Rheinmetall-Partner Iceye besorgt sich frisches Geld
Rheinmetall-Partner Iceye besorgt sich frisches Geld
Rheinmetall-Partner Iceye holt frisches Geld
Finnisches Startup für Beobachtungssatelliten wird mit 2,4 Mrd. Euro bewertet
Bloomberg Frankfurt
Rheinmetall-Partner Iceye hat frisches Kapital zu einer Bewertung von 2,4 Mrd. Euro aufgenommen und nutzt damit die rasant gestiegenen Militärausgaben in Europa. Das finnische Startup entwickelt Überwachungssatelliten und hatte im November ein Joint Venture mit dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall bekanntgegeben.
Die Venture-Capital-Firma General Catalyst führte nun die Finanzierungsrunde an, die 150 Mill. Euro an neuem Eigenkapital sowie 50 Mill. Euro aus einem Secondary-Verkauf für frühe Investoren umfasste, wie Iceye am Freitag bekanntgab.
Rafal Modrzewski, CEO von Iceye, sagte, sein Startup habe in diesem Jahr die Gewinnzone erreicht, sodass die Finanzierung „nicht unbedingt notwendig“ gewesen sei. Das Kapital solle jedoch dazu dienen, Satelliten schneller zu starten und so Europas militärische Fähigkeiten zu stärken. „Niemand will, dass Europa erst in fünf Jahren bereit ist“, sagte er in einem Interview. „Die Leute wollen, dass Europa morgen bereit ist.“
Weitere Investoren
AP Møller Holding A/S, das Unternehmen, das die Vermögenswerte der dänischen Milliardärsdynastie Maersk kontrolliert, beteiligte sich ebenso an der neuen Runde wie Bpifrance und eine Reihe finnischer Investoren. Die polnische Staatsbank hatte im August angekündigt, in Iceye zu investieren. Das Unternehmen erklärte, es habe bislang insgesamt 600 Mill Euro aufgenommen. Eine vorherige Bewertung wollte es nicht nennen.
Hohe Rüstungsausgaben
Europäische Staaten haben historische Summen für die Verteidigung zugesagt, da die Bedrohung durch Russland zugenommen hat – was einen Geldstrom in Startups ausgelöst hat, die auf militärische Verträge aus sind. Selbst innerhalb der Branche gibt es mittlerweile Bedenken hinsichtlich einer möglichen Investitionsblase. Alleine Deutschland will bis zum Jahresende 35 Mrd. Euro in die Weltraumsicherheit stecken.
Iceye, 2014 gegründet, entwickelte ursprünglich Erdbeobachtungssatelliten zur Überwachung von Umweltveränderungen wie dem Schmelzen von Eiskappen. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine konzentriert sich das Startup jedoch auf militärische Anwendungen. Es baut Satelliten, die hochauflösende Bilder liefern und Objekte durch Rauch, Wolken und Dunkelheit hindurch erkennen können.
Joint Venture mit Deutschen
Darum geht es auch beim Joint Venture mit Rheinmetall. Rheinmetall Iceye Space Solutions hat seinen Sitz in Neuss in Nordrhein-Westfalen. Dort wird derzeit ein Autozulieferer-Werk von Rheinmetall schrittweise auf Rüstungsproduktion umgestellt. An dem Gemeinschaftsunternehmen hält Rheinmetall 60% der Anteile, die Finnen halten 40%. Der operative Geschäftsbetrieb des Joint Venture soll noch vor Jahresende starten. Der erste Satellit soll dann bereits im kommenden Jahr in Neuss gefertigt werden.
Iceye baut bereits Satelliten, die unter anderem in der Ukraine im Einsatz sind. Mit Rheinmetall sollen diese schnell in größerer Stückzahl produziert werden. Außerdem soll Rheinmetalls Vertriebsnetzwerk den Verkauf ankurbeln.
Starkes Europa-Geschäft
Iceye konkurriert mit einer Reihe von öffentlichen und privaten Satellitenanbietern, die – ebenso wie Iceye – stark in Software investieren. Das Unternehmen hat Verträge in den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Japan abgeschlossen. Doch laut Firmenchef Modrzewski stammt mittlerweile der Großteil des Geschäfts aus Europa. In diesem Jahr hat das Unternehmen Vereinbarungen mit den Streitkräften in Polen, Portugal, Finnland und den Niederlanden unterzeichnet. Mit zwei weiteren europäischen Ländern sei man „in Gesprächen“.
Investor auch bei Helsing aktiv
General Catalyst, ein US-amerikanischer Fonds, hat sich zu einem aktiven Unterstützer von Verteidigungs-Startups in Europa entwickelt, etwa beim Drohnenhersteller Helsing. Mit dem neuen Deal tritt Jeannette zu Fürstenberg, Europachefin von General Catalyst, dem Vorstand von Iceye bei.
„Es ist wahrscheinlich eines der sich am schnellsten entwickelnden Segmente innerhalb des Verteidigungs- und Regierungsbeschaffungswesens, das wir derzeit sehen“, sagte sie. „Es ist ziemlich verrückt.“
Ein Satellit pro Woche
Modrzewski sagte, Iceye habe in diesem Jahr 25 Satelliten gestartet und plane, im kommenden Jahr eine Einheit pro Woche zu produzieren.
Im Juni sagte der CEO gegenüber Bloomberg, er rechne damit, dass sich der Umsatz bis 2025 auf über 200 Mill Euro verdoppeln werde. Die Verkäufe seien „besser gelaufen, als ich dachte“, sagte er am Freitag, ohne jedoch eine genaue Zahl zu nennen.
Das Unternehmen hat laut früheren Bloomberg-Berichten Gespräche mit Banken über einen Börsengang bereits im nächsten Jahr geführt. Derzeit gebe es jedoch „keinen solchen Plan“, so Modrzewski.
Mit den neuen Mitteln werde Iceye in Software- und Datenwerkzeuge investieren, um Kunden Echtzeitinformationen bereitzustellen, sagte Modrzewski.
