Rüstungsindustrie

Rheinmetall strebt Position als Rundumanbieter mit 50 Mrd. Euro Umsatz an

Rheinmetall will bis 2030 seinen Umsatz verfünffachen. Der Konzern erweitert sein Angebot durch Zukäufe und Partnerschaften und profitiert von EU-Finanzierungen für Rüstungsausgaben.

Rheinmetall strebt Position als Rundumanbieter mit 50 Mrd. Euro Umsatz an

Rheinmetall besetzt Position als Rundumanbieter

Bis 2030 rund 50 Mrd. Euro Umsatz angestrebt – Zinsgünstige EU-Finanzierung hilft

cru Frankfurt

Rheinmetall will als Rundum-Anbieter einen möglichst großen Betrag von den 180 Mrd. Euro an Rüstungsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2030 einheimsen. Der Rüstungskonzern hat dafür seine Angebotspalette im Eiltempo durch Zukäufe sowie Partnerschaften mit europäischen Startups und US-Herstellern ausgebaut. Das Dax-Unternehmen aus Düsseldorf strebt nun bis 2030 eine Verfünffachung des Jahresumsatzes auf rund 50 Mrd. Euro an. Man wolle zudem die operative Marge bis zum Ende des Jahrzehnts von derzeit 15% auf mehr als 20% steigern und eine Cash-Conversion-Rate von über 50% erreichen. Das kündigte Vorstandschef Armin Papperger am Dienstag in einer Telefonkonferenz an. Anlass war der Capital Markets Day am Standort in Unterlüß in Niedersachsen.

Dort hat Rheinmetall gerade eine neue Fabrikhalle errichtet. Produziert werden da, wo jetzt Analysten saßen, Raketen in Zusammenarbeit mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin. Geplant ist die Fertigung der Modelle ATACMS und Hellfire. Die beiden Unternehmen kooperieren bereits, indem Rheinmetall Rumpfteile für den F-35-Bomber von Lockheed Martin herstellt und gemeinsam ein europäisches Kompetenzzentrum für Raketen und Flugkörper aufbauen will.

M&A und Partnerschaften

Das Projekt steht beispielhaft für etliche Ausweitungen der Angebotspalette durch M&A oder Partnerschaften: Mit dem Kauf von Naval Vessels Lürssen aus der Hand der Familie steigt der Konzern in den Kriegsschiffbau ein. Und durch die Partnerschaft mit dem finnischen Startup Iceye erfolgt der Schritt in den Satellitenbau.

„Der Treiber bei den Militärausgaben ist Deutschland, und Deutschland hat das Geld“, sagte Papperger mit Blick auf die Budgetausweitung auf 180 Mrd. Euro bis 2030. „Durch Partnerschaften mit Startups und US-Unternehmen erweitern wir unsere eigenen Möglichkeiten und eröffnen anderen den Marktzugang. In den Joint Ventures mit Amerikanern bekommen wir 60% vom operativen Gewinn, und die Amerikaner bekommen 40%. Das findet auch Präsident Trump sehr gut.“ Der Kurs der Rheinmetall-Aktie reagierte am Dienstag mit einem Plus von 5%. In einem schwachen Markt ging die Aktie mit einem Minus von 0,4% auf 1.716 Euro aus dem Handel. Der Börsenwert hat sich damit seit der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar, als die USA ihre Nato-Bündnistreue in Frage stellten, auf 80 Mrd. Euro verdoppelt. Das ist mehr als Münchener Rück, Deutsche Bank oder Mercedes-Benz auf die Waage bringen.

Rheinmetall konzentriert sich auf den Hochlauf der Produktion im Eiltempo. Dazu plant das Unternehmen, sein ziviles Geschäft mit Fokus auf Automobilteile in der ersten Hälfte des Jahres 2026 zu veräußern. Im darauffolgenden Jahr sollen größere Investitionen in die Munitionsproduktion und die Digitalisierung abgeschlossen werden.

Fahrzeugsysteme wachsen stark

Papperger sieht den Geschäftsbereich Fahrzeugsysteme – insbesondere die Boxer-Schützenpanzer – als wichtigen Wachstumstreiber für die nächsten fünf Jahre. Da ab 2026 mit Aufträgen aus Deutschland gerechnet wird, baut das Unternehmen die Produktion auf rund 1.000 Boxer pro Jahr aus. Rheinmetall erwartet außerdem Aufträge für Lynx-Schützenpanzer aus Italien und der Ukraine und unterzeichnete vergangene Woche einen Vertrag mit Rumänien über 298 Lynx.

„Ohne die SAFE-Finanzierung wäre dieses internationale Geschäft unmöglich. Das ist wie ein Free Lunch“, bemerkte Papperger mit Blick auf den EU-Finanzierungsmechanismus für Rüstungsbeschaffung. Die SAFE-Finanzierung der EU stellt Mitgliedstaaten Darlehen von bis zu 150 Mrd. Euro für die gemeinsame Beschaffung zur Verfügung stellt. Die Finanzierung ist an die Bedingung geknüpft, dass mindestens zwei EU- oder assoziierte Länder (wie Norwegen, Ukraine) bei der Beschaffung zusammenarbeiten.

Nebenstehender Kommentar