Wacker Chemie

Ritt auf der Welle von Preiserhöhungen

Wacker Chemie profitiert im dritten Quartal von der extrem hohen Nachfrage aus zahlreichen Branchen. Das Chemieunternehmen nutzt den Rückenwind für teils saftige Preiserhöhungen.

Ritt auf der Welle von Preiserhöhungen

mic München

Die extrem hohe Nachfrage aus der Solar- und Halbleiterindustrie sowie nach Chemieprodukten treibt das Geschäft von Wacker Chemie stärker als vom Unternehmen noch im September gedacht. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 40% auf 1,7 Mrd. Euro, nachdem zuvor 1,6 Mrd. Euro prognostiziert worden waren. Wacker Chemie meldete mit 59% die höchsten Zuwachsraten in Asien, aber auch Europa und die USA legten mit zweistelligen Prozentsätzen zu. Der operative Gewinn (Ebitda) verdoppelte sich auf 434 Mill. Euro, statt „nur“ wie zuletzt angekündigt auf 400 Mill. Euro zu steigen (siehe Tabelle).

Vorstandsvorsitzender Christian Hartel zeigte sich dementsprechend zufrieden. Das Unternehmen befinde sich auf einem sehr guten Kurs: „Ich gehe davon aus, dass 2021 ein ausgezeichnetes Jahr für Wacker wird.“ Das Management bestätigte die Eckwerte der im September angehobenen Prognose für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz rund 6 Mrd. Euro betragen. Dies entspricht einem Plus von 28% – nach neun Monaten steht ein Anstieg von 31% auf 4,5 Mrd. Euro zu Buche. Der operative Gewinn (Ebitda) soll in der Bandbreite von 1,2 und 1,4 Mrd. Euro landen und damit maximal um 110% steigen. Das Plus in den ersten drei Quartalen beträgt 114%.

Optimistischer als bisher zeigte sich der Vorstand beim Netto-Cash-flow. Er soll nun im Gesamtjahr über dem Niveau des Vorjahres landen. Zuvor hatte Wacker Chemie lediglich das Niveau von 2020 angepeilt. Die Änderung ist naheliegend, weil der Netto-Cash-flow nach neun Monaten mit 765 Mill. Euro bereits das Niveau des gesamten Jahres 2020 von 698 Mill. Euro übertroffen hat. Wacker Chemie bestätigte die im Juni angehobenen Vorgaben, dass die Ebitda-Marge im Gesamtjahr deutlich über Vorjahr und die Kapitalrendite (Roce) deutlich über den Kapitalkosten liegen soll.

Höhere Absatzpreise stützen

Der Rückenwind durch die hohe Nachfrage und gestiegene Absatzpreise lässt Wacker Chemie die Belastungen von höheren Rohstoffpreisen und negativen Währungseffekten gut verkraften. Der Konzern rechnet mit einer Belastung von mehr als 400 Mill. Euro (zuvor: 300 Mill Euro).

Trotz des starken Umsatz- und Gewinnanstiegs geriet der Aktienkurs im Tagesverlauf unter Druck. Die Aktie schloss den Xetra-Handel mit einem Abschlag von 1,4 % auf 153,45 Euro. Das Plus seit Jahresbeginn beträgt trotzdem gut ein Drittel.

Wacker Chemie profitierte bereits im dritten Quartal von Preiserhöhungen. Der Anstieg bei Solarsilizium habe das Geschäft unterstützt, berichtete Hartel. Auch in der Sparte Polymers (Bindemittel, auch Dispersionspulver) begegne man den gestiegenen Rohstoffpreisen mit deutlichen Preiserhöhungen, erklärte das Unternehmen. Abnehmer sind die Bauindustrie, aber auch die Farben-, Papier- und Klebstoffindustrie.

Im vierten Quartal rechnet Wacker mit weiterem Rückenwind infolge steigender Absatzpreise. Anfang Oktober hat der Geschäftsbereich Silicones, der Kunststoffe für viele Branchen produziert, eine globale Preiserhöhung für Silikonprodukte um durchschnittlich 30% angekündigt. Grund dafür seien die höheren Kosten für strategische Rohstoffe, insbesondere Siliziummetall, Logistikdienste und Verpackungsmaterialien, erklärte Wacker Chemie. Mitte Oktober legte der Geschäftsbereich Polymers nach. Es seien Preiserhöhungen für Polymerdispersionen, Dispersionspulver und Festharze von bis zu 20% angekündigt worden, erklärte das Management.

Wacker Chemie
Konzernzahlen nach IFRS
3. Quartal 
in Mill. Euro20212020
Umsatz 1 6591 183
Ebitda434191

in % vom Umsatz

26,1

16,1
Ebit34391
Nettoergebnis24968
Investitionen8645
Netto-Cash-flow*426296
Nettofinanzvermögen538−309
Mitarbeiter (Anzahl)1432414340
*) fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung