Rüstungsindustrie

Rheinmetall vertröstet Investoren auf künftige „Auftragsflut“

Die wachsenden Verteidigungsausgaben der Nato treiben Rheinmetall an. Das Tempo verringerte sich allerdings zuletzt. Im dritten Quartal ist der Rüstungskonzern temporär mit Verzögerungen bei Aufträgen der Bundeswehr konfrontiert gewesen, die Zahlen lagen aber im Rahmen der Erwartungen.

Rheinmetall vertröstet Investoren auf künftige „Auftragsflut“

Rheinmetall vertröstet Investoren

Konzernchef Papperger verweist nach „verschobenen Auftragsvergaben aus Deutschland“ auf das vierte Quartal

cru Frankfurt

Grund für das gebremste Umsatzwachstum seien „verschobene Auftragsvergaben aus Deutschland“, erklärte Rheinmetall am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate. Die Jahresprognose bekräftigte der Rüstungskonzern aber „mindestens“. Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr weiterhin um 25 bis 30% zulegen. Das würde einem Erlös von 12,2 Mrd. bis 12,7 Mrd. Euro für 2025 entsprechen. Die operative Ergebnismarge soll rund 15,5% erreichen. Rheinmetall deutete wiederholt Luft nach oben an, falls sich die in diesem Jahr durch die Nato beschleunigte Aufrüstung Europas konkretisieren sollte. Rheinmetall kann laut Konzernchef Armin Papperger mit einer Flut von Aufträgen bis Mitte 2026 rechnen.

Wegen des Regierungswechsels in Berlin verzögern sich lediglich die Bestellungen, darunter Dutzende Satelliten. Papperger sieht die Weichen für ein starkes viertes Quartal gestellt. Die geplanten Großprogramme der Bundeswehr seien mittlerweile in der Finanzplanung des Bundes abgesichert und würden in den kommenden Monaten in die Beauftragung gehen. Allein im Bereich der Munition erwartet Papperger den baldigen Vertragsabschluss mit einem Volumen im zweistelligen Milliardenbereich. Der Auftragsbestand wuchs zuletzt auf 64 Mrd. Euro, verglichen mit 51,9 Mrd. Euro im Vorjahr.

Zweifel an Umsatzziel wachsen

Offenbar wachsen jedoch die Zweifel der Investoren, ob tatsächlich bis 2030 das Umsatzziel von 50 Mrd. Euro erreicht wird. So kommt es zu Gewinnmitnahmen. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Minus von zeitweise 1% auf 1.699 Euro. Die Marktkapitalisierung des Konzerns hat sich aber auch so noch seit der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar, als die USA sich von der Verteidigung Europas distanzierten, auf 78 Mrd. Euro verdoppelt. Rheinmetall bringt damit mehr auf die Waage als die Dax-Konzerne Münchener Rück oder Deutsche Bank.

Die Düsseldorfer verzeichneten nach neun Monaten eine operative Marge von kaum verändert 11,1%, nach 11,3% im Vorjahreszeitraum. In einem Interview mit Bloomberg erklärte Papperger, Rheinmetall werde allein in Europa 40.000 Militärfahrzeuge liefern. Um die Ziele zu erreichen und 25 bis 30% der europäischen Nato-Budgets zu sichern, müsse das Unternehmen die Produktionsautomatisierung verbessern, so Papperger. Rheinmetall werde zudem mit dem Bau von Satelliten beginnen, die ersten 40 seien bis Ende des Jahres vertraglich gebunden. „Deutschland braucht aber deutlich mehr. Wir sprechen von 200 bis 300 Satelliten, die wir dann hier in Deutschland produzieren können“, sagte Papperger.

Kooperation mit US-Konzernen

Rheinmetall arbeitet mit mehreren US-Konzernen zusammen, darunter Lockheed Martin und Anduril Industries, insbesondere in den Bereichen Luftfahrt und Raketen. Papperger erklärte, er prüfe eine mögliche Zusammenarbeit mit Raytheon im Zuge des Ausbaus des Marinegeschäfts.

Rheinmetall, traditionell auf Landsysteme und Munition spezialisiert, gab im September die Übernahme von Naval Vessels Luerssen bekannt. Das Unternehmen baut zudem die Produktion aus, insbesondere in Osteuropa. Ende Oktober unterzeichnete Papperger einen Vertrag mit der bulgarischen Regierung über den Bau zweier Munitionswerke und machte am Dienstag den Spatenstich für ein Artilleriewerk in Litauen.

Käufer für Autosparte gesucht

Für die Sparte „Power Systems“ rund um die Autozulieferung sollen endgültige Kaufangebote von Interessenten in den kommenden vier Wochen eingehen, bestätigte Papperger in einer Analystenkonferenz. Im ersten oder spätestens zweiten Quartal 2026 sei dann eine Finalisierung des Verkaufs geplant. Ende 2025 soll die Sparte bereits als aufgegebener Geschäftsbereich neu klassifiziert werden.

Die wachsenden Verteidigungsausgaben der Nato treiben Rheinmetall an. Das Tempo verringerte sich allerdings zuletzt. Im dritten Quartal ist der Rüstungskonzern temporär mit Verzögerungen bei Aufträgen der Bundeswehr konfrontiert gewesen, die Zahlen lagen aber im Rahmen der Erwartungen.