Richemont wird zum schwarzen Schaf der Branche

Luxusgüterkonzern verfehlt Konsensschätzungen - Umsatz in Hongkong sackt ab - Schmucksparte glänzt

Richemont wird zum schwarzen Schaf der Branche

md Frankfurt – Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont hat im ersten Geschäftshalbjahr (30. September) den Erlös gesteigert. Allerdings belasteten die Unruhen in Hongkong. Die durchschnittliche Umsatzschätzung der Analysten wurde knapp verfehlt, die durchschnittlichen Ergebnisschätzungen dagegen zum Teil recht deutlich. Während andere Konzerne aus dem Luxusgütersegment zuletzt die Markterwartungen übertrafen – etwa LVMH und Hermès – und von Vermögensberatern als sicherer Hafen gegen eine weltweite Konjunkturabschwächung empfohlen wurden, was zu steigenden Notierungen führte, erscheint Richemont nun als schwarzes Schaf in der Branche. Der Aktienkurs gab am Freitag um 5,7 % auf 74,68 sfr nach. Dennoch ist die Marktkapitalisierung des Konzerns seit Jahresbeginn um rund ein Fünftel auf umgerechnet 35,5 Mrd. Euro gestiegen.Der Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge zwischen April und Ende September im Vergleich zum Vorjahreswert um 9 % auf 7,4 Mrd. Euro. Dieser Wert lag knapp unter dem, was Analysten erwartet hatten. Wechselkursbereinigt habe das Wachstum 6 % betragen. Deutlich abgeschwächt hat sich allerdings das Wachstum in der Region Asien-Pazifik (+5 %). Grund sind die Proteste und Ausschreitungen in Hongkong, wo laut Richemont die Einnahmen im zweistelligen Prozentbereich einbrachen. Stark entwickelten sich die Umsätze in Festland-China, Korea und vor allem Japan (+13 %).Von den drei Segmenten legte Schmuck, mit Marken wie Cartier und Van Cleef & Arpels der größte Bereich, gemessen am Umsatz besonders stark zu: um 8 % auf 3,74 Mrd. Euro. Der Erlös im Bereich Specialist Watchmakers mit Marken wie IWC und Piaget stieg dagegen nur um 1 % auf 1,57 Mrd. Euro. Im neu eingeführten Segment “Online Distributors” kletterten die Verkäufe auch wegen der Übernahmen der Online-Händler Yoox-Net-A-Porter und Watchfinder.com um ein Drittel auf 1,18 Mrd. Euro. Gemessen am operativen Ergebnis rangiert Schmuck mit 1,22 (i.V. 1,17) Mrd. Euro weit vor den “Uhrmacherspezialisten” mit 284 (286) Mill. Euro. Das Ebit der Online-Händler ist mit 194 (115) Mill. Euro negativ.Das Betriebsergebnis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) kletterte nach Unternehmensangaben um 3 % auf 1,17 Mrd. Euro. Höhere Kosten, etwa fürs Verkaufsnetzwerk, drückten die Profitabilität. Die Konsensschätzung der Analysten lag bei 1,24 Mrd. Euro. Auch beim Reingewinn, der um 61 % auf 869 Mill. Euro eingebrochen ist, lag die durchschnittliche Markterwartung mit 948 Mill. Euro deutlich höher. Grund für den drastischen Gewinnrückgang ist ein Basiseffekt: Vor einem Jahr hatte Richemont im Rahmen der Vollübernahme von Yoox einen Bewertungsgewinn auf die Aktien des italienischen Unternehmens verbucht. Bereinigt um diesen Effekt war das Nettoergebnis annähernd stabil. Nichts Konkretes zu Tiffany’s Richemont äußert sich so gut wie gar nicht zu den Geschäftsaussichten. Konkrete Prognosen werden erst recht nicht abgegeben. Daher war es keine Überraschung, dass CFO Burkhart Grund nichts dazu sagen wollte, ob Richemont ein Auge auf den US-Juwelier Tiffany’s geworfen hat und sich auf ein Bietergefecht mit dem französischen Rivalen LVMH einlassen könnte. Jüngst war bekannt geworden, dass LVMH mit Tiffany’s Übernahmegespräche führt. “Wir bleiben am M&A-Markt aktiv, wie wir das auch in der Vergangenheit getan haben”, sagte Grund.