Rüstungsindustrie

Rheinmetall zahlt trotz Verlust Dividende

Der Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall hat das Krisenjahr nach Anteilen Dritter mit einem Verlust abgeschlossen. Angesichts der guten Liquiditätsausstattung und der Cash-flow-Generierung winkt den Aktionären dennoch eine Ausschüttung,...

Rheinmetall zahlt trotz Verlust Dividende

ab Köln

Der Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall hat das Krisenjahr nach Anteilen Dritter mit einem Verlust abgeschlossen. Angesichts der guten Liquiditätsausstattung und der Cash-flow-Generierung winkt den Aktionären dennoch eine Ausschüttung, wie Rheinmetall-Chef Armin Papperger bei der Bilanzvorlage sagte. Der Hauptversammlung werde eine Dividende von 2 Euro je Aktie vorgeschlagen nach 2,40 Euro im Vorjahr.

Während das Automotive-Geschäft der Düsseldorfer 2020 unter die Räder kam, erwirtschaftete die Rüstungssparte mit einem operativen Ergebnis von 414 Mill. Euro das beste Ergebnis der Firmengeschichte. Die Marge im Rüstungsgeschäft landete bei 11,1%. Dagegen musste sich Automotive mit einer mageren Umsatzrendite von 1,5% bescheiden. Dennoch zeigte sich Papperger zufrieden, dank der im zweiten Halbjahr realisierten Aufholjagd einen Verlust vermieden zu haben. Um die Abhängigkeit vom Automotive-Geschäft, insbesondere vom Verbrennungsmotor, zu verringern, hat Rheinmetall bereits im Februar den Umbau des Konzerns annonciert. Dazu gehört der Verkauf des Kolbengeschäfts, das vom neuen Geschäftsjahr an als nicht fortzuführendes Geschäft bilanziert wird.

Das Kolbengeschäft gehörte bislang zur Geschäftseinheit Hardparts. Mit dem Verkauf beauftragt ist Goldman Sachs. Das Interesse an dem Geschäft, das für einen Jahresumsatz von grob 500 Mill. Euro zuzüglich Joint-Venture-Aktivitäten in China von 200 Mill. Euro steht, sei groß. Unabhängig davon wurde im Geschäft mit Klein- und Großkolben im abgelaufenen Turnus ein Verlust eingefahren. Bei einem Pro-forma-Umsatz von 479 Mill. Euro landete die operative Marge bei –4,5%.

„Mehr als 100 Interessenten“ hätten mittlerweile die Hand gehoben, erläuterte Papperger. Nun werde die Bietergruppe auf etwa 25 Bewerber eingedampft, bevor die Verhandlungen begännen. Mit dem Abschluss des Verkaufsverfahrens wird bis Ende des zweiten/Anfang des dritten Quartals gerechnet.

Der Umsatzanteil von Defence soll ausgehend von 63% im abgelaufenen Turnus bis 2025 auf 70% aus­geweitet werden. Zugleich soll das vom Verbrennungsmotor abhängige Ge­schäft von knapp 30% auf 15% bis 20% zurückgefahren werden. Zudem müssen künftig alle Sparten eine Umsatzrendite von mindestens 10% abwerfen, sagte Papperger. Geschäfte, die diese Vorgabe dauerhaft verfehlten, sollen im Rahmen des „kontinuierlichen Portfoliomanagements“ zügig abgeschnitten werden.

Die eigentliche hinter dem Umbau stehende Zielsetzung ist, den Technologietransfer zwischen den bislang getrennt geführten Sparten Automotive und Defence zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wird die Automotive-Holding aufgelöst. Künftig stehen fünf Divisionen unter der direkten Führung des Konzernvorstands. „Die Umbaukosten sind minimal“, sagte Papperger, denn die neue Organisationsstruktur sei nicht mit einem größeren Stellenabbau verbunden. Umgekehrt soll der Umbau in den nächsten zwei bis drei Jahren Zugang zu Synergien von 5 bis 10 Mill. Euro ermöglichen. Die Einsparungen kämen vor allem aus dem kaufmännischen Bereich, heißt es.

Nach dem Geschäftseinbruch im zurückliegenden Geschäftsjahr steckt sich Rheinmetall für den neuen Turnus ambitionierte Ziele. Der Konzernumsatz soll auch getrieben von der erwarteten konjunkturellen Erholung um 7% bis 9% wachsen. Zugleich soll die operative Umsatzrendite ausgehend von 7,3% auf 8% bis 9% ausgebaut werden. Wachstum wird vor allem der Rüstungssparte zugetraut, zumal die Staaten weltweit ihre Verteidigungsbudgets trotz Covid-19 ausbauen. Auf Sicht von zehn Jahren bezifferte Papperger das Auftragspotenzial auf 30 bis 60 Mrd. Euro.

Wenngleich Rheinmetall für den abgelaufenen Turnus ein operatives Ergebnis von 426 Mill. Euro (–15%) zeigt, täuscht das nicht über den herben Gewinneinbruch hinweg, der auch Ergebnis hoher Wertkorrekturen ist. Die Sonderlasten summierten sich letztlich auf 337 Mill. Euro und ließen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 89 (i.V. 512) Mill. Euro zusammenschnurren. Nach Steuern und Anteilen Dritten stand gar ein Verlust von 27 (+335) Mill. Euro zu Buche.

Rheinmetall
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz5 8756 255
Bereinigtes Ebit426505
 Defence414343
 Automotive33184
Ebit89512
Konzernergebnis1354
Ergebnis/Aktie (Euro)– 0,627,77
Dividende/Aktie (Euro)2,002,40
Free Cash-flow217314
Nettofinanzposition4– 52
Börsen-Zeitung