborene Manager stammt aus Bremen. Nach Chemiestudium und Promotion an der Uni Bremen begann er 1997 seine Berufslaufbahn bei Bayer und arbeitete ab 2003 für den von Bayer abgespaltenen Chemiekonzern Lanxess. Hier war er in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, unter anderem als Chef der Geschäftsbereiche Materialschutz und EPDM-Elasto­mere und als Leiter Commercial & Supply Chain Excellence & Chief Commercial Officer. Bei SGL ist der verheiratete Derr unter anderem für Strategie, Produktion, Einkauf und Personal zuständig. Zusammen mit Finanzchef Thomas Dippold, der Mitte Oktober 2020 zu SGL kam, bildet er den Vorstand.