Wohnungskonzern

Robyg-Kauf setzt TAG Immobilien zu

Die Zinswende hat den Wohnungskonzern TAG auf dem falschen Fuß erwischt. Jetzt drohen auch noch weitere Abschreibungen auf den Bestand. Daher fahren die Hamburger einen Konsolidierungskurs.

Robyg-Kauf setzt TAG Immobilien zu

hek Frankfurt – Dem Wohnimmobilienkonzern TAG liegt die Robyg-Akquisition schwer im Magen. Um die Finanzlage zu entlasten, fahren die Hamburger einen strikten Konsolidierungskurs. Eine Kapitalerhöhung und Immobilienverkäufe haben Geld in die Kasse gebracht. Zudem streicht TAG Immobilien die Dividende und legt die Planungen für neue Vermietungsobjekte auf Eis.

„Wir haben unseren Aktionären im Jahr 2022 viel zugemutet“, räumt Finanzvorstand Martin Thiel ein. Das veränderte Wirtschaftsumfeld und stark gestiegene Zinsen hätten TAG in einem Moment getroffen, als umfangreiche Finanzierungen für den Erwerb des polnischen Immobilienprojektentwicklers Robyg erforderlich gewesen seien. Die im MDax vertretene Aktie ist seit Herbst 2021 um drei Viertel abgestürzt.

Die Wertvernichtung zeigt sich auch im Substanzwert (Net Tangible Assets), der 2022 auf 20,74 Euro je Aktie schrumpfte. Im Jahr zuvor waren es 25,54 Euro. Ob es nach dem Dividendenausfall für das Jahr 2022 eine Ausschüttung für 2023 geben wird, lässt Thiel weiter offen. Darüber werde Ende 2023 entschieden.

Weitere Kapitalmaßnahmen seien nicht erforderlich, versichert Thiel in der Analystenkonferenz. Das Ziel, TAG unabhängig von Kapitalmarktfinanzierungen aufzustellen, sei sehr nah. Helfen würden dabei der Cashflow des Geschäfts und ein „in begrenztem Umfang erforderliches Verkaufsprogramm in Deutschland“.

In Deutschland hat TAG im abgelaufenen Jahr 1600 Wohnungen veräußert, davon 900 im Schlussquartal. In Summe sei nahezu der Buchwert erzielt worden, doch zum Jahresende hat TAG nach eigenen Angaben Preiszugeständnisse gemacht, um Nachfrage zu generieren. Im laufenden Jahr haben die Hamburger die Verkäufe in der Größenordnung der letzten Monate fortgesetzt.

Auch in Polen hat TAG die Verkäufe intensiviert: Knapp 700 Wohnungen, die ursprünglich in den Eigenbestand gehen sollten, wurden an Dritte veräußert. Zweck der Disposals sei, die Brückenfinanzierung für die zum 31. März 2022 erworbene Robyg zurückzuzahlen, erläutert Thiel. Dieser Kredit belief sich zum Jahresende noch auf 250 Mill. Euro. Zwischenzeitlich waren es 650 Mill. Euro.

Bei den diesjährigen Verkäufen rechnet der CFO mit 5 bis 10% Buchverlust. Auf diese Größenordnung schätzt Thiel auch den mutmaßlichen 2023er Abschreibungsbedarf auf den eigenen Bestand. Für sich genommen erhöhen die Wertverluste den Verschuldungsgrad, gemessen am Immobilienvermögen, doch Thiel versichert, dieser Effekt werde aufgrund der Verkäufe nicht sehr groß sein.

Im zweiten Halbjahr 2022 hat TAG das deutsche Portfolio bereits um 5,5% abgewertet. Die Hochschreibung um 4% in der ersten Hälfte wurde damit überkompensiert. Insgesamt drehte das Bewertungsergebnis von +540 Mill. Euro im Jahr 2021 auf – 64,2 Mill. Euro im Berichtsjahr.

Das operative Ergebnis (Funds from Operations aus der Vermietung) erreichte mit 189,4 Mill. Euro den Zielkorridor von 188 Mill. bis 192 Mill. Euro. Für 2023 erwartet TAG einen Rückgang um 9% auf 170 Mill. bis 174 Mill. Euro. Die im Juni 2023 auslaufende Anleihe im Volumen von 125 Mill. Euro will TAG zurückzahlen.

TAG Immobilien
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Nettomieten340333
Ebitda Deutschl. *234226
Ebitda Polen *8113
Funds from Operations189182
 je Aktie (Euro)1,191,24
Konzernergebnis117586
Verschuldungsgrad (%)46,743,2
NTA ** je Aktie (Euro)20,7425,54
Immobilienbestand7 4816 735
*) bereinigt; **) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung