Rüstungskonzern

Rheinmetall übernimmt Munitionshersteller Expal

Mit einer milliardenschweren Übernahme sichert sich Rheinmetall den Zugriff auf Munitionskapazitäten. Für 1,2 Mrd. Euro wird die spanische Expal Systems erworben.

Rheinmetall übernimmt Munitionshersteller Expal

ab Köln

Der Rüstungskonzern Rheinmetall stärkt das Munitionsgeschäft mit einer 1,2 Mrd. Euro schweren Übernahme. Erworben wird die spanische Expal Systems, wie mitgeteilt wird. Auf der Verkäuferseite steht der Sprengstoffhersteller Maxam Corp, hinter dem der Finanzinvestor Rhône Capital steht. Die Transaktion unterliegt noch kartellrechtlichen und regulatorischen Prüfungen, mit dem Abschluss wird bis zum Sommer 2023 gerechnet.

Mit der Übernahme will Rheinmetall das Kerngeschäft absichern. Im Mittelpunkt stünden dabei die Ausweitung der Produktionskapazitäten und die Erweiterung des Produktportfolios. Mit der Akquisition sichern sich die Düsseldorfer Zugriff auf „signifikante“ Kapazitäten, wie es heißt. Reagiert wird damit auf den gestiegenen Munitionsbedarf nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Von strategischer Bedeutung seien Produktionskapazitäten für Munitionspulver. Hier seien in Europa mittlerweile Engpässe entstanden.

Erst in der Vorwoche hatte Rheinmetall von Verzögerungen bei der Auftragsvergabe großer Rüstungsprojekte berichtet und vor diesem Hintergrund auf eine Prognose für den Auftragseingang im Rüstungsgeschäft verzichtet. Die Nachricht von der Akquisition kam an der Börse gut an. Der MDax-Wert legte am Montag in der Spitze um 8,5 % zu. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 7,7 Mrd. Euro. Wenngleich Rheinmetall aus Kapitalmarktsicht zu den größten Profiteuren des Kriegs gehört, hat sich die Aktie von ihren im Sommer erreichten Höchstwerten schon deutlich entfernt.

Das hochprofitable Übernahmeziel erwartet für den laufenden Turnus einen Jahresumsatz von 400 Mill. Euro und eine Ebitda-Marge von etwa 30 %. Der Kauf entspricht einem Vielfachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) von 10,9. Die Gesamtkapazität des Unternehmens ist ausbaufähig auf einen möglichen Jahresumsatz von 700 bis 800 Mill. Euro. Vom ersten Jahr an soll Expal Systems einen positiven Beitrag zum Ergebnis je Aktie abliefern, heißt es.

Wie die Düsseldorfer die Finanzierung der Übernahme ausgestalten, steht noch nicht fest. Die Struktur hänge letztlich von den dann herrschenden Marktgegebenheiten ab, heißt es. Zwar ist von Synergien in Einkauf und Vertrieb die Rede. Quantifiziert werden diese vorerst jedoch nicht.

Mit der Übernahme komplettiere Rheinmetall das Portfolio in der Breite, beispielsweise mit Zündern, Raketenantrieben, Mittelkalibermunition und Flugzeugbewaffnung. Zugleich werde Rheinmetall unabhängiger von Zulieferern bei einigen Vorprodukten und Munitionskomponenten. Das Munitionsgeschäft gehört zu den lukrativsten Geschäftsbereichen im Rüstungsgeschäft. In den ersten neun Monaten baute Rheinmetall den Umsatz im Segment Waffen und Munition um mehr als ein Fünftel auf 849 Mill. Euro aus. Zugleich erreichte der Auftragseingang mit 2 Mrd. Euro einen Rekordwert. Das operative Segmentergebnis kletterte um beinahe 50 %. Entsprechend erhöhte sich die Umsatzrendite bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 12,6 %. In keinem anderen Segment bewegt sich Rheinmetall in vergleichbarer Größenordnung.

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