Biotechnologie

Das Revival von Biotech-Aktien geht bisher an Formycon vorbei

Biotechnologie-Aktien erleben ein Revival. Der Index Nasdaq Biotechnology ist seit Anfang November stark gestiegen und hat seine Jahresverluste aufgeholt. Die Aktionäre des Biosimilar-Entwicklers Formycon profitieren allerdings davon nicht.

Das Revival von Biotech-Aktien geht bisher an Formycon vorbei

Das Revival von Biotech-Aktien geht bisher an Formycon vorbei

Biosimilar-Entwickler verweist aber auf planmäßige Entwicklung seiner Produkt-Pipeline – Arzneimittelagentur nimmt neuen Antrag in Europa an

mic München

Die Europäische Arzneimittelagentur hat einen weiteren Biosimilar-Kandidaten von Formycon und dem Lizenzpartner Klinge Biopharma zur Prüfung angenommen. Dies erklärte der Biosimilar-Entwickler aus Martinsried-Planegg bei München nach Weihnachten. Das Arzneimittel, das als Alternative für Eylea1 (Wirkstoff Aflibercept) auf den Markt kommen soll, werde gegen altersbedingte Makuladegeneration eingesetzt.

Die Nachricht kommt inmitten eines Revivals von Biotechnologie-Aktien. Von Jahresanfang bis Ende Oktober war der Index Nasdaq Biotechnology, der Biotechnologie- und Pharmawerte umfasst, zwar in der Spitze um 12% gesunken. Im gleichen Zeitraum legte die Nasdaq um 24% zu. Aber mittlerweile hat der Biotechnologie-Index kräftig aufgeholt. Er sprang angesichts der Erwartung nicht mehr steigender Zinsen seit Mitte November von 3.700 auf 4.400 Punkte, so dass er seit Jahresbeginn mit 6% im Plus liegt.

Die Formycon-Aktionäre können allerdings davon nicht profitieren. Der Aktienkurs, der Anfang des Jahres auf dem Rekordniveau von 92,50 Euro gestanden hatte, ist auf rund 56 Euro gesunken.

Kursziel 100 Euro

Bereits Ende August verwies Formycon darauf, dass aufgrund der gestiegenen Zinsen die Kurse wachstumsstarker Unternehmen, die im Verhältnis zu etablierten Firmen eine niedrigere Profitabilität aufwiesen, gesunken seien. Allerdings gilt auch, dass die Formycon-Kursentwicklung in den beiden Vorjahren deutlich überdurchschnittlich war. Im vergangenen Jahr hatte der Einstieg der Gebrüder Andreas und Thomas Strüngmann, die aktuell 26% an dem Unternehmen halten, für Aufsehen gesorgt.

Formycon entwickelt Nachahmerprodukte von Biopharmazeutika, deren Patentschutz ausläuft. Der Biosimilar-Markt ist dem Unternehmen zufolge das Pharmasegment mit den weltweit höchsten prognostizierten Wachstumsraten.

Hoher Finanzbedarf

Alster Research setzt das Kursziel auf 100 Euro. In der jüngsten Studie heißt es, die Kommerzialisierung des Portfolios komme voran. Analyst Alexander Zienkowicz verweist darüber hinaus darauf, dass die schwedische Firma Xbrane Biopharma die Biosimilar-Entwicklung für das Krebsmedikament Keytruda aus Kostengründen eingestellt habe. Damit verringere sich der Wettbewerb für Formycon, die ebenfalls einen Biosimilar-Kandidaten für Keytruda (FYB206) in der Pipeline habe. Allerdings illustriert diese Entscheidung von Xbrane Biopharma, welcher Finanzbedarf in der FYB206-Entwicklung steckt. Formycon prüft nach eigenen Angaben aktuell mögliche Finanzierungsoptionen über die Aufnahme von Fremdkapital.

Die Entwicklung des eigenen Biosimilar-Portfolios schreite planmäßig voran, streicht der Formycon-Vorstand regelmäßig heraus. Die jüngste Annahme des Antrags für den Biosimilar-Kandidaten als Eylea1-Ersatz, der firmenintern unter der Kennung FYB203 geführt wird, sei ein Schritt, um Patienten ergänzend zu dem verfügbaren Formycon-Biosimilar FYB201 (Ranibizumab) eine weitere Behandlungsoption zu bieten, kommentierte Formycon-Vorstand Stefan Glombitza.

In den ersten neun Monaten steigerte Formycon dank Erfolgszahlungen und Vermarktungserlösen den Umsatz von 28 auf gut 60 Mill. Euro. Das Ebitda drehte in den schwarzen Bereich, es stieg um 15 Mill. Euro auf 5 Mill. Euro. Anteile an der Bioeq AG, die Formycon im Rahmen des Strüngmann-Einstiegs übernommen hatte, wurden außerplanmäßig abgeschrieben. Die Entwicklung eines Covid-19-Medikaments (FYB207) dampfte der Vorstand weitgehend ein.