Fußball-Sponsoring

Rewe zeigt DFB die rote Karte

Das Verhalten der Fifa kommt bei den Sponsoren des Deutschen Fußball-Bundes schlecht an. Rewe will nicht länger Sponsor des DFB sein. Andere Geldgeber äußern Kritik, bleiben aber am Ball.

Rewe zeigt DFB die rote Karte

ak Köln

Der erste Großsponsor hat Konsequenzen aus dem Verhalten der Fifa rund um die „One Love“-Armbinde gezogen. Der Handelskonzern Rewe kündigte am Dienstag die ohnehin zum Jahresende auslaufende Partnerschaft mit dem Fifa-Mitglied DFB und bezog mit deutlichen Worten Stellung.

„Die skandalöse Haltung der Fifa ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel“, ließ sich Rewe-Chef Lionel Souque in einer Mitteilung zitieren. Nach den aktuellen Entscheidungen des Weltfußballverbandes und den Aussagen von Fifa-Präsident Giovanni Infantino sehe sich das Unternehmen aufgefordert, sich in aller Deutlichkeit zu distanzieren. Die Fifa hatte gelbe Karten für Mannschaftskapitäne angedroht, die mit einer „One Love“-Armbinde auflaufen. Der DFB und andere europäische Verbände hatten sich dem Druck der Fifa gebeugt und auf die geplante Armbinde verzichtet.

Rewe will auf die Werberechte aus dem Vertrag mit dem DFB – insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft – verzichten. Das in den Rewe-Märkten erhältliche Sammelalbum werde ab sofort gratis abgegeben und die bisherigen Erträge aus dem Verkauf gespendet.

Der Kölner Handelskonzern, der auch Hauptsponsor des 1. FC Köln ist, wurde im Netz für die Ankündigung gefeiert. Im Oktober hatte Rewe bereits entschieden, den langjährigen, Ende 2022 auslaufenden Partnervertrag nicht zu verlängern – ohne inhaltliche Verbindung zur umstrittenen WM, wie das Unternehmen betonte.

Andere Sponsoren des DFB hielten sich am Dienstag mit direkten Reaktionen auf die jüngsten Ereignisse zurück. „Wir halten nichts von überstürzten Entschlüssen und müssen zunächst die Hintergründe der Entscheidung des DFB verstehen. Deshalb werden wir zeitnah mit dem DFB über die gesamte Thematik sprechen“, teilte die Telekom in einer Stellungnahme mit.

Die beiden Hauptsponsoren Adidas und VW teilten auf Anfrage mit, eine Beendigung des Sponsorings sei nicht geplant. „Wir bedauern die aktuelle Entwicklung sehr. Das Verhalten der Fifa ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel“, schrieb VW in einer Stellungnahme. Weiter hieß es: „Wir sind kein Partner der WM oder der Fifa. Dennoch hätten wir es begrüßt, wenn die europäischen Verbände ein solches sichtbares Zeichen für Vielfalt bei diesem Turnier gesetzt hätten. Die Diskussionen und Reaktionen zeigen, dass sich im Weltfußball dringend etwas Grundsätzliches ändern muss.“ Das WM-Gastgeberland Katar ist mit einer Beteiligung von 10,5% einer der Großaktionäre von VW. Die Wolfsburger hatten erst Anfang 2019 Mercedes als einer der wichtigsten Sponsoren des DFB abgelöst. Der aktuelle Vertrag läuft bis Ende Juli 2024.

Adidas hob die enge Verbindung zum DFB hervor, die seit mehr als 60 Jahren bestehe. „Wir stehen in engem Austausch und setzen auf den gemeinsamen Dialog“, hieß es aus Herzogenaurach. Es sei „unerlässlich, die Diskussion fortzuführen“. Die Partnerschaft wurde zuletzt im September 2018 bis 2026 verlängert.

Die Commerzbank wies darauf hin, dass sie ihr Sponsoring der Herren-Nationalmannschaft Ende 2021 beendet habe und sich jetzt ganz auf das Frauen-Nationalteam konzentriere. „Damit stärken wir ganz be­wusst die Vorreiterrolle des Teams, auch in unseren Kampagnen, um uns für gesellschaftliche Themen wie Diversität, Gleichberechtigung oder Female Empowerment einzusetzen.“ Der Versicherer Ergo, der das Sponsoring des DFB Anfang dieses Jahres noch einmal ausgebaut hatte, teilte mit: „Wir haben die Entscheidung des DFB und der anderen europäischen Fußballverbände, auf das Tragen der ‚One-Love-Binde‘ zu verzichten, zur Kenntnis genommen. Wir bedauern, dass die Binde nicht getragen wird.“ Zu der Frage, ob Ergo über eine Beendigung der Partnerschaft nachdenke, wollte sich das Unternehmen nicht äußern.